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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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musste sich zur Abwechslung mal jemand anderes um das Problem kümmern.
    Er plante nichts dergleichen, aber wenn er ein Ventil brauchte und nicht masturbieren konnte, oder wenn er bereits masturbiert hatte und trotzdem noch ein Ventil brauchte, dachte er meistens daran. Auf dem Boden, seitlich, als wäre sein Körper nur ein Wäschehaufen, der darauf wartete, abgeholt zu werden.
     
    Er stürzte durch die Tür, sein Penis erschlaffte, als würde allein der Eintritt in die Highschool ihn entmannen. Rasch packte er den Eimer und schob das Wägelchen in die Kammer zurück, wo er sich die Hände mit der harten Kernseife wusch.
    Als er das Treppenhaus hinunterging und zur Hintertür hinauswollte, kam eine Gruppe Oberstufenschüler an ihm vorbei, die zum Parkplatz unterwegs waren. Bens Kopf fühlte sich heiß an unter den schwarzen Haaren, und er stellte sich vor, was die Typen wohl über ihn dachten –
Freak
, dachten sie bestimmt, genau wie vorhin der Trainer –, aber sie sagten nichts, genau genommen sahen sie ihn nicht mal an. Dreißig Sekunden nach ihnen schubste er die Tür auf. Die Sonne ließ den Schnee schockierend weiß erscheinen. Wenn er in einem Video wäre, würde jetzt die Gitarre loslegen, mit einem Hammerakkord … Bwuiiiirrrr!
    Draußen stiegen die Typen in einen Truck und verschwanden in großen, angeberischen Kurven vom Parkplatz, während Ben sein Fahrrad aufschloss. Sein Kopf dröhnte, ein Tropfen Blut fiel auf den Lenker. Er verschmierte ihn mit der Fingerspitze, fuhr dann über das Rinnsal auf seiner Stirn und steckte sich, ohne nachzudenken, den Finger in den Mund, als wäre es kein Blut, sondern ein Klecks Marmelade.
    Irgendwie musste er sich etwas Gutes tun, vielleicht half ein Bier oder ein Joint, damit er wieder runterkam. Die einzige Stelle, wo man so etwas versuchen konnte, war bei Trey. Eigentlich wohnte Trey nicht dort – Trey verriet sowieso nicht, wo er wohnte –, aber wenn Trey nicht bei Diondra war, hielt er sich meistens im Compound auf. Vom Highway  41 musste man auf eine lange ungeteerte Straße abbiegen, die auf beiden Seiten von Milchorangenbäumen gesäumt war, bis man zu einer großen, von Büschen überwucherten Lichtung kam, auf der ein Lagerhaus stand, dessen Metallwände im Wind klapperten. Im Winter summte drinnen ein Generator, der gerade genug Energie produzierte für ein paar Heizgeräte und einen Fernseher mit unzuverlässigem Empfang. Auf dem Boden lagen bunte, muffige Teppichmuster, und es gab ein paar alte hässliche Sofas, die irgendjemand gespendet hatte. Man versammelte sich rauchend um die Heizgeräte, als wären es Lagerfeuer, alle tranken Bier – die Dosen standen vor der Tür im Schnee –, und alle rauchten Joints. Normalerweise wurde irgendwann ein Ausflug zum nächsten 7 -Eleven unternommen, und wer gerade Geld hatte, brachte ein paar Dutzend Burritos mit, ein paar schon in der Mikrowelle erwärmt, ein paar noch gefroren. Wenn welche übrig waren, wurden sie zusammen mit dem Bier draußen in den Schnee gestopft.
    Ohne Diondra war Ben noch nie im Compound gewesen, denn es waren ihre Freunde, die hier abhingen – aber wo sollte er denn jetzt sonst hin? Wenn er mit der Platzwunde auftauchte, würde er bestimmt ein widerwilliges Nicken und eine Dose Beast bekommen. Die Leute dort waren nicht allzu freundlich – Trey war nie das, was man nett nannte –, aber es gehörte nicht zu ihrem Kodex, jemanden abzuweisen. Bestimmt war Ben mal wieder der Jüngste, aber es hatte auch schon Jüngere gegeben: Einmal war ein Pärchen mit einem kleinen Jungen aufgetaucht, nackt bis auf die Jeanshose. Während alle kifften, kauerte der Kleine auf dem Sofa, nuckelte am Daumen und starrte Ben an. Aber meistens waren die Leute um die zwanzig, einundzwanzig, zweiundzwanzig, im College-Alter, falls sie nicht schon die Highschool geschmissen hatten. Er würde vorbeischauen, vielleicht mochten sie ihn ja, und dann würde Diondra aufhören, ihn jedes Mal, wenn sie hingingen, ihren »Anhang« zu nennen. Auf alle Fälle würden sie ihn ein paar Stunden in einer Ecke sitzen und in Ruhe ein Bier trinken lassen.
    Vielleicht wäre es klüger heimzugehen, aber scheiß drauf.
     
    Das Lagerhaus klapperte, als Ben endlich ankam, und die Blechwände vibrierten von einem Gitarrenriff. Manchmal brachte jemand Verstärker mit, und dann krachten die Akkorde, bis allen die Ohren dröhnten. Heute spielte jemand, der offensichtlich etwas davon verstand – ein Venom-Song, perfekt für

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