Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11
abhacken
oder mich auf dem Scheiterhaufen verbrennen oder was immer sonst sie mit Leuten
anstellen, von denen sie denken, sie hätten sich mit dem Feind verbündet. Das
ist ein weiterer Grund, warum ich heute Abend abhauen wollte: Ich will nicht,
dass du als Nächste dran bist, falls mir etwas zustößt.“
„Pfff“, machte sie verächtlich und knuffte mich in
die Seite. „Wofür hat man denn Freunde, hm? Wir sehen dem fast sicheren Tod
gemeinsam ins Auge!“
„Eine lobenswerte Einstellung, aber du ahnst ja nicht, wie
diese Leute drauf sind“, entgegnete ich und rieb mir die Arme. „Bei dem kleinen
Gespräch mit Mattias nach der Zeremonie haben wir nicht nur die
Übernachtungsmodalitäten diskutiert. Er hat mir gesteckt, dass ich immer noch
nicht offiziell als Zorya anerkannt bin, obwohl Anniki mich zu ihrer
Nachfolgerin be stimmt hat und ich bereits Geisterschützlinge um mich geschart
habe. Sie müssen offenbar noch eine Art Anerkennungszeremonie durchführen, zu
der sich die Mitglieder der Bruderschaft versammeln, um mich in meinem Amt zu
bestätigen. Erst wenn das erledigt ist, kann ich die Geister an den Ort ihrer
Bestimmung führen:“
„Eine Anerkennungszeremonie?“, fragte Magda. „Wie diese
Initiationsriten bei Burschenschaften und so?“
„Vermutlich ohne Saufgelage und wilde Orgien.“
Sie grinste mich an. „Aber das ist doch das Beste daran! Hat
Mattias gesagt, wann die Initiation stattfinden soll?“
Ich rieb mir abermals die Arme, weil ich schon wieder eine
Gänsehaut bekam.
Ob es an dem kalten Wind oder an meiner Nervosität lag,
wusste ich nicht.
„So ausführlich haben wir nicht darüber gesprochen. Er sagte
nur, dass die Zorya die Zustimmung der Gemeinschaft braucht, um in ihrer
Funktion anerkannt zu werden, genau wie sie den Stein braucht, um die Macht des
Lichts zu channeln. Nach der offiziellen Anerkennung soll ich dann sofort vor
allen Anwesenden auf Herz und Nieren geprüft werden, was sich für mich ehrlich
gesagt ziemlich gruselig anhört.“
„Klingt irgendwie nach Mason“, pflichtete Magda mir bei, als
wir die nächste Kreuzung erreichten. Ich erkannte ein paar Häuser wieder und
schätzte, dass wir nur noch wenige Blocks vom Hotel entfernt waren. „Und das
Ganze findet also morgen Abend statt?“
„So lautet der Plan. In dieser Ruine, die wir neulich
eigentlich besichtigen sollten.“
„Oh, gut! Die wollte ich wirklich gerne sehen! Ich hoffe, es
hat niemand etwas dagegen, wenn ich mitkomme. Ach herrje, es ist schon fast
zehn! Du musst schleunigst ins Bett, sonst klappst du mir noch zusammen!“
„Ja, ich bin ziemlich erledigt. Oh, Achtung! Ich glaube, da
vorn steht ein Bullenauto!“
Wir hatten gerade um die Ecke biegen wollen, machten aber
schnell einen Rückzieher und beobachteten, wie ein Mann aus dem Hotel
geschlendert kam und bei einem Zivilfahrzeug stehen blieb, um mit dem Fahrer zu
sprechen.
„Und?“, fragte ich Magda.
„Die sind definitiv von der Polizei. Sie suchen dich
bestimmt. Versuchen wir es auf der Rückseite. Vielleicht kommen wir irgendwie
durch die Hintertür rein, ohne dass sie uns sehen.“
Wir schlichen um den Block und fanden den Kücheneingang,
doch auch dort stand ein Polizist. Er unterhielt sich freundlich mit einer
Frau, die eine klassische weiße Kochmütze trug.
„Verdammt! Okay, was hältst du davon: Ich lenke den
Polizisten im Foyer ab, während du dich über die Nebentreppe in dein Zimmer
schleichst.“
„Ich habe meinen Schlüssel nicht bei mir“, raunte ich Magda
zu und verlor fast die Hoffnung. Obwohl die Leute von der Bruderschaft
versprochen hatten, mir Geld zu geben, wollte ich unbedingt meine eigenen
Kleider und Sachen haben, von denen Magda glaubte, dass sie sich immer noch in
meinem Hotelzimmer befanden. „Ich habe ihn oben gelassen, als ich geflohen bin,
aber inzwischen hat ihn bestimmt der Geschäftsführer oder die Polizei.“
Magda holte ihren Schlüssel - eigentlich eine Plastikkarte
mit einem Magnetstreifen - aus der Tasche. „Hier! Du kannst doch durchs Bad in
dein Zimmer.“
Ich dachte an den Morgen zurück und erschauderte angesichts
der Erinnerung. „Ich habe die Tür zu deinem Zimmer nicht abgeschlossen, als ich
ins Bett gegangen bin“, sagte ich, „aber heute Morgen, als ich Anniki gefunden
habe, war sie abgeschlossen.“
Magda verzog das Gesicht, dann tippte sie sich nachdenklich
mit der Schlüsselkarte an die Lippen. „Mag sein, aber die Polizei hat sie
irgendwann aufgeschlossen. Als
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