Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
Ihre Aufgabe,
Sie für mich zu finden!“
Paen lehnte
sich zurück und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, als wolle er mich
herausfordern, seinen Auftrag abzulehnen.
Ich warf
einen Blick in Clares Richtung. Sie hatte zum Glück aufgehört, Blumen zu essen,
und machte sich Notizen, doch aus ihrem Gesicht sprachen Zweifel. Das hatte
nichts Gutes zu bedeuten. Als reinrassige Fee hatte Clare (auch wenn sie sich
nicht eingestehen wollte, dass sie eine war) ein unglaubliches Gespür für
Leute, auf das man sich verlassen konnte.
„Verstehe.
Nun ...“ Ich biss mir abermals auf die Lippen, weil ich nicht genau wusste, was
ich tun sollte.
Ja?“
Die
Tatsache, dass Clare Bedenken in Bezug auf Paen hatte, brachte bei mir die
Alarmglocken zum Läuten und ich erwog ernsthaft, den Auftrag abzulehnen.
Schließlich hatte ich bereits einen Job an Land gezogen und brauchte nicht
unbedingt einen zweiten. Nachdenklich sah ich den Mann an, der vor mir saß. Ich
war drauf und dran, ihm zu sagen, ich könne ihm nicht helfen, aber als ich den
Mund öffnete, schlug mir eine Kältewelle entgegen, eine Kälte, die von einer so
großen Verzweiflung und Leere herrührte, dass ich völlig erschüttert war. Ich
wurde von einer tiefen, unendlichen Trauer erfasst, die mich erschaudern ließ.
„Ich würde
gern mit Ihnen nach Hause gehen“, hörte ich mich plötzlich sagen.
Ich wäre
fast tot umgefallen. Im Geiste schlug ich die Hand vor den Mund.
War ich
eigentlich noch ganz bei Trost?
Paen machte
große Augen und Clare fielen die ihren beinahe aus dem Kopf.
„Pardon?“,
fragte er verblüfft.
„Tut mir
leid. Das muss wie ein unanständiges Angebot geklungen haben, aber ich versichere
Ihnen, es war nicht so gemeint.“
Wie schade, sagte eine Stimme in meinem Kopf.
Ich schenkte
ihr keine Beachtung. „Ich meinte vielmehr, ich würde gerne bei Ihnen zu Hause
nach Hinweisen zur Beschaffenheit und dem Verbleib der Statue suchen. Wenn sie
sich früher einmal in Ihrem Haus befunden hat, kann ich vielleicht ... Dingens
... Schwingungen und so auffangen.“
„Schwingungen
und so?“, fragte er, und seine Zweifel waren deutlich an seinen zauberhaften
quecksilberfarbenen Augen abzulesen.
„Ja.
Energien und so weiter. Sie können einem viel über einen Gegenstand verraten.“
Großartig, Sam, dachte ich, was für ein idiotisches Gebrabbel, und das vor
einem Klienten! Vor einem sehr gut aussehenden Klienten, aber sein Äußeres
hatte natürlich nicht das Geringste damit zu tun.
Aber
Mannomann, er machte mich ganz schön an mit seinen breiten Schultern, diesem
markanten Kinn und den blitzenden Augen ... Als ich seinen Gesichtsausdruck
sah, beendete ich rasch diesen gedanklichen Exkurs.
Ich kramte
in meiner Erinnerung nach Wahrsagerfachwissen und versuchte etwas
hervorzuholen, das ein bisschen professioneller klang. „Manchmal hinterlassen
Gegenstände unsichtbare Spuren an einem Ort und Wahrsager können aufgrund
dieser Spuren mehr über den betreffenden Gegenstand erfahren. Sie können sich
auf seine Wellenlänge einstellen, wenn Sie so wollen, und ihn dadurch
aufspüren.“
„Hmm.“ Er
wirkte nicht überzeugt, aber zumindest hatte er nicht mehr diesen ‚Wovon zum
Teufel spricht diese idiotische Frau?’-Ausdruck im Gesicht. Einen Moment lang
kam es mir sogar so vor, als husche der Anflug eines Lächelns über sein
Gesicht. „So etwas gibt es vermutlich. Aber da die Statue vor vielen Jahren
verschwunden sein muss, sind die unsichtbaren Spuren vielleicht so schwach,
dass Sie nichts mehr damit anfangen können.“
„Das weiß
ich erst, wenn ich mich bei Ihnen umgesehen habe“, entgegnete ich fröhlich. Aus
irgendeinem Grund - ach, was erzähle ich da, es lag daran, dass er so verdammt
hinreißend war und ich lange keinen Mann mehr gehabt hatte - war ich fest
entschlossen, alles zu tun, um unsere Beziehung zu vertiefen, und dazu gehörte
auch, mir sein Zuhause anzusehen. Er hatte meine Neugier geweckt, und zwar
nicht zu knapp. „Man kann nicht wissen, was alles möglich ist, wenn man nicht
offen für neue Erfahrungen ist.“
Eine
interessante Mischung unterschiedlichster Gefühle malte sich in seinem Gesicht
ab. Zuerst blickte er etwas trotzig drein, dann irgendwie überrascht, dann
selbstgefällig und schließlich spielte ein Lächeln um seine Mundwinkel, das so
flüchtig war, dass ich es fast nicht bemerkt hätte, bevor er mich wieder mit
ausdrucksloser Miene ansah, woraufhin mir noch kälter wurde als zuvor.
„Also
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