Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
fallen.
3
„Sie sind
also Schotte“, sagte ich, um Konversation zu machen, als wir im Auto zu Paens
Haus unterwegs waren. „Ja, das bin ich.“
„Ein
schottischer Vampir ... äh ... Dunkler.“
„Ja.“ Er
schaute konzentriert auf die Straße. Es war inzwischen dunkel geworden und
allem Anschein nach würde es in Kürze wieder anfangen zu regnen. Mond und
Sterne waren hinter dicken Wolken versteckt. Aber anders als bewölkt hatte ich
den Himmel über Edinburgh in den zwei Jahren, die ich nun schon dort lebte,
eigentlich kaum einmal erlebt.
„Sind Sie so
etwas wie eine Ausnahmeerscheinung? Ich meine, ich dachte immer, Vampire kommen
aus Osteuropa. Aus Rumänien oder so. Oder ist das nur eine Legende?“
Ich sah
seine silbrigen Augen aufblitzen. „Über unsere genauen Ursprünge weiß man heute
leider nichts mehr. Aber unsere Wurzeln haben wir im Mährischen Bergland, das
in der heutigen Tschechischen Republik liegt.“
„Hm.
Interessant.“ Ich schaute aus dem Fenster in das schwarze Nichts.
Nachdem wir
den Stadtrand von Edinburgh und die Lowlands hinter uns gelassen hatten, ging
es rasch auf einer langen, einsamen Straße in die windgepeitschten Hügel von
East Lothian. „Ich bin Kanadierin. Und Amerikanerin. Beides. Mein Vater ist aus
den Vereinigten Staaten, aber meine Mutter ist Kanadierin, und ich bin dort
aufgewachsen. Ich bin im Besitz der doppelten Staatsbürgerschaft, falls Sie das
interessiert. Deshalb konnte ich auch hier ein Gewerbe anmelden.“
Er sagte
nichts, was wohl bedeutete, dass er sich nicht sonderlich für meine Herkunft
interessierte.
„Habe ich
mich schon bei Ihnen dafür bedankt, dass Sie mich in Ihrem Wagen mitnehmen?
Clare hat ein Auto, aber sie verfasst beim Fahren Gedichte über Sterne und
Blumen und ist nicht besonders bei der Sache. Deshalb weiß ich es sehr zu
schätzen, dass Sie mich mitnehmen.“
„Sie haben
sich schon bei mir bedankt.“
„Gut.“
Stille breitete sich aus, aber sie war nicht angenehm, sondern ziemlich
peinlich und unbehaglich. Sie fühlte sich kratzig auf meiner Haut an, wie grobe
Wolle. „Finn war sehr nett. Macht es ihm bestimmt nichts aus, dass wir ihn in
Edinburgh gelassen haben? Ich wollte Sie wirklich nicht hetzen, aber ich möchte
mir Ihr Haus nicht mitten in der Nacht ansehen.“
„Nein, das
macht ihm nichts aus.“
„Okay.“
Wieder Stille. Ich knibbelte verstohlen an meinen Fingernägeln und fragte mich,
warum mir Paens Schweigen so zu schaffen machte, obwohl ich Stille ansonsten
eigentlich ganz gut aushalten konnte. Ich dachte ein paar Minuten darüber nach,
dann beschloss ich, die Frage an den Mann weiterzugeben, der so dicht neben mir
saß, dass seine Hand jedes Mal, wenn er schaltete, mein Bein streifte (was ich
sehr genau registrierte). „Paen ...“
Mir war, als
zucke er zusammen.
„Oh, tut mir
leid. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Es ist wohl ziemlich
unprofessionell, Sie beim Vornamen zu nennen, aber es ist mir einfach so
herausgerutscht.“
„Ich habe
nichts dagegen“, entgegnete er - ziemlich barsch, wie ich fand.
„Oh. Gut.
Ich heiße übrigens Sam. Ist es Ihnen unangenehm, mit mir zu reden?“
Er sah mich
überrascht an. „Wie bitte?“
„Ich habe
mich nur gefragt, ob es Ihnen vielleicht unangenehm ist, mit mir zu reden.
Besonders, weil Sie sich mir vorhin irgendwie direkt in meinen Kopf hinein
mitgeteilt haben.“
Gott sei
Dank gibt es Sicherheitsgurte, kann ich nur sagen. Der Gurt bewahrte mich
davor, mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe zu knallen, als Paen
unvermittelt eine Vollbremsung machte, wodurch der Wagen auf der regennassen
(zum Glück leeren) Straße ins Schleudern geriet.
„Alles in
Ordnung?“, fragte er, als der Wagen zum Stehen kam. Er schaltete die
Innenbeleuchtung ein und sah mich besorgt an.
„Ich glaube
schon.“ Ich ließ mich in den Sitz sinken und betastete eine Stelle an meinem
Hals, die der Gurt wund gescheuert hatte. „Ich bin nur ein bisschen zittrig. Um
die Adrenalinproduktion anzukurbeln, gibt es doch nichts Besseres als eine
Hundertachtzig-Grad-Drehung.“
Ohne zu
antworten, stieg er aus und besah sich die Vorderseite seines Wagens.
Ich blieb
sitzen, weil ich annahm, er wolle nur nachsehen, ob das Auto keinen Schaden
genommen hatte, aber als er ein Stück die Straße hinunterging, stieg ich auch
aus.
„Ist der
Wagen okay?“
„Ja. Ich
suche nach dem Dämon“, entgegnete er und spähte in die Dunkelheit.
„Verdammt!
Ich wünschte, ich hätte
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