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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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Dollar, wenn es Krissi oder Lou ist. Ich möchte einfach sehen, ob sie immer noch die gleiche Geschichte über Ben erzählen. Ob sie damit leben können, verstehst du? Ich meine, es muss eine Lüge sein. Richtig?«
    Auf einmal fühlte ich mich wieder ganz zittrig. Momentan konnte ich es gar nicht brauchen, dass mein Vertrauen auf die Probe gestellt wurde. Trotzdem klammerte ich mich an die seltsame Beruhigung, dass Ben mich nie belästigt hatte. Wenn er ein Kinderschänder wäre, hätte er dann nicht mit dem kleinen Mädchen bei ihm zu Hause angefangen?
    »Richtig.«
    »Richtig«, wiederholte Lyle.
    »Aber ich weiß nicht, ob ich mehr Glück haben werde als du. Ich meine, ich bin die Schwester des Kerls, von dem sie behaupten, dass er die Kleine belästigt hat.«
    »Tja, ich hab’s schon versucht und nicht geschafft«, erwiderte Lyle achselzuckend. »Ich bin nicht sonderlich gut in solchen Dingen.«
    »In was für Dingen denn?«
    »Diplomatie.«
    »Oh, das ist auf jeden Fall mein Ding.«
    »Wunderbar. Und wenn du es schaffst, einen Termin zu vereinbaren, würde ich gerne mitkommen.«
    Ich zuckte schweigend die Achseln, stand auf und wollte ihn mit der Rechnung sitzen lassen, aber er brüllte meinen Namen, bevor ich auch nur drei Schritte weit gekommen war.
    »Libby, weißt du, dass du den Salz- und den Pfefferstreuer in der Tasche hast?«
    Ich hielt eine Sekunde inne und überlegte, ob ich verblüfft reagieren sollte –
o Schreck, ich bin so zerstreut
. Aber dann nickte ich stattdessen einfach nur und flitzte aus der Tür. Ich brauchte die Streuer.
     
    Lyle hatte Krissis Mutter in Emporia, Kansas, ausfindig gemacht, wo sie mit ihrem zweiten Mann lebte und fast zwanzig Jahre nach der ersten noch eine zweite Tochter bekommen hatte. Im Lauf des letzten Jahres hatte Lyle mehrere Nachrichten hinterlassen, aber sie hatte ihn nie zurückgerufen. Weiter war er nicht gekommen.
    Wenn man jemanden wirklich dringend sprechen möchte, darf man niemals eine Nachricht für ihn hinterlassen. Nein, man muss anrufen und anrufen, bis irgendwann jemand abhebt – aus Wut, Neugier oder Angst –, und dann überfällt man ihn mit Worten, die ihn auf jeden Fall zwingen, nicht gleich wieder aufzulegen.
    Zwölf Mal wählte ich die Nummer von Krissis Mutter, bis sie endlich dranging, und schon sprudelte ich los: »Hier ist Libby Day, Ben Days kleine Schwester, erinnern Sie sich noch an Ben Day?«
    Ich hörte ein leises Schmatzen von sich öffnenden Lippen, dann murmelte eine dünne Stimme: »Ja, ich erinnere mich an Ben Day. Worum geht es denn, bitte?« Als wäre ich ein Telefonverkäufer.
    »Ich möchte gern mit jemanden aus Ihrer Familie über die Anschuldigungen sprechen, die Krissi damals gegen Ben erhoben hat.«
    »Darüber reden wir nicht … wie war noch mal Ihr Name? Lizzy? Ich habe wieder geheiratet und den Kontakt zu meiner früheren Familie abgebrochen.«
    »Können Sie mir sagen, wie ich Lou oder Krissi Cates erreichen kann?«
    Sie stieß einen Seufzer aus wie einen Rauchschwaden. »Lou ist wahrscheinlich in irgendeiner Bar irgendwo in Kansas. Und Krissi? Nehmen Sie die I- 70 nach Westen, und biegen Sie gleich hinter Columbia links ab, sie arbeitet in irgendeinem dieser Stripclubs. Und rufen Sie mich nie wieder an.«

Ben Day
    2 . Januar 1985
12 Uhr  51
    E r holte ein Stück rosa Bastelpapier aus Krissis Box, faltete es auf die Hälfte zusammen und schrieb darauf:
Es sind Weihnachtsferien, und ich denke an dich – rate mal, wer?
Dann malte er noch ein B unten auf das Papier. Das würde sie bestimmt freuen. Kurz überlegte er, etwas aus Krissis Box mitzunehmen und es in Libbys Box zu legen, entschied sich dann aber dagegen. Wenn Libby mit etwas Hübschem auftauchte, würde das sofort Verdacht erregen. Wie viel wurde in der Schule ohnehin schon über ihn und seine Schwestern geklatscht? Die drei Mädchen hatten zusammen ungefähr eineinhalb Klamottensätze: Michelle lief in alten Pullis herum, Debby trug das, was sie von Michelle schnorren konnte, und Libby musste auftragen, was übrig blieb: geflickte Jungenjeans, fleckige alte Baseball-Pullover, billige, von Debbys Bäuchlein ausgebeulte Strickkleider. Das war der Unterschied zu Krissi. Krissis Klamotten waren schick. Auch die von Diondra natürlich, diese ganzen perfekten Jeans. Wenn eine davon verwaschen aussah und weiße Flecken auf den Knien hatte, dann deshalb, weil es die neueste Mode war und Diondra sie so gekauft hatte. Diondra bekam reichlich Taschengeld und

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