Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
snobistischen Kunstgalerien. Die aneinandergereihten
Häuser aus grauem Stein mit ihren hohen Giebeln stammten allesamt aus der
Viktorianischen Zeit. Ich suchte die richtige Hausnummer, drückte die Klingel
und sagte meinen Namen in die Sprechanlage. „Hallo, ich bin Samantha Cosse. Wir
haben vorhin telefoniert.“
„Ah, Miss
Cosse, ja, natürlich“, ertönte es blechern aus dem Lautsprecher.
„Bitte
kommen Sie herauf!“
Ich schaute
auf das Schild mit dem Namen CASPAR GREEN und merkte mir die Wohnungsnummer.
Als der Türöffner summte, betrat ich das Haus.
Wenige
Minuten später saß ich in einem hellen, in Apricot und Creme gehaltenen
Wohnzimmer, genoss die hereinfallenden Sonnenstrahlen bei einem Tässchen
indischem Tee und knabberte an einem Zitronenplätzchen.
Alles sah
völlig normal aus, regelrecht friedlich, aber der Schein trog offenbar, denn
meine Elfenalarmglocken läuteten wie verrückt. Irgendetwas stimmte nicht in
diesem Raum. Irgendetwas war hier definitiv nicht in Ordnung.
„Wie kann
ich Ihnen helfen?“, fragte Caspar mit einer generösen Geste.
Ich rieb mir
die Arme, um die Gänsehaut zu vertreiben, die ich bekommen hatte. „Ahm ... das
klingt jetzt bestimmt sehr unhöflich, und ich entschuldige mich im Voraus
dafür, aber Sie haben hier nicht zufällig etwas Dämonisches, oder?“
„Etwas
Dämonisches?“ Er sah mich erschrocken an.
„Ja. Zum
Beispiel etwas, das ein Dämon berührt hat?“, sagte ich und sah mich um,
entdeckte aber nichts Ungewöhnliches. Das Wohnzimmer war von Sonnenlicht
durchflutet, und die apricotfarbenen Wände wirkten warm und beruhigend. Trotzdem
fröstelte ich, als wäre es eiskalt im Raum. „Oder etwas, das böse Kräfte hat?“
Caspar sah
sich ebenfalls um. „Die Frage erstaunt mich ein wenig. Ich habe keine
dämonischen Objekte und auch nichts, was irgendwelche Kräfte besitzt, weder
böse noch gute.“
„Entschuldigen
Sie, ich wollte Sie nicht beleidigen“, sagte ich hastig. „Es ist nur so, dass
meine Anderswelt-Sensoren auf irgendetwas ansprechen.“
In seinem
Gesicht, das bis auf die extrem buschigen schwarzen Augenbrauen eher
unauffällig war, malte sich Überraschung ab. „Ihre Anderswelt-Sensoren?“
„So nenne
ich das immer“, erklärte ich lächelnd und versuchte dem Gefühl, dass
irgendetwas nicht stimmte, auf den Grund zu gehen. „Aber ich muss zugeben, dass
sie auch schon mal danebenliegen.“
„Ach,
wirklich?“, entgegnete er höflich und reichte mir erneut den Plätzchenteller. „Und
was kann ich nun für Sie tun?“
„Wie ich
hörte, beschäftigen Sie sich wissenschaftlich mit der Geschichte der Magier“,
sagte ich kauend und schluckte hastig - es gibt kaum etwas Uncharmanteres, als
Krümel durch die Gegend zu spucken. „Ich bin an einem Mann interessiert, der
möglicherweise mit einem Manuskript in Verbindung steht, das Simia Gestor
Coda heißt. Haben Sie je von dieser Schrift gehört?“
Caspar
lehnte sich in seinem apricotfarbenen Sessel zurück, runzelte nachdenklich die
Stirn und faltete die Hände. „Simia Gestor Coda. Hmm. Das kommt mir
irgendwie bekannt vor, aber ich weiß nicht genau ... Ah! Moment!
Jetzt hab
ich es! Darin geht es um die Ursprünge und die Herkunft unterschiedlicher
Rassen - der Dunklen, der Fomhoire und Ilargi, soweit ich mich erinnere, aber
vermutlich werden auch noch andere erwähnt.“
Ich leckte
mir den Puderzucker von den Lippen und nahm meinen kleinen Computer aus der
Tasche. Endlich hatte ich jemanden gefunden, der mir weiterhelfen konnte. „Von
den Fomhoire habe ich schon mal gehört - das sind keltische Feen, nicht wahr?
Aber die Ilargi sind mir gänzlich unbekannt.“
Caspar wies
mit einer eleganten Handbewegung auf den Plätzchenteller, aber ich schüttelte
nur den Kopf und machte mir eifrig Notizen. „Ich glaube, die Fomhoire würden
sich sehr wundern, wenn man sie als Feen bezeichnet, aber dies nur am Rande.
Die Ilargi haben baskische Wurzeln. Sie sind Schnitter, vom Mondclan.“
„Oh“, machte
ich, und mir lief es eiskalt über den Rücken. Schnitter waren mir seit meinem
Wahrsagerstudium ein Begriff- es sind Wesen, die den Toten den Weg leuchten und
mit denen man nichts zu tun haben will. „Wissen Sie zufällig, wer die Coda geschrieben
hat? Bisher konnte ich keine Informationen über den Verfasser finden und habe
nur ein paar vage Angaben zu der Geschichte des Manuskripts. Es gab eine
Verbindung zu Marco Polo, und es ist ungefähr vor dreihundert
Weitere Kostenlose Bücher