Dark one 05 - Vampire sind zum Kussen da-neu-ok-08.12.11
Prüfungsarie führen. Und dabei können wir dann auch gleich erfragen, was
nötig ist, damit du deine Exkulpation bekommst.“
„So einfach
ist das?“, fragte Theo, und seine Belustigung war ihm deutlich anzumerken.
„Natürlich
nicht! Das weiß ich auch. Aber wir können das Problem zumindest logisch
angehen, und das bedeutet, wir müssen so viel wie möglich in Erfahrung bringen,
damit wir wissen, welche Lösungsmöglichkeiten es gibt. Und deshalb müssen wir
zum Gerichtshof.“
Theos
Mundwinkel zuckten.
„Wir sind
doch clevere Leute, Theo“, sagte ich, als wir die Treppe hinuntergingen.
Theo blieb
stehen, um sich einen langen Mantel anzuziehen und einen Hut aufzusetzen.
Beides hatte er dem Gasthausbesitzer abgekauft. „Wir haben beide etwas im Kopf,
du kennst dich mit dem Gerichtshof aus, und ich ... na ja, ich kenne mich mit
Physik aus. Ich weiß zwar noch nicht genau, was uns das nützen wird, aber das
finden wir sicherlich bald heraus.“
Theo lachte
herzlich, als wir zu seinem Auto liefen, doch Mut machte mir das nicht gerade.
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„Das soll
wohl ein Scherz sein!“ „Du bist nicht beeindruckt?“
Ich
betrachtete lächelnd das weiße Bauwerk. „Ganz im Gegenteil, Schlösser
beeindrucken mich immer. Dieses hier ist besonders hübsch. Es ist sehr schön
gelegen, mit Blick auf das Meer, und es ist nicht so baufällig wie die alten
Kästen, zu denen Sarah mich immer schleppt.“
„Aber?“
„Portland
Castle entspricht eigentlich nicht meiner Vorstellung vom Himmel“, sagte ich
und machte eine Handbewegung, von der ich hoffte, dass sie meine Gefühle
ausdrückte, die ich nur schwer in Worte fassen konnte. „Ich weiß, ich weiß, der
Gerichtshof ist nicht der Himmel, aber es ist etwas Ähnliches, und ... na ja,
so habe ich mir den Himmel eben nicht vorgestellt!“
Theo nahm
mich lachend an die Hand, und wir folgten einer Touristengruppe durch das Tor. „Würde
es helfen, wenn ich dir sage, dass der Hof sich gar nicht in dem Schloss
befindet?“
„Aber warum
...“
„Es gibt
hier ein Zugangsportal. Komm mit, hier entlang!“
Während sich
die Touristen zu den Tudor-Küchen aufmachten, bog Theo mit mir nach links ab
und ging durch einen kurzen Korridor auf eine massive Holztür zu, an der ein
Schild mit der Aufschrift „Privat“ hing.
„Verzeih mir
meine Neugier, aber wie sah das Leben aus, als dieses Schloss neu war?“, fragte
ich, als wir den kleinen dunklen Raum betraten, bei dem es sich allem Anschein
nach um ein Verwaltungsbüro handelte. Ich fröstelte ein wenig, denn ich
verspürte einen kalten Luftzug.
„Es war ein
schmutziges Leben. Die Leute hatten Läuse und alle möglichen Krankheiten. Und
es stank überall. Aber da sind wir schon. Siehst du das?“ Theo zeigte auf eine
kleine Nische in der Wand, die vermutlich für eine Kerze oder Lampe gedacht
war. „Wenn man auf die Steine hinten links drückt, kommt der Eingang des
Portals zum Vorschein.“
Ein dumpfes
Rumpeln ließ mich erschrocken herumfahren. Die Wand am anderen Ende des Raums
wich ungefähr einen Meter zurück, und es tat sich eine Öffnung auf, durch die
man hindurchschlüpfen konnte. „Du liebe Zeit, sag bloß, das Schloss hat einen
Geheimgang?“
„Garantiert
mehrere. Es wurde von Henry VIII. erbaut. Er hatte eine Schwäche für
Geheimgänge. An der Gabelung müssen wir links, dann immer geradeaus.“
Der Gang war
mit gedämpftem Licht ausgeleuchtet, wofür ich angesichts des recht unebenen
Bodens sehr dankbar war. Wir gingen den engen Tunnel hinunter und bogen nach
links ab, als er sich teilte. „Was passiert, wenn man das Büro betritt und es
ist jemand da?“
„Das kann
nicht passieren. Der Baum steht leer und ist nur wie ein Büro eingerichtet,
falls ihn zufällig jemand findet.“
„Aber die
Leute vom Schloss müssen diesen Baum doch kennen!“
„Ganz
bestimmt tun sie das, aber er ist mit einem Bann versehen, sodass sie sich
nichts dabei denken. Alle Portale sind so beschaffen. Sie sind sichtbar für
Sterbliche, aber wenn man nicht weiß, was ein Portal ist, hat man hinterher
keine Erinnerung daran.“
„Das ist aber
ein praktischer Trick“, sagte ich und verdrängte den Gedanken, dass so etwas
einfach unmöglich war. „Gibt es, abgesehen von den Dingen, die du mir auf der
Fahrt erzählt hast, noch etwas, das ich wissen sollte?“
„Durch
diesen bläulich schimmernden Durchgang dort“, wies Theo mich an.
Ich blieb
vor den flimmernden Lichtern stehen, die offenbar als Portal zum
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