Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
Haushälterin, die uns offensichtlich
schnell wieder loswerden wollte, damit sie in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen
konnte. „Als ich zuletzt von dem Herrn Professor hörte, war er in Barcelona. Da
sagte er, er kehre erst in einigen Tagen zurück.“
Als die Tür
hinter uns ins Schloss fiel, sah ich Paen enttäuscht an. Der Himmel war schwarz
und wolkenverhangen und es regnete in Strömen. „Er ist abgetaucht?“
„Sieht so
aus“, entgegnete Paen und schlug den Mantelkragen hoch. „Ich denke, wir sollten
...“
Er hielt
unvermittelt inne und packte mich so fest am Arm, dass es fast schmerzte.
„Was? Was
ist los?“, fragte ich, und mir lief es kalt über den Rücken.
Er zog mich zum
Auto, riss die Tür auf und schubste mich hinein.
„Hey!“, rief
ich, als er die Tür zuknallte und auf die Fahrerseite lief. „Was hast du denn?“
Er ließ den
Motor an und gab Vollgas. „Es ist Finn.“
„Oh?
Quetschen sie den Poltergeist aus?“ „Sie waren dabei“, entgegnete Paen
wutentbrannt.
Aber was
ist denn nur?
Was ist
passiert?
Warum
bist du so zornig?
Unter
Missachtung sämtlicher Verkehrsregeln bretterte Paen über die nächste Kreuzung
und bog mit quietschenden Reifen ab.
Es geht
um Clare . Sie wurde entführt. Von einem kleinen, dunkelhaarigen Mann
mit einem Affen auf der Schulter.
18
Paen hielt
vor einer kleinen, gemütlichen Frühstückspension an, und Finn kam unter dem
schützenden Vordach am Eingang hervor und war mit wenigen Sätzen beim Wagen.
„Wo ist sie?“,
fragte ich, als er auf den Rücksitz kletterte.
„Keine
Ahnung“, entgegnete Finn. Sein Gesicht war wutverzerrt und voller Blut. „Der
Bastard hat sie sich geschnappt, als wir mit Reuben sprachen. Ich weiß nicht,
was er für einer ist, aber er hat auf jeden Fall unglaubliche Kräfte.
Er hat mich
gegen die Hauswand geknallt, bevor ich überhaupt wusste, wie mir geschah. Ich
muss wohl ein paar Minuten bewusstlos gewesen sein, denn als ich zu mir kam,
zerrte er Clare bereits in ihren Wagen. Ich wollte hinter ihnen her, aber zu
Fuß bin ich natürlich nicht weit gekommen. Aber eins kann ich euch versprechen:
Wenn ich diesen schleimigen Wichser finde, prügele ich ihn windelweich.“
„Sam?“,
fragte Paen, weil er wissen wollte, in welche Richtung er fahren sollte.
„Ich
versuche es, aber ich kann nichts versprechen.“ Ich schloss die Augen und
verbannte alle Gedanken aus meinem Kopf bis er so leer war wie ein weißes,
unbeschriebenes Blatt Papier. Dann visualisierte ich Clare und dachte ganz
intensiv an sie und alles, was sie ausmachte. Ich sah sie als glücklich
lachendes Kind bei einer Geburtstagsparty vor mir; als hinreißendes, verdammt
cooles Mädchen bei einem Viererdate, als ich noch reichlich linkisch und
unbeholfen war, und ich sah vor mir, wie sie mir in der vergangenen Woche beim
Einrichten des verstaubten, muffigen Büros geholfen hatte: vergnügt, aufgeregt
und ununterbrochen plappernd. Ich konzentrierte mich auf diese Erinnerungen und
Gefühle und verwendete sie dazu, Clare aufzuspüren.
„Wir müssen
nach Osten“, sagte ich schließlich und schaute auf. „Sie ist östlich, außerhalb
der Stadt.“
Paen zog
eine Landkarte aus dem Seitenfach in der Tür und breitete sie über dem Lenkrad
aus. „Kannst du den Ort genauer bestimmen?“
Ein Gebiet
sprang mir direkt ins Auge. Ohne zu zögern tippte ich auf eine große
beigefarbene Fläche. „Das Dunstan Hochmoor. Ich wette, da hat er sie
hingebracht.“
„Warum?“,
fragte Paen. „Warum entführt er sie an ein Filmset?“
„Es geht gar
nicht um das Filmset“, entgegnete ich und mahnte Paen mit hektischen Gesten zur
Eile, bis er endlich auf eine der Hauptverkehrsstraßen abbog, die nach Osten
führten. „Es geht um den Leitstein.“
„Um den was?“ Finn hatte sich mit ein paar Papiertüchern aus meiner Tasche das Blut
abgewischt, das aus der Platzwunde über seiner Augenbraue gelaufen war, aber er
sah immer noch ziemlich grausig aus, besonders im trüben Nachmittagslicht. Wie
Paen hatte er dunkle Ringe unter den Augen - die beiden hatten in den
vergangenen Nächten eindeutig nicht genug Schlaf bekommen.
„Um den Leitstein.“
Ich verfiel in Schweigen und fragte mich, ob es wirklich erst vier Tage her
war, dass Paen in mein Büro gekommen war. Uns läuft die Zeit davon.
Ich weiß. Ihm war anzumerken, wie besorgt er war, obwohl er sich bemühte, mich nicht
zu beunruhigen.
Ich will
nicht, dass deine Mutter das durchmachen muss, sagte ich und
Weitere Kostenlose Bücher