Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
Vom Netzwerk:
Päckchen und zündete sie an. »Geh zum Laden, ich brauche Zigaretten. Und noch Kekse.«
    »Jenna hat das Auto.«
    »Dann geh zu Fuß, das tut dir gut.«
    Die Frauen hatten eindeutig vor, sich einen gemütlichen langen Abend zu machen, aber ich hatte nicht vor zu bleiben. Also bezog ich dicht neben der Tür Stellung und beäugte eine Cloisonné-Bonbonschale, die mir irgendwie zu hübsch für eine Frau wie Magda erschien. Während ich beobachtete, wie Lyle den Deal aushandelte, ließ ich sie unauffällig in meine Tasche gleiten.
Sie macht es also? Sie hat ihn gefunden? Und glaubt sie wirklich daran?
, sagte Magda, während sie ihr Scheckbuch aufblätterte. Jedes Mal, wenn ich blinzelte, hatte sich Peggy ein Stück näher an mich herangemacht, eine Art groteskes Schachspiel. Bevor ich Gelegenheit hatte, ins Bad zu fliehen, stand sie neben meinem Ellbogen.
    »Sie sehen Runner überhaupt nicht ähnlich«, sagte sie und kniff die Augen zusammen. »Na ja, vielleicht die Nase.«
    »Ich sehe aus wie meine Mutter.«
    Peggy blickte mich schuldbewusst an.
    »Waren Sie lange mit ihm zusammen?«, fragte ich zuvorkommend.
    »Immer wieder mal. Ja. Ich meine, ich hatte zwischendurch auch mal einen andern. Aber Runner hatte so eine Art, zurückzukommen und einem das Gefühl zu geben, dass das zum Plan gehörte. Fast so, als hätte man sich abgesprochen, dass er eine Weile wegging und dann wieder auftauchte, und alles würde wieder so sein wie vorher. Keine Ahnung. Ich wollte, ich hätte einen Buchhalter kennengelernt oder so. Ich weiß nie, wo man nette Männer trifft. Das Problem hab ich schon mein Leben lang. Ich meine, wo gehen Sie denn zum Beispiel hin?«
    Anscheinend erkundigte sie sich tatsächlich nach einem geographischen Ort, als gäbe es eine bestimmte Stadt, in der alle netten Buchhalter und Versicherungsleute leben.
    »Wohnen Sie noch in Kinnakee?«
    Sie nickte.
    »Na, dann würde ich als Erstes mal umziehen.«

Patty Day
    2 . Januar 1985
15 Uhr  10
    P atty warf sich auf den Fahrersitz von Dianes Auto – die Augen fest auf die Schlüssel gerichtet, die vom Zündschloss baumelten,
nur weg von hier, nichts wie weg
. Als Diane auf den Beifahrersitz sprang, ließ sie sofort den Motor an und trat aufs Gaspedal. Mit quietschenden Reifen und schlingerndem Heck raste sie davon und ließ das Haus der Muehlers hinter sich, während die Sachen, die Diane in ihrem Kofferraum aufbewahrte – Basebälle, Gartengeräte, die Puppen der Mädchen –, hin und her flogen wie Passagiere auf einem sinkenden Schiff. Auf vereistem Untergrund holperten sie den Schotterweg entlang, schlidderten abwechselnd nach links auf die Bäume zu oder nach rechts fast in den Graben. Schließlich legte Diane die Hand aufs Lenkrad.
    »Sachte.«
    Aber Patty raste weiter, bis sie das Grundstück der Muehlers verlassen hatten, bog dann in einem großen Bogen nach links ab, fuhr an den Straßenrand und begann – die Hände ums Steuer gekrallt, den Kopf auf der Hupe, die leise protestierte – haltlos zu weinen.
    »Was zur Hölle ist denn bloß los?«, kreischte sie. Es klang wie der tränenerstickte Aufschrei eines Kindes, zornig, verstört und ratlos.
    »Hier läuft irgendwas ganz Sonderbares«, sagte Diane und klopfte ihr beruhigend auf den Rücken. »Wir sollten zusehen, dass du nach Hause kommst.«
    »Ich will aber nicht nach Hause. Ich muss meinen Sohn finden.«
    Beim Wort
Sohn
begann sie wieder zu weinen, und sie ließ ihren Tränen freien Lauf, schluchzte, bis sie kaum noch Luft bekam, während sich die Gedanken in ihrem Kopf jagten. Ben würde einen Anwalt brauchen. Aber sie hatten kein Geld für einen Anwalt. Man würde ihm irgendeinen gelangweilten Pflichtverteidiger zuweisen. Sie würden verlieren. Ben würde ins Gefängnis kommen. Was sollte sie den Mädchen erzählen? Wie lange wurde man für so etwas eingesperrt? Fünf Jahre? Zehn vielleicht? Sie sah einen riesigen Gefängnisparkplatz vor sich, die Tore öffneten sich, und Ben kam herausgeschlichen, fünfundzwanzig Jahre alt, voller Angst vor dem großen freien Raum, die Augen vor der Sonne zusammengekniffen. Dann war er bei ihr, sie hatte schon die Arme ausgebreitet, aber er spuckte sie an, weil sie ihn nicht gerettet hatte. Wie sollte sie damit leben, dass sie ihren Sohn nicht retten konnte? Sollte sie ihn vielleicht wegschicken, ihm zur Flucht verhelfen? Wie viel Geld konnte sie ihm geben? Im Dezember hatte sie, wie betäubt vor Erschöpfung, den Army Colt ihres Vaters an Linda Boyler

Weitere Kostenlose Bücher