Dark one 05 - Vampire sind zum Kussen da-neu-ok-08.12.11
denn je.
Theo zuckte
mit den Schultern. „Der Souverän hat kein Geschlecht. Er ist einfach der
Souverän. Er sitzt dem Gerichtshof vor und verschafft den Gesetzen Geltung.
Alles andere wird von den Maren erledigt.“
„Von den
Maaren? Wie die kraterförmigen Vertiefungen in der Erdoberfläche?“
Theo
lächelte, und mein Herz machte einen Freudensprung. „Nein, nur mit einem ,a’.
Es handelt
sich um einen alten Begriff, den man vielleicht am besten mit ‚Prinzessin’ übersetzt.
Die Maren sind sozusagen die rechte Hand des Souveräns. Eine von ihnen wird
dich zu einer Angehörigen des Hofes ernennen, wenn du die letzte Prüfung
absolviert hast.“
„Wie viele
Maren gibt es?“
„Drei.“
„Die Maren
sind also weiblich, aber der Souverän ist geschlechtsneutral?“ Mein Verstand
weigerte sich, so viele unmögliche Dinge auf einmal zu verarbeiten, aber ich
war fest entschlossen, meine neue Einstellung beizubehalten. Ich wollte die
Dinge nehmen, wie sie kamen, und mir erst eine Meinung bilden, wenn ich genug
Informationen hatte, die eine intelligente Schlussfolgerung zuließen.
„Das ist
richtig. Ah, ich glaube, da war ein Bote. Warte hier! Ich bin sofort wieder da.“
Theo rannte
in eine der engen Gassen, die vom Marktplatz abgingen. Ich setzte ein
freundliches Lächeln auf und bemühte mich, so auszusehen, als wären alte
pseudoeuropäische Marktplätze mein zweites Zuhause.
Zwei junge
Männer fuhren mit einem Pferdewagen an mir vorbei, und das Klappern der Hufe
auf dem Kopfsteinpflaster schallte über den Platz. Plötzlich brauste eine junge
Frau mit schwarzem Minirock und einem langen rosa Schal auf einem knallgelben
Motorrad heran, überholte den Pferdewagen und grüßte winkend den Fahrer.
Dieser Ort war
wahrhaftig gewöhnungsbedürftig.
„Hallo,
schöne Frau!“
Ich drehte
mich ruckartig um. Ein Mann mit einem knappen Tank-Top und einer
schwarz-türkisen Radlerhose lehnte an einem Laternenpfahl und musterte mich mit
anzüglichen Blicken. „Du musst neu sein. Ich habe dich hier noch nie gesehen.
Gabriel
heiße ich.“
„Gabriel? Du
hast deine Trompete ja gar nicht dabei.“ Ich protestierte nicht, als der Mann
meine Hand ergriff und einen ziemlich feuchten Kuss darauf schmatzte, doch
danach hätte ich mir furchtbar gern die Hand an der Hose abgewischt.
„Der Gabriel
bin ich leider nicht“, entgegnete der Mann mit einem Lächeln, das reichlich
lüsterne Züge annahm, als er nicht eben unauffällig meine Brüste beäugte.
Ich
verschränkte rasch die Arme vor meinem Körper. „Ich bin ein Cherub und kein
Gesandter. Und du? Bist du ganz allein hier?“
„Du bist
doch kein Cherub!“, erwiderte ich. Um Höflichkeit wollte ich mich zwar gern
bemühen, aber zum Narren halten ließ ich mich nicht. Ich trat einen Schritt zur
Seite, um mehr Abstand zu dem Kerl zu gewinnen.
Sein Grinsen
wurde noch lüsterner, als er mir abermals auf den Leib rückte. „Du denkst an
Putten und so weiter, nicht wahr? Kleine dicke, in Windeln gewickelte Babys mit
Flügeln, die von Wolke zu Wolke flattern?“
„Das
entspricht der Vorstellung, die man im Allgemeinen von einem Cherub hat“,
pflichtete ich ihm bei. „Ich muss wohl nicht darauf hinweisen, dass du der
nicht im Geringsten nahekommst.“
„Dieser
Irrglaube ist unter den Sterblichen weit verbreitet.“ Er berührte mich unvermittelt
am Hals und murmelte etwas von einem Fussel an meinem Kragen, doch ich wich
rasch zurück. „Ich denke, du wirst mir zustimmen, dass die Wahrheit viel
angenehmer ist. Du bist neu hier, nicht wahr? Dann muss ich dich herumfuhren.“
„Eigentlich
warte ich hier auf jemanden“, sagte ich, als der nicht sehr cherubhafte Gabriel
meine Hand ergriff und mich unterhakte.
„Es wird
nicht lange dauern. Am besten stellt man sich diese Inkarnation des
Gerichtshofs wie ein großes Rad vor, und der Marktplatz hier ist die Nabe. Es
gibt drei Bereiche am Rand der Stadt, die alle von diesem Platz aus erreichbar
sind“, sagte er, ohne meinen Einwand zu beachten, und zeigte auf die Leute am
Brunnen. „Das ist das Äquivalent zum Wasserspender im Büro. Und da, am Rand des
Platzes, das sind alles Geschäfte.“
Ich konnte
mich nicht so recht mit der Vorstellung anfreunden, dass es so etwas wie eine
himmlische Shoppingmeile gab, doch es gelang mir, meinen Verstand dazu zu
bringen, über die kritischen Punkte hinwegzusehen. „Geschäfte. Sehr schön.
Ändert der ... äh ... der Souverän eigentlich oft das Erscheinungsbild
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