Dark one 05 - Vampire sind zum Kussen da-neu-ok-08.12.11
Gerichtshof
dienten. Trotz mehrerer mentaler Standpauken zog sich mein Magen vor Aufregung
zusammen.
„Wie ich
bereits sagte: Ich war bisher nur einmal am Hof, wegen eines Gesuchs, das
jedoch abgelehnt wurde. Nichtangehörigen wird selten Zutritt gewährt, und auch
nur, wenn es sich um eine Angelegenheit des Hofes handelt. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass sie dich und deinen Meister rauswerfen, da du mitten in den
Prüfungen bist, aber du solltest auf alle Fälle sehr höflich sein.“
„Ich bin
immer höflich. Außer zu Sarah, aber sie ist meine beste Freundin, da sind klare
Worte erlaubt“, entgegnete ich und atmete tief durch, um meinen Magen zu
beruhigen. Theo spürte offenbar, wie nervös ich war, denn er legte die Hände
auf meine Schultern und drückte sie aufmunternd.
Wenn du
möchtest, kannst du mir das Reden überlassen. Ich bin zwar kein Angehöriger
des Hofes, aber ich kenne mich mit den Umgangsformen aus.
Nein, ist
schon okay. Ich schaffe das. Bist du sicher, dass sie uns nicht trennen?
Das werde
ich nicht zulassen.
Die Wärme
seiner Hände, die auf meinen Schultern ruhten, und das Lächeln, das mein
Bewusstsein erreichte, beruhigten mich. Ich holte noch einmal tief Luft,
schritt durch den bläulichen Nebel und betrat den Gerichtshof von Göttlichem
Geblüt.
„Okay, jetzt
bin ich beeindruckt. Ich weiß gar nicht, welche Gleichungen man brauchte, um
das hier zu erklären.“ Ich blieb am Rand eines Ortes stehen, der wie ein
hübsches europäisches Städtchen des frühen achtzehnten Jahrhunderts aussah. Vor
uns lag ein Marktplatz mit Kopfsteinpflaster und einem Brunnen in der Mitte.
Mehrere Leute in moderner Kleidung saßen auf der breiten Holzeinfassung des
Brunnens und unterhielten sich.
Andere
schlenderten über den Platz, manche mit Aktentaschen unter dem Arm, manche in
kleinen Gruppen, und gelegentlich betrat jemand eines der Fachwerkhäuser im
Tudorstil, die den Platz säumten, oder es kam jemand heraus. Ein Mann, der
fröhlich klingelnd auf sein Herannahen aufmerksam machte, zischte auf einem
Fahrrad an uns vorbei. Eine orangerote Katze saß in der Sonne und leckte sich
die Pfoten. Drei Hunde jagten hinter einem lachenden Kind her. Die Vögel in den
Bäumen am Rand des Platzes sangen herrliche Melodien. Hinter den dunklen
Schieferdächern der Fachwerkhäuser ragten hier und da hohe Türme verschiedener
Gebäude auf. Es war ein sehr idyllischer, hübscher Anblick - und ein absolut
verrückter, wenn man bedachte, dass sich der ganze Ort in einem kleinen
englischen Schloss befand.
„Am besten
nimmst du die Dinge, die du hier siehst, einfach hin und versuchst gar nicht
erst, sie zu ergründen“, sagte Theo, während er einen Wegweiser mit unzähligen
Pfeilen darauf studierte.
„Blindes
Vertrauen war noch nie meine Sache“, erinnerte ich ihn und lächelte einen
Kolibri an, der auf mich zugeflattert kam, unmittelbar vor meinem Gesicht
innehielt und mich eingehend musterte, bevor er wieder davonflog. „Versteh mich
nicht falsch, das hier ist wirklich hinreißend, aber besonders himmlisch ist es
nicht, oder?“
Theo wirkte
belustigt. „Was hast du erwartet? Flauschige weiße Wolken und Engelschöre mit
Harfen?“
Eine junge
Frau kam mit einem Tablett voller kleiner Pasteten vorbei. Sie dufteten ... nun
ja, wirklich himmlisch. Ich schnupperte begeistert. „Das ist mir dann wieder zu
klischeehaft. Also ist der Gerichtshof ein kleines Städtchen?“
„Ja. Oder
ein Palazzo, eine Kathedrale oder ein Wald. Als ich einmal hier war, sah es wie
in der Wüste aus, mit Schlangen und Skorpionen und allem Drum und Dran. Das
hängt ganz von der Laune des Souveräns ab.“
Ich hatte
gerade die Kleider in der Auslage eines Geschäfts am Rand des Marktplatzes
bewundert, aber nun drehte ich mich um und sah Theo argwöhnisch an. „Des
Souveräns? Du meinst ... äh ...“
„Nein. Ich
habe dir doch gesagt, das ist nicht der Himmel. Der christliche Gottesbegriff
basiert auf dem, was der Souverän ist, auch die Gottheiten anderer Religionen,
aber es ist nicht dasselbe.“
„Aber es
gibt hier eine ... äh ... Gottheit, die über allem steht?“
„Der
Souverän ist kein einzelnes Wesen.“
„Es gibt
also mehrere?“, fragte ich und dachte dabei an die Götter der Griechen und
Römer.
„Nein. Der
Souverän ist der Souverän. Er ist weder ein einzelner noch mehrere. Er ist einfach.“
„Du sagst
immer ,der’ und ,er’. Also handelt es sich um ein männliches Wesen?“, fragte
ich verwirrter
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