Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11
mich.
„Alles in Ordnung?“
Ich nickte, doch meine Arme und Beine zitterten noch unter
dem Eindruck von Frederics Machtdemonstration.
„Ist das dein Ernst?“ Kristjana stürzte auf Frederic zu und
schlug mit beiden Händen auf den Schreibtisch. „Sie ist von einem Dunklen
beschmutzt worden!“
„Beschmutzt? Nein. Sie wurde benutzt, aber das könnte für
uns vielleicht sogar von Vorteil sein. Sie hat Kenntnisse über denjenigen, der
die Zorya getötet hat. Das können wir nutzen, um ihn zu finden.“
„Das werde ich nicht zulassen!“, rief Kristjana wutentbrannt.
„Ich werde nicht zulassen, dass sie das Amt der Zorya besudelt!“
„Es steht dir nicht zu, sie abzulehnen“, entgegnete Frederic
ruhig. „Sie wurde von der letzten Zorya ausgewählt, die sie obendrein zu ihrer
Blutsschwester gemacht hat. Das muss Vorrang gegenüber der Tatsache haben, dass
sie sich mit einem Dunklen eingelassen hat.“
„Vielen Dank“, bemerkte ich trocken und ließ mir von Magda
auf die Beine helfen. „Du verstehst es wirklich, einer Frau das Gefühl zu
geben, dass sie etwas Besonderes ist!“
Niemand beachtete mich, bis mir plötzlich so laut der Magen
knurrte, dass es im ganzen Raum zu hören war.
„Meine Entscheidung steht fest“, sagte Frederic und sah
Kristjana streng an.
„Oder willst du sie etwa anfechten?“
Ich dachte schon, sie wolle genau das tun, doch dann ballte
sie die Hände zu Fäusten und schüttelte den Kopf. „Es soll sein, wie du
befiehlst.“
Frederic lächelte, und es verblüffte mich, wie normal er
plötzlich wieder wirkte. Wenige Minuten zuvor hatte er mich mit purer
Willenskraft an die Wand gedrückt, und nun sah er aus wie ein ganz gewöhnlicher
Buchhalter mittleren Alters. „Ich würde vorschlagen, du gibst deiner Braut vor
der Zeremonie etwas zu essen, Mattias. Wir wollen doch nicht, dass sie in
Ohnmacht fällt, bevor das Ehegelübde abgelegt ist!“
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„Bist du sicher, dass du das Richtige tust?“, fragte Magda
mich eine Stunde später, als ich in dem großen Haus, das sich unmittelbar
hinter der Kirche der Bruderschaft befand, aus dem Fenster kletterte. „Ich
glaube, dein Mann wird nicht sehr erfreut sein, wenn du die Hochzeitsnacht
verpasst. Dein zweiter Mann, meine ich natürlich.“
Ich schnitt eine Grimasse und sprang leise ächzend vom
Fenstersims auf den Boden. Als Magdas Füße neben meinem Kopf auftauchten, trat
ich rasch zur Seite, um ihr Platz zu machen. „Mein Mann hat mir überhaupt
nichts zu sagen. Weder der erste noch der zweite. Und was Letzteren angeht -
dem habe ich gesagt, dass ich zu müde bin, um Traumhochzeit zu spielen, und
mich lieber ausschlafen will.“
„Und das hat er dir durchgehen lassen?“, fragte Magda
ungläubig.
„Was blieb ihm anderes übrig?“ Ich lächelte sie an. „Einer
der Vorteile an dem Job der Zorya ist, dass er praktisch alles tun muss, was
ich sage.“
„Uff !“ Magdas Landung war nicht viel eleganter als
meine.
„Ich bin ganz schön froh, dass die drei sich mit ihrer
Version der Trauungszeremonie begnügt und auf eine standesamtliche Heirat
verzichtet haben. Ich hätte ihnen nur ungern erklärt, warum sie keinen
Trauschein auf meinen Namen ausstellen lassen können. Magda, willst du das hier
wirklich tun? Audrey und Ray machen sich bestimmt schon Sorgen, wo du
abgeblieben bist.“
Magda winkte nur ab und huschte noch vor mir aus dem kleinen
Vorgarten auf die Straße. „Ich habe sie angerufen, während du mit deinem
Ehegespons gesprochen hast, und ihnen gesagt, dass wir uns morgen früh sehen.“
„Könntest du bitte aufhören, von Mattias als meinem Mann zu
sprechen? Das gibt mir irgendwie ... ich weiß auch nicht .. ein ungutes Gefühl.
Als würde ich einen Betrug begehen. Was natürlich albern ist, denn genau das
tue ich ja im Grunde.“
„Aber es dient einem guten Zweck“, entgegnete Magda. Wir
blieben an einer Kreuzung stehen und hielten aufmerksam nach Polizisten,
Mitgliedern unserer Reisegruppe, Leuten von der Bruderschaft und unglaublich
gut aussehenden Vampiren Ausschau. „Also ist es keine Sünde, falls dir das
Sorgen bereitet.“
Wir flitzten über die Straße und machten uns auf den Weg in
den Teil der Stadt, in dem sich unser Hotel befand. Zum Glück waren zu dieser
späten Stunde nicht mehr viele Menschen unterwegs, weder zu Fuß noch mit dem
Auto. „Ob es eine Sünde ist, bereitet mir relativ wenig Kopfzerbrechen - ich
will nur nicht, dass sie die Wahrheit herausfinden und mir den Kopf
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