Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)
kleine Fotze, kein verdammtes Sterbenswörtchen
, doch dann rollte Michelle sich abrupt zur Seite, stieß sich mit den Hausschuhen von der Wand ab, und Diondra hatte plötzlich nur noch ein Büschel Haare in der Hand, das sie wütend auf den Boden schleuderte, dann nahm sie Michelles Verfolgung auf. Wäre Michelle jetzt in Moms Zimmer gerannt, wäre vielleicht doch noch alles glimpflich ausgegangen, Mom hätte eingreifen und sich um alles kümmern können, aber stattdessen rannte Michelle geradewegs in ihr eigenes Zimmer, ins Mädchenzimmer, Diondra dicht auf den Fersen.
Diondra, hör auf, Diondra, lass das,
flüsterte Ben, der ihnen folgte, aber Diondra war nicht zu bremsen, stürzte sich auf Michelle, die auf ihr Bett geflüchtet war und sich wimmernd an die Wand drückte, riss das verängstigte Mädchen am Bein, so dass es platt auf den Rücken fiel, und setzte sich rittlings auf den kleinen Körper.
Du willst also überall ausposaunen, dass ich schwanger bin, ist das dein Plan, eine von deinen widerlichen Intrigen, ein verficktes Geheimnis, das du für fünfzig Cent verkaufst? Du willst es deiner Mommy erzählen, aber weißt du was, ich glaube nicht, dass dir das gelingen wird, du kleines Stück Scheiße, warum ist diese ganze Familie eigentlich so blöd
, und dann legte sie die Hände um Michelles Hals, und Michelles Füße mit den Hausschuhen, die aussahen wie kleine Hundepfoten, begannen wild zu strampeln. Wie aus großer Entfernung beobachtete Ben diese Füße und dachte, dass sie wirklich aussahen wie Hundepfoten, aber dann erwachte Debby ganz langsam aus ihrem Zombieschlaf, und Ben schloss rasch die Tür, statt sie weit aufzureißen und nach seiner Mutter zu rufen. Er wollte ja nur, dass alles ruhig blieb, das war sein einziger Instinkt, bloß keinen wecken, und er versuchte, Diondra zur Vernunft zu bringen, vielleicht würde dann alles wieder okay,
Diondra, Diondra, beruhige dich, sie wird es nicht verraten, lass sie los.
Aber Diondra ließ nicht locker,
du glaubst wohl, ich möchte mein Leben lang vor diesem kleinen Miststück Angst haben
, Michelle kratzte nach ihr und erwischte schließlich mit dem Füller Diondras Hand. Mit verwundertem Gesicht betrachtete Diondra den schimmernden Blutstropfen und lockerte einen Moment ihren Griff. Blitzschnell nutzte Michelle ihre Chance, warf sich zur Seite und sog gierig die Luft ein, aber im Handumdrehen hatte Diondra wieder ihren Hals gepackt und drückte zu. Ben legte die Hände auf Diondras Schultern, um sie von seiner Schwester wegzuziehen. Aber stattdessen blieben seine Hände einfach dort liegen.
Libby Day
Jetzt
D as Day-Mädchen war schlank, ziemlich groß, und ihr Gesicht war meinem geradezu lächerlich ähnlich. Sie hatte die Haare braun gefärbt, aber an den Ansätzen, die – genau wie bei mir noch vor ein paar Tagen – herausschauten, erkannte ich, dass sie von Natur aus ebenfalls rothaarig war. Ihre Größe hatte sie wohl von Diondra geerbt, aber das Gesicht war original von den Days, ich, Ben, meine Mom. Eine Weile glotzte sie mich an, dann schüttelte sie staunend den Kopf.
»Sorry, aber das ist ganz schön seltsam«, sagte sie und wurde rot. Auf ihrer Haut schimmerten die Familiensommersprossen. »Ich wusste nichts davon, ich meine, es ist ja einleuchtend, dass wir uns ähnlich sehen, aber – wow.« Sie blickte zu ihrer Mom, dann wieder zu mir, betrachtete meine Hände, ihre Hände, meinen Fingerstummel. »Ich bin Crystal. Deine Nichte.«
Ich hatte das Gefühl, sie umarmen zu sollen, und hätte es auch gern getan, aber dann schüttelten wir uns doch nur die Hände.
Verlegen stand das Mädchen neben mir und flocht die Arme ineinander und sah mich immer wieder von der Seite an, wie man sich selbst im Vorübergehen in einem Schaufenster betrachtet und hofft, dass es keiner bemerkt.
»Ich hab dir ja gesagt, es würde passieren, wenn die Zeit gekommen ist«, sagte Diondra. »Also, hier ist sie. Komm her, Crystal, setz dich zu uns.«
Crystal gehorchte, lehnte sich träge an ihre Mutter und schmiegte sich in ihre Armbeuge, die Wange an ihrer Schulter, während Diondra mit einer ihrer rotbraunen Haarsträhnen spielte. Aus dieser Position der Geborgenheit betrachtete sie mich weiter.
»Ich kann es gar nicht glauben, dass ich dich endlich kennenlerne«, sagte sie. »Ich hätte dich eigentlich nie kennenlernen sollen, ich bin nämlich ein Geheimnis, weißt du.« Sie sah zu ihrer Mom empor. »Ein geheimes Kind der Liebe, richtig?«
»Richtig«,
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