Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)
gefletschten Zähnen. Ben versuchte, sich nackt ins Haus zurückzuziehen, doch obwohl er die Hunde anbrüllte und wegzuscheuchen versuchte, trollten sie sich erst, als Diondra zurückkehrte.
»Wenn du dir bei Hunden Respekt verschaffen willst, musst du Stärke zeigen«, stellte Trey höhnisch fest und musterte dabei mit leicht hochgezogener Oberlippe Bens rötliche Schamhaare. »Hübscher Feuerbusch.«
Dann nahm er Diondra den Benzinkanister ab. Sie war immer noch vom Bauch nach unten nackt, und ihr Bauchnabel wölbte sich wie ein abgespreizter Daumen nach außen. Trey spritzte das Benzin über den Klamottenhaufen, den Kanister dicht am Penis, so dass es aussah, als würde er pissen. Dann schnippte er das Feuerzeug an und hielt es von der Seite an die benzingetränkten Kleider. Mit einem WUSCH ! fingen sie Feuer, und um den Flammen auszuweichen, stolperte Trey zwei große Schritte zurück. Um ein Haar wäre er gestürzt, und es war das erste Mal, seit Ben ihn kannte, dass er uncool aussah. Diondra wandte sich rasch ab, um Trey nicht in Verlegenheit zu bringen. Das machte Ben noch trauriger als alles andere in dieser Nacht: Die Frau, die er heiraten wollte, die Frau, die sein Kind zur Welt bringen würde, gewährte diese kleine Gunst, die sie Ben nie und nimmer zugestanden hätte, einem anderen Mann. Er musste dafür sorgen, dass sie endlich Respekt vor ihm bekam.
Später sah er zu, wie die beiden anderen noch einen Joint rauchten. Ohne sein Fahrrad saß er hier in Diondras Haus fest – es war einfach zu kalt, schneite wieder, und der Wind heulte im Schornstein. Wenn ein richtiger Schneesturm daraus würde, wären die restlichen Kühe bis morgen früh erfroren – vorausgesetzt, der lahmarschige Farmer griff nicht vorher ein. Gut. Der konnte einen Denkzettel brauchen. Ben spürte, wie die Wut wieder in ihm aufstieg, wie eng es in seiner Brust wurde.
Sie sollten alle einen Denkzettel kriegen, alle diese Arschlöcher, die nie irgendwelche Probleme zu haben schienen, die einfach so durchs Leben segelten – Himmel, sogar Runner, stinkbesoffen, wie er war, schien weniger Ärger am Hals zu haben als Ben. Es gab eine Menge Leute, die einen Denkzettel verdienten, eine Menge Leute, die endlich mal die Erfahrung machen mussten, dass man im Leben nichts geschenkt bekam und dass die meisten Sachen nicht gut ausgingen. Ben wollte nicht der Einzige sein.
Diondra hatte aus Versehen seine Jeans zusammen mit der Lederhose verbrannt, deshalb trug er jetzt eine von ihren lila Trainingshosen, ein großes Sweatshirt und dicke weiße Polosocken. Sie hatte ihm schon zweimal eingeschärft, dass er sie unbedingt zurückgeben musste. Inzwischen hingen sie nur noch ziellos herum, das große Ereignis war vorüber, und Ben fragte sich immer noch, was eigentlich los gewesen war, ob er wirklich zum Teufel gebetet hatte und ob er nun wirklich die Macht in sich fühlen würde. Oder ob alles nur Schwindel war und zu den Dingen gehörte, die man sich einredete – wie ein Ouija-Brett oder einen Mörderclown in einem weißen Van. Hatten sie sich stumm darauf geeinigt zu glauben, dass sie wirklich ein Satansopfer gebracht hatten, oder war es nur eine Entschuldigung, um sich ordentlich zuzudröhnen und etwas zu zerstören?
Sie hätten früher mit den Drogen aufhören sollen. Es war billiges Zeug, das merkte Ben daran, wie weh ihm alles tat. Sogar das Marihuana war aggressiv, als wäre es darauf aus zu verletzen. Es war dieses minderwertige Zeug, das die Menschen böse machte.
Trey schlief vor dem Fernseher ein. Erst fielen ihm langsam die Augen zu, dann sank ihm der Kopf auf die Brust, ruckte wieder hoch, sank herunter, ruckte erneut hoch. Doch dann kippte er zur Seite und war weg.
Diondra verkündete, sie müsste pinkeln, und so saß Ben allein im Wohnzimmer und wünschte sich, er wäre zu Hause. Er stellte sich seine Flanelllaken vor, malte sich aus, wie er im Bett lag und mit Diondra telefonierte. Sie rief ihn nie von zu Hause an, und er durfte sie auch nicht anrufen, weil ihre Eltern so irre waren. Deshalb holte sie Zigaretten und setzte sich in die Telefonzelle bei der Tankstelle oder im Einkaufszentrum. Es war das Einzige, was sie für ihn tat, und das bereitete ihm immer ein gutes Gefühl, er genoss es richtig. Vielleicht gefiel es ihm ja sowieso besser, mit Diondra zu telefonieren, als wirklich mit ihr zu reden, denn sie war in letzter Zeit so verdammt gemein zu ihm, wenn sie zusammen waren. Er dachte wieder an den verblutenden
Weitere Kostenlose Bücher