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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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hatte ihn schon öfter zum Einkaufen mitgenommen. Dann hielt sie Sachen an ihn, als wäre er ein Baby, und befahl ihm zu lächeln. Und schlug vor, dass er den Preis ja bei ihr abarbeiten könnte, zwinkerzwinker. Ben war nicht sicher, ob ein Junge sich von einem Mädchen Klamotten kaufen lassen sollte, ob das cool war oder nicht. Mr O’Malley, sein Klassenlehrer, machte immer Witze über die neuen Hemden, die seine Frau ihm aufdrängte, aber Mr O’Malley war auch verheiratet. Aber egal – Diondra mochte ihn am liebsten in Schwarz, und er hatte kein Geld für Klamotten. Also bekam Diondra wie immer ihren Willen.
    Das war noch ein weiterer Grund, warum es so angenehm war, mit Krissi rumzuhängen: Sie ging ganz selbstverständlich davon aus, dass er cool war, nur weil er schon fünfzehn war, und für sie war fünfzehn total erwachsen. Krissi war nicht wie Diondra, die plötzlich in merkwürdigen Momenten loslachte. »Was ist denn so komisch?«, fragte er sie dann, aber sie kicherte nur mit geschlossenem Mund weiter und stammelte irgendwann: »Ach, gar nichts. Du bist süß.« Auch als sie das erste Mal versuchten, Sex zu haben, war er so ungeschickt mit dem Kondom gewesen, dass sie angefangen hatte zu lachen und er prompt seine Erektion verloren hatte. Das zweite Mal hatte sie ihm das Kondom einfach weggenommen und quer durchs Zimmer geworfen. Scheiß drauf, hatte sie gesagt, und ihn ohne Kondom in sich gesteckt.
    Wenn er nur daran dachte, bekam er einen Ständer. Leider marschierte im gleichen Moment, als er – mit steinhartem Pimmel – das Briefchen in Krissis Box legte, Mrs Darksilver herein, die Lehrerin der zweiten Klasse.
    »Hey, Ben, was machst du denn hier?«, fragte sie mit einem Lächeln. Sie trug Jeans und einen Pulli und hatte eine Pinnwand und ein Stück kariertes Band in der Hand.
    Er drehte sich um zur Tür, die zurück in die Highschool führte.
    »Ach nichts, ich wollte nur schnell was in die Box meiner Schwester legen.«
    »Na, lauf doch nicht gleich weg, lass dich wenigstens umarmen. Ich seh dich ja gar nicht mehr, seit du ein großer Highschool-Kerl geworden bist.«
    Und schon kam sie mit einem breiten rosa Lächeln auf ihn zu, ihre Schuhe klackten sanft auf dem Betonboden, und er sah, dass sie immer noch ihren dichten dunklen Pony trug, exakt über den Augenbrauen. Als Junge hatte Ben für Mrs Darksilver geschwärmt, vor allem die geometrischen Ponyfransen hatten es ihm angetan. Aber jetzt wandte er ihr den Rücken zu und floh – humpelnd, weil sich der Ständer immer noch gegen sein Hosenbein drückte. Im gleichen Moment wurde ihm klar, dass sie gemerkt hatte, was los war. Das Lächeln verschwand, und ein angewiderter, peinlich berührter Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. Sie sagte kein Wort, sie sah nur auf die Box vor ihm – und die gehörte Krissi Cates, nicht Bens Schwester.
    So schnell er konnte, hastete er davon, wie ein verwundeter Rehbock, der den Todesschuss erwartet. Schieß doch endlich. Manchmal sah er Gewehre vor sich, glaubte einen Lauf an seiner Schläfe zu spüren. Er hatte sich einmal einen Spruch von Nietzsche aufgeschrieben, auf den er zufällig in Bartletts Zitatensammlung gestoßen war, während er darauf wartete, dass die Footballspieler das Gebäude verließen, damit er saubermachen konnte:
    Der Gedanke an den Selbstmord ist ein starkes Trostmittel:
    Mit ihm kommt man gut über manche böse Nacht hinweg.
    Selbstmord kam für Ben nicht in Frage, er wollte kein tragischer Freak sein, über dessen Tod die Mädchen vor dem Fernseher heulten, obwohl sie nie mit ihm gesprochen hatten. Irgendwie kam ihm das noch erbärmlicher vor, als sein Leben ohnehin schon war. Trotzdem war es manchmal nachts, wenn alles besonders schlimm war und er sich besonders eingeschlossen und schwach fühlte, ein angenehmer Gedanke, dass er zum Waffenschrank seiner Mutter gehen könnte – die Kombination war 12 – 5 – 69 , der Hochzeitstag seiner Eltern, inzwischen nur noch ein schlechter Scherz –, das metallene Gewicht des Revolvers in der Hand spüren, ein paar Kugeln ins Patronenlager gleiten lassen, so einfach wie Zahnpastaausquetschen, den Lauf an die Schläfe halten und abdrücken. Man musste sofort abdrücken, den Revolver an der Schläfe, den Finger am Abzug, sonst redete man es sich womöglich wieder aus. Es musste wie eine einzige Bewegung sein – und dann fiel man einfach zu Boden, wie Kleider, die vom Bügel rutschten. Einfach nur … wusch. Auf den Boden, und dann

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