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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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und wie das bei Runner immer der Fall war, gab es auch eine Menge Bier. Er hat immer dieses Zeug namens Mickey’s Big Mouths getrunken, man musste die Lasche abziehen, aber das klappte nie richtig, und dann hatte man diese scharfen Kanten, die sahen aus wie die Scheren von Krebsen, und er hat sich immer daran geschnitten und geblutet. Erinnern Sie sich, Libby?«
    »Was ist nach dem Essen passiert?«, unterbrach Lyle. Ich wartete darauf, dass er zu mir herübersah, um sich von mir ein anerkennendes Lächeln abzuholen, aber das tat er nicht.
    »Da hatten wir, äh, Verkehr. Dann war das Bier alle, und Runner ist losgezogen, um Nachschub zu holen. Ich glaube, es war ungefähr acht Uhr, ich hab mir nämlich
Ein Colt für alle Fälle
angeschaut, obwohl es eine Wiederholung war, irgendwie blöd.«
    »Sie hat sich
Ein Colt für alle Fälle
angeschaut«, mischte Magda sich ein. »Ist das nicht paradox?«
    Peggy starrte sie verständnislos an.
    »Jedenfalls ist Runner gegangen und nicht zurückgekommen, und, na ja, es war Winter, da bin ich ziemlich früh eingeschlafen. Irgendwann bin ich aufgewacht, als er nach Hause gekommen ist, aber es gab keine Uhr in der Hütte, deshalb weiß ich nicht, wie spät es war. Auf jeden Fall mitten in der Nacht, da bin ich sicher. Es muss spät gewesen sein, denn ich bin immer wieder aufgewacht, und schließlich musste ich pinkeln, und da ging grade die Sonne auf, und das kann höchstens ein paar Stunden danach gewesen sein.«
    Während diese Frau gepinkelt, Klopapier gesucht hatte, sich dann zwischen den Motoren und Maschinenteilen und Fernsehinnereien, an denen Runner immer herumbastelte, einen Weg zurück ins Bett bahnte, sich vielleicht die Zehen stieß und darüber ärgerte, war ich durch den Schnee zu unserem Haus zurückgekrochen, mitten hinein in ein Blutbad, und meine Familie war tot. Das nahm ich Peggy echt übel.
    »Gott steh mir bei, aber am Morgen kam die Polizei und hat Runner gefragt, wo er zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens gewesen sei. Und dann haben sie
mich
gefragt. Die ganze Zeit hat er darauf beharrt:
Ich war schon früh wieder zu Hause, lange vor Mitternacht
. Aber da bin ich anderer Meinung, aber damals habe ich einfach mitgemacht. Ich hab das bestätigt, was er gesagt hat.«
    »Aber damit ist jetzt Schluss!«, rief die Brünette mit dem Baby.
    »Ich hab seit einem Jahr nichts mehr von ihm gehört.«
    »Na ja, das ist mehr, als ich von mir behaupten kann«, sagte ich und bereute auch das im Handumdrehen. Ich fragte mich, ob diese Frau ihr Geheimnis auch dann für sich behalten hätte, wenn Runner den Kontakt zu ihr ein bisschen mehr gepflegt hätte. Vielleicht alle drei Monate angerufen hätte statt alle acht. »Und wie gesagt«, fuhr Peggy fort, »er hatte diese Kratzer, überall auf den Händen. Natürlich weiß ich nicht, ob die nicht von den Bierdosen stammten. Ich weiß nicht mehr, ob er sich gekratzt hat, bevor er gegangen ist, oder ob ihn vielleicht jemand anderes gekratzt hat.«
    »Nur bei einem der Opfer, nämlich bei Michelle Day, hat man Hautpartikel unter den Nägeln gefunden, was einleuchtend ist, denn sie ist erwürgt worden und war dem Mörder am nächsten«, sagte Lyle. Einen Moment saßen wir alle stumm da, nur das Gurren des Babys wurde lauter und entwickelte sich in Richtung Heulen. »Leider sind die Proben mit den Hautpartikeln verlorengegangen, ehe sie das Labor erreichten.«
    Ich stellte mir Runner vor, wie er sich lüstern, mit weit aufgerissenen Augen über Michelle beugte, wie sein Gewicht sie in die Matratze drückte, wie Michelle sich wand, um Luft zu kriegen, wie sie versuchte, seine Hände wegzureißen, wie sie es schließlich schaffte, ihn wenigstens zu kratzen, eine Schramme quer über seine kleinen, ölverschmierten Hände, die sich immer enger um ihren Hals legten …
    »Und das war meine Geschichte«, verkündete Peggy achselzuckend, die Handflächen ausgebreitet, eine komödiantische »Was soll man da machen«-Geste.
    »Ned, Zeit für den Nachtisch!«, brüllte Magda in Richtung Küche, und Ned kam herbeigeeilt, die Schultern fast bis zu den Ohren hochgezogen, während er, Krümel auf der Unterlippe, die dezimierten trockenen Plätzchen mit harter Marmeladenfüllung hereinschleppte.
    »Himmel, Ned, du sollst aufhören, meine Sachen wegzuessen!«, fauchte Magda ihn an und starrte wütend auf den Teller.
    »Ich hab mir nur zwei davon genommen.«
    »Quatsch, von wegen zwei.« Magda angelte eine Zigarette aus einem schlaffen

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