Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
gut.
Da Sie es für nötig halten, werde ich Ihnen gestatten, alle notwendigen
Divinationsrituale in meinem Haus durchzuführen. Wie viel verlangen Sie als
Vorschuss?“
„Gar nichts“,
sagte ich und drehte rasch das Schild auf meinem Schreibtisch um, auf dem
stand, dass bei Auftragserteilung zehn Prozent des Honorars zu zahlen waren. „Uber
die Kosten sprechen wir, wenn ich den Fall etwas besser einschätzen kann -
falls Ihnen das recht ist.“
Seine
Augenbrauen schössen für einen kurzen Moment in die Höhe. „Wie Sie wünschen.
Und wann würden Sie sich gern bei mir zu Hause umsehen?“
„Spricht
etwas dagegen, wenn ich es jetzt gleich tue?“, entgegnete ich und erhob mich
gleichzeitig mit ihm.
Der
überraschte Ausdruck erschien abermals für ein, zwei Sekunden in seinen Augen.
Eine
Frau, die nicht lange fackelt. Wie erfrischend!
Ich zuckte
wie vom Blitz getroffen zusammen. Es war gar nicht, wie ich zuvor gedacht
hatte, meine innere Stimme, die ich da hörte - da sprach jemand anders. Ein
Mann, jemand mit einem schottischen Akzent, der mich an Braveheart erinnerte,
an Männer in Schottenröcken und wilde, ungestüme Männlichkeit. Mit anderen
Worten, ich musste an ...
„Wenn Sie so
fragen, nein“, sagte Paen mit verschlossener Miene. „Es spricht gar nichts
dagegen.“
Warum um
alles in der Welt sprach er in meinem Kopf? Warum und vor allem wie? Und
weshalb störte mich diese Vertraulichkeit gar nicht besonders? Ich schob die
Fragen, die mir durch den Kopf geisterten, erst einmal beiseite und vertraute
darauf, dass ich sie mir in nächster Zukunft würde beantworten können. Es war
einfach eine weitere kuriose Facette eines Mannes, der mich immer mehr
faszinierte.
„Ausgezeichnet.
Dann haben wir also noch einen Fall“, sagte ich und warf Clare einen
vielsagenden Blick zu, den sie nach ihrem verwirrten Gesichtsausdruck zu
urteilen nicht zu deuten wusste. Ich nahm meine Jacke, klappte den Laptop zu und
packte ihn in meine Tasche. „Aber ich denke, wir können problemlos zwei Fälle
gleichzeitig bearbeiten. Clare , kann ich dich noch mal kurz sprechen?“
Paen ging
zur Tür, während ich rasch im Flüsterton mit Clare konferierte.
„Du hast
doch nichts dagegen, dass ich der Sache mit der Statue nachgehe, oder? Ich
wollte eigentlich bei Owen Race vorbeifahren, um die Informationen über das
Manuskript abzuholen, die seine Haushälterin zusammensuchen sollte, aber das
schaffe ich wohl heute Abend nicht mehr. Kannst du allein an dem Manuskriptfall
weiterarbeiten?“
„Natürlich.
Ich treffe mich in zwei Stunden mit einem Hehler und kann vorher zu Mister Race
fahren.“
„Mit einem
Hehler?“ Ich starrte Clare an.
„Ja. Raul
heißt er. Weil er nicht am Telefon mit mir darüber reden wollte, habe ich mich
mit ihm verabredet ...“
„Woher um
alles in der Welt kennt eine Fee, die als Unterwäschemodel arbeitet, einen
Hehler?“
Clare sah
mich gekränkt an. „Ich wünschte, du würdest endlich mit diesem Feenunsinn
aufhören! Und was Raul angeht: Den habe ich auf einer Party kennengelernt. Für
einen Kriminellen ist er eigentlich ganz nett.“
Wie sollte
ich vernünftig mit jemandem reden, der so eine Einstellung hatte?
Ich
versuchte es erst gar nicht.
„Sei
vorsichtig, ganz egal, wie nett dieser Kriminelle ist! Ich rufe dich an, wenn
ich mit Paen fertig bin. Äh ... mit seinem Haus. Es wird bestimmt nicht allzu
lange dauern und ich bin hoffentlich rechtzeitig zurück, um dir noch mit deinem
Hehler zu helfen.“
„Alles klar“,
entgegnete Clare , doch ihr Blick war besorgt. Als ich mich zum Gehen wandte,
zupfte sie mich am Ärmel und sagte leise: „Sam, ich weiß nicht, ob es so schlau
ist, dass du allein zu diesem Mann nach Hause gehst. Er ist ein Vampir! Er hat
große Macht! Er könnte dir alle möglichen schlimmen Dinge antun!“
Ich seufzte
und warf einen Blick auf die dunkle Gestalt, die im Flur auf mich wartete. „Ja,
ich weiß. Ich bekomme auch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke, was für
schlimme Dinge er mir antun könnte. Vor allem mit diesen hinreißenden Lippen.“
„Sam ...“
„Mach dir
keine Sorgen, mir wird schon nichts passieren. Es sei denn, ich habe das Glück,
dass Paen versucht, mich zu verführen und auf die Dunkle Seite zu locken.“ „Sam!“
Ich
tätschelte ihr lachend den Arm. „Guck nicht so entsetzt, ich will dich nur
foppen! Du weißt doch, mir passiert nie etwas!“
Ich hasse
es, wenn einem die eigenen Worte in den Rücken
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