Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
anzuglotzen?
Guck dir doch deinen an. Nein, halt, tu es nicht!“
Clare
runzelte missbilligend die Stirn. „Du bist nicht meine Mutter, Sam.
Wenn ich
Finn angucken will, dann tue ich das auch. Kümmere dich um deinen eigenen Lover
- was ich mit meinem mache, ist allein meine Sache!“
Ich winkte
ab. „Das ist mir doch völlig egal. Wir haben Poltergeister!“
„Was?!“,
kreischte sie und wollte sich an Finn vorbeidrängen. Er raunte ihr jedoch über
die Schulter etwas zu, und sie verschwand, um kurz darauf in ihren
Seidenmorgenmantel gehüllt wieder aufzutauchen. Ich angelte mir ein Kissen von
der Couch und drückte es Paen in die Hand, damit er seine Blöße bedecken
konnte, dann flitzte ich in mein Zimmer, um seinen Kilt zu holen.
„Tut mir leid,
er muss in einen Pflanzenkübel gefallen sein“, sagte ich entschuldigend und
klopfte das gute Stück ab, bevor ich Finn und Clare die Sicht versperrte, damit
er ihn anziehen konnte.
„Poltergeister?
Wir haben Poltergeister? Du meinst, so was wie das kleine blonde Mädchen in dem
Film neulich?“, fragte Clare und ging schnurstracks auf den Blumenstrauß zu,
der auf dem Tresen zwischen Wohnzimmer und Küche stand, um sich hastig ein paar
Fliederblüten in den Mund zu stecken.
„Das war
eine Schauspielerin, kein Poltergeist“, entgegnete ich, während ich langsam
durch den Raum ging und kleine Steine aufsammelte. „Das gerade war ein Mann.
Eine männliche Gestalt jedenfalls. Mit sechs Armen.“
„Mit sechs
Armen? Dann war es definitiv ein Poltergeist“, sagte Finn. „Habt ihr Apporte
gefunden?“
Paen zeigte
ihm die Steine, die er in der Hand hielt. Sein Bruder nahm sie an sich und
nickte.
„Was sind
Apporte?“, fragte Clare kauend. „Und bist du sicher, dass es sechs Arme waren,
Sam?“
„Sechs Arme
sind wohl kaum zu übersehen“, erwiderte ich und gab Paen eine Handvoll Steine. „Die
sind ja alle gleich.“
„Natürlich.
Es handelt sich um physikalische Erscheinungen, die von Geistern herbeigeführt
werden. Ich habe schon von diesem Phänomen gehört, aber nun sehe ich so etwas
zum ersten Mal mit eigenen Augen“, entgegnete Paen.
„Sie sehen
wie ganz normale Steine aus“, stellte ich fest.
„Es sind
auch ganz normale Steine. Sie weisen darauf hin, dass ein Poltergeist
körperlich mit unserer Welt in Interaktion getreten ist. Hast du sie in der
Nähe der Gegenstände gefunden, die er angefasst hat?“
Ich nickte
und rieb mir die Arme, weil ich vor Angst bibberte und mir die Kälte des
Poltergeists noch in den Knochen saß, aber vor allem, weil mir Paens wärmende
Nähe fehlte. „Was will so ein Poltergeist denn bei uns? Ich dachte, die spuken
nur in alten Häusern herum?“
„Ich habe
keine Ahnung, was er hier wollte, aber das werde ich herausfinden“, sagte Paen
grimmig, gab mir die Steine zurück und marschierte in einem Wirbel aus
blau-grün karierten Rockfalten zum Telefon.
„Wen willst
du denn anrufen?“, fragte ich halb im Scherz. „Einen Exorzisten?“
„Nein, ich
weiß etwas Besseres“, entgegnete er und erfragte zunächst bei der Auskunft eine
Telefonnummer, die er sich notierte und gleich darauf anwählte. „Ich besorge
uns einen Wächter.“
„Oh nein!“,
stieß Clare mit weit aufgerissenen Augen hervor und erstarrte mit einer
Fliederblüte vor dem Mund.
Ein Schauder
nach dem anderen jagte mir über den Rücken, während Paen telefonierte. Ich ließ
mich auf die Couch sinken und beobachtete ihn besorgt.
Ich hatte
zwar nicht allzu viel Erfahrung mit finsteren Wesen, aber was Wächter waren,
das wusste sogar ich.
Wächter
waren zu allem entschlossene Krieger und bewachten die Höllenportale. Sie
hielten Dämonen und ähnliche Widerlinge in Schach.
Wächter
gehörten zwar zu den Guten, aber sie waren auch äußerst mächtige Leute, die
sehr zielstrebig bei der Erfüllung ihrer Pflichten vorgingen und keine große
Rücksicht darauf nahmen, wer ihnen dabei in die Quere kam.
Jake hatte
mir einmal erzählt, dass er einem Wächter im Kampf gegen einen Algul (einen
blutsaugenden Ghul) hatte helfen sollen, der ein Kind entführt hatte. Der
Wächter hätte Jake anscheinend ohne mit der Wimper zu zucken geopfert, um den
Algul zu vernichten, aber Jake kam glücklicherweise im letzten Moment mit dem
Leben davon (wurde allerdings noch sechs Monate später von Albträumen
heimgesucht).
„Ahm,. . ist
es unbedingt nötig, einen Wächter zu rufen? Ich könnte doch versuchen, den
Poltergeist ausfindig
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