Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11
sind wirklich eine Touristin?“, fragte Mattias
sichtlich verwirrt.
„Ja. Ich habe Anniki versprochen, ihren Job zu übernehmen,
und wenn Sie niemand anders dafür haben, dann bin ich wohl jetzt die Zorya.“
„So funktioniert das nicht“, sagte Kristjana. Ihre Stimme
war so eisig wie die See vor Island.
„Das habe ich schon mal gehört, aber die Geister halten mich
für die Zorya.
Und der Mondstein verwandelt sich jedes Mal in einen kleinen
leuchtenden Mond, wenn sie in meiner Nähe sind.“
„Die Zorya und ihre Nachfolgerin müssen Schwestern im Blute
sein“, entgegnete Kristjana schroff. Sie war eindeutig dagegen, dass ich
Annikis Platz einnahm. „Man kann nicht einfach den Stein übernehmen und Zorya
werden.“
„Nun, ich bin in keinster Weise mit ihr verwandt“, sagte ich
verunsichert. Aus irgendeinem Grund überkam mich bei dem Gedanken, nun doch
keine Zorya zu sein, eine gewisse Enttäuschung. Ich hatte meine Geister
inzwischen lieb gewonnen und wollte ihnen unbedingt helfen.
„Sie geben mir jetzt sofort den Stein!“, fuhr Kristjana mich
an und streckte fordernd die Hand aus. „Ich werde ihn aufbewahren, bis wir eine
andere Zorya gefunden haben.“
Ich starrte ihre Hand bestürzt an, ohne mich zu rühren.
„Pia“, sagte Magda und stieß mich mit dem Ellbogen an.
Ich nickte, denn ich wusste ganz genau, was sie mir zu verstehen
geben wollte. Wenn eine andere Frau Zorya wurde, dann würden Kristoff und Alec
sie sich einfach greifen und möglicherweise sogar töten, falls sie sich zur
Wehr setzte, wie Anniki es offensichtlich getan hatte.
Das war jedoch nicht der einzige Grund für mein Zögern. „Ich
bin vielleicht nicht der ehrlichste und tugendhafteste Mensch auf der Welt“,
sagte ich langsam. „Aber Anniki hat mich gebeten, das Unrecht zu
sühnen, das ihr angetan wurde, und ich habe es ihr versprochen. Ich denke, es
wäre nicht in ihrem Sinn, wenn ich den Job an jemand anders übergebe.“
„Das haben Sie nicht zu entscheiden ...“, sagte Kristjana,
doch Frederic fiel ihr ins Wort.
„Sie sagten, Anniki hat geblutet, als Sie sie gefunden
haben. Das klingt jetzt bestimmt merkwürdig, aber hat sie vielleicht irgendwann
Ihren Mund berührt?“
Ich sah ihn überrascht an. „Nein.“
„Hmm.“ Er schwieg nachdenklich. „Hat Sie sie irgendwie
verletzt?
Geschnitten oder gekratzt zum Beispiel?“ „Anniki? Sie lag im
Sterben!“
„Ja, und weil ihr das sicherlich bewusst war, wird sie alles
darangesetzt haben, die Verantwortung auf Sie zu übertragen. Sie wird sich um
einen Austausch von Blut bemüht haben.“
„Nun, es ist nichts dergleichen passiert“, entgegnete ich
schaudernd. Dann fiel mir ein, wie Anniki meine Hand festgehalten hatte. „Außer,
dass sie ihre Nägel in meinen Handteller gebohrt hat.“
Alle betrachteten interessiert die drei verblassenden
mondsichelförmigen Kerben, als ich meine Hand ausstreckte. Obwohl die Wunden
nicht tief gewesen waren und sich praktisch sofort geschlossen hatten, waren
sie immer noch zu sehen.
„Aha, das habe ich mir doch gedacht! Sehr gut!“
„Für Sie vielleicht, aber ich mache mir ehrlich gesagt
Sorgen darüber, ob ich mir nicht irgendeine schreckliche Krankheit eingefangen
habe, weil ich ihr Blut überall an mir hatte.“
Frederic lächelte. „Ich kann Ihnen versichern, dass Sie
nicht krank werden.
Was Sie erlebt haben, war einfach die Übergabe des Lichts
von einer Zorya an die andere.“
„Das gilt in diesem Fall nicht!“, protestierte Kristjana. „Sie
gehört nicht zur Bruderschaft.“
„Nichtsdestotrotz wurde sie auserkoren“, erwiderte Frederic.
„Vielleicht könnten Sie mir das ein bisschen genauer
erklären“, sagte ich misstrauisch.
„Normalerweise sind Zoryas blutsverwandt, wie unsere
verehrte Schwester ja bereits sagte. Aber im Notfall kann eine solche
Verbindung auch durch den Austausch von Blut geschaffen werden.“
„Ist das die einzige Methode zur Bestimmung einer neuen
Zorya?“, fragte ich und rieb meine Hand.
„Nein“, entgegnete Frederic. „Der Stein selbst kann eine
Zorya auswählen.“
„Der Stein?“, fragte Magda ungläubig.
„Ja. Es kommt nicht so oft vor, aber es kann passieren, wenn
keine Blutsbande geschaffen werden können.“
Magda sah mich nachdenklich an. „Dann hat Anniki Pia also zu
ihrer Nachfolgerin gemacht, indem sie ihr die Nägel in die Handfläche gebohrt
hat, bis sie blutete? Das klingt schmerzhaft, aber ziemlich eindeutig.“
„Es ist in der Tat
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