Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11
Mademoiselle. In Wirklichkeit sind die
Dunklen erbarmungslose, seelenlose Ungeheuer, die so lange Verderben über
unsere Welt bringen werden, bis alles Licht ausgelöscht ist.“
Ich dachte an Alec. Er war nicht böse. Kristoff war
sicherlich härter drauf als er, aber auch er war kein Ungeheuer. Obwohl er mich
leicht hätte töten können, hatte er es nicht getan.
„Ich hatte ja keine Ahnung“, sagte Magda und schüttelte
fassungslos den Kopf. „Also, das ist gewiss besorgniserregend, aber was hat das
alles mit Pia zu tun? Sie halten Sie doch wohl nicht für einen Vampir, oder?“
„Nein, natürlich nicht“, sagte Frederic rasch und winkte ab.
„Wenn sie einer wäre, wüssten wir es, aber es ist nun einmal Tatsache, dass die
Dunklen die Einzigen sind, die einer Zorya nach dem Leben trachten. Also muss
ein Dunkler Anniki getötet haben. Und es ist absolut keine - um ihre Worte zu
benutzen -abwegige Vorstellung, dass Ihre Freundin von einem Dunklen benutzt
wurde.“
„Sie denken, Sie hat mit einem Vampir geschlafen?“, fragte
Magda entgeistert.
Ich setzte eine überraschte Miene auf. „Ich glaub, ich
spinne! Jetzt gehst du aber zu weit!“
„Vielleicht“, sagte Frederic und trat an meine Seite. Bevor
ich Einwände erheben konnte, strich er meine Haare zur Seite und begutachtete
meinen Hals. „Aber es ist nicht so unwahrscheinlich, wie du denkst. Weißt du,
dass du hier ein Mal hast, Zorya Pia?“
„Ein Mal? Sie ist gezeichnet?“, fragte Kristjana und sprang
auf.
„Das ist nur ein Knutschfleck!“, protestierte ich, schob
Frederic fort und stand auf. „Ein Liebesmal, wenn man so will, aber doch kein
Vampirbiss!“
„Sie ist tatsächlich gezeichnet“, stellte Kristjana fest,
warf ihren Stift hin und kam auf mich zu.
Ich wich vor ihr zurück und hob abwehrend die Hände. „Macht
doch wegen eines kleinen Blutergusses nicht so ein Theater ...“
„Pia Thomason!“, herrschte Frederic mich an, während sie
mich zu dritt einkreisten. Sein Ton hatte etwas Bezwingendes. Obwohl ich es
nicht wollte, sah ich ihm in die Augen, als er auf mich zukam. „Du wirst meine
Fragen wahrheitsgemäß beantworten!“
„Ich ... ich ...“ Ich tastete hinter mir nach der Tür, denn
ein Teil von mir wollte weglaufen, doch der andere war bereit, alles zu tun,
was Frederic verlangte.
Die drei blieben im Halbkreis vor mir stehen. Aus dem
Augenwinkel sah ich Magda, die uns mit besorgter Miene beobachtete.
„Du wirst meine Fragen beantworten“, wiederholte Frederic
und durchbohrte mich regelrecht mit seinem Blick.
Mir sträubten sich die Haare auf den Armen, als ich
vergeblich versuchte, mich gegen den Druck zu wehren, den er auf mich ausübte.
„Ja“, sagte ich gegen meinen Willen.
„Der Mann, mit dem du die vergangene Nacht verbracht hast,
war ein Dunkler, nicht wahr?“
„Ja“, hörte ich mich antworten, wie aus weiter Ferne. Es
drängte mich, vor diesem unheimlichen Mann wegzulaufen, aber er hielt mich
kraft seines Willens gefangen.
Magda stockte der Atem.
„Du wusstest, dass er ein Dunkler ist, und hast ihm den
Zugriff auf die Zorya Anniki ermöglicht“, sagte Frederic. Es klang wie eine
Feststellung und nicht wie eine Frage.
„Nein.“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe erst heute Morgen
erfahren, dass er ein Vampir ist.“
„Warum ist Anniki in dein Zimmer gekommen?“, fragte
Frederic.
„Das weiß ich nicht. Ich weiß es wirklich nicht! Vielleicht,
weil ich die Einzige war, mit der sie abends gesprochen hatte?“ Frederic
verfiel in Schweigen, aber irgendwie konnte ich meinen Blick immer noch nicht
von ihm losreißen. „Wo ist dieser Dunkle jetzt?“, fragte er nach einer Weile.
„Keine Ahnung. Wie ich bereits sagte, ist er gegangen, als
ich geschlafen habe.“
Frederic sah mich durchdringend an, und ich hatte das
Gefühl, er fräße sich durch mein Bewusstsein bis in mein tiefstes Inneres. Ich
wollte mich seinem forschenden Blick entziehen, doch ich stand seinen Kräften
machtlos gegenüber.
Plötzlich wendete er sich ab. Offensichtlich war er
zufrieden mit dem, was er gesehen hatte. Ich sank erschöpft gegen die Wand und
sackte zu Boden, als er zurück an den Schreibtisch ging und gedankenverloren
eines der Blätter zur Hand nahm, auf denen Kristjana sich Notizen gemacht
hatte. „Ich denke, das genügt. Wir werden die Trauungszeremonie sofort
abhalten, um die Initiation nicht unnötig hinauszuzögern.“
Magda kam zu mir gelaufen und kniete sich mit banger Miene
vor
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