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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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Befehl.«
    »Sonderbarer Befehl, Mann«, sagte der stille Typ in der Ecke. »Das waren meine Hamburger.«
    Alle lachten, und Ben gab sich Mühe, unbewegt und knallhart auszusehen. Er schüttelte die Haare wieder über die Augen und spürte, wie das Bier ihn entspannte. Von den zwei Blechdosenbieren, die er so schnell in seinen leeren Magen gekippt hatte, schwirrte ihm der Kopf, aber er wollte auf gar keinen Fall als Waschlappen dastehen.
    »Aber warum habt ihr die Kühe eigentlich umgebracht?«, wollte das Mädchen wissen.
    »Weil sich so was gut anfühlt und bestimmte Bedürfnisse erfüllt. Außerdem geht es nicht, dass man einfach nur im Club ist, man muss schon was dafür tun.«
    Ben war schon oft jagen gegangen; erst hatte sein Dad ihn einmal mitgenommen, dann bestand seine Mom darauf, dass er mit ihr kommen sollte. Wahrscheinlich meinte sie, dass es gut für ihre Mutter-Sohn-Beziehung wäre. Ihr war nicht klar, wie peinlich es war, als Junge mit seiner Mutter jagen zu gehen. Aber seine Mom hatte ihm immerhin beigebracht, einigermaßen anständig zu schießen, hatte ihm gezeigt, wie man mit dem Rückstoß umging, wann man den Abzug drückte und wie man stundenlang geduldig in Deckung saß und wartete. Ben hatte Dutzende Tiere getötet, von Kaninchen bis zu Rehen.
    Jetzt dachte er an Mäuse – wie die Katze seiner Mutter ein Nest gefunden, zwei oder drei von den schleimigen neugeborenen Mäusen gefressen, aber das restliche halbe Dutzend einfach auf der Hintertreppe abgeladen hatte. Runner war kurz davor abgehauen – zum zweiten Mal –, also war es Bens Aufgabe, die Tiere von ihrem Elend zu erlösen. Wie kleine rosa Aale hatten sie sich gewunden, lautlos, die Augen noch fest geschlossen, und bis Ben zweimal zur Scheune und wieder zurück gelaufen war und fieberhaft überlegt hatte, was er tun sollte, hatten sich schon die Ameisen über sie hergemacht. Da war er schließlich mit der Schaufel auf die Mäuschen losgegangen. Fleischfetzen waren auf seine Arme gespritzt, er war immer wütender geworden, und jedes Mal, wenn er die Schaufel schwang, hatte sich sein Zorn nur noch gesteigert.
Für dich bin ich bloß ein Weichei, Runner, bloß ein blödes Weichei.
Erst als nur noch ein klebriger Fleck auf dem Boden zu sehen war, hörte er auf. Er schwitzte, und als er aufblickte, sah er, dass seine Mutter hinter der Fliegengittertür stand und ihn beobachtete. Später beim Abendessen war sie ganz still gewesen und hatte ihn mit besorgtem Gesicht und traurigen Augen angeschaut. Er wollte ihr sagen:
Manchmal fühlt es sich gut an, wenn man etwas fertigmacht. Statt dass man selbst immer fertiggemacht wird
.
    »Zum Beispiel?«, drängelte das Mädchen.
    »Zum Beispiel … na ja, manchmal muss einfach etwas sterben. Dann müssen wir es töten. Jesus verlangt gelegentlich Opfer, und Satan eben auch.«
    Satan. Er sagte das, als wäre das der Name irgendeines Kerls. Es fühlte sich nicht erlogen an und auch nicht beängstigend. Nein, es klang ganz normal, so, als wüsste er genau, wovon er sprach. Satan. Ben konnte ihn fast vor sich sehen, einen Kerl mit langem Gesicht, Hörnern und schmalen Ziegenaugen.
    »Glaubst du ernsthaft an den ganzen Scheiß – wie heißt du noch mal?«
    »Ben Day.«
    »Ben-Gay?«
    »Klar, den Witz hab ich noch nie gehört.« Ohne zu fragen, schnappte Ben sich noch ein Bier aus der Kühlbox. Seit sie angefangen hatten zu reden, war er ein Stück näher an die anderen herangerückt, und dank des Alkohols schien ihm alles, was er sagte, dieser ganze Mist, der da aus seinem Mund kam, plötzlich wie echt. Er konnte ein echter Kerl werden, das sah er jetzt, und selbst dieses Arschloch, das gerade die blöde Bemerkung gemacht hatte, wusste genau, dass dem Witz blitzschnell die Luft ausgehen würde.
    Sie steckten sich den nächsten Joint an, das Mädchen zupfte sich wieder die Klammer aus den Haaren, und die verrückte, freundliche Haarsträhne rutschte wieder an ihren normalen Platz. Ohne sie sah das Mädchen längst nicht mehr so nett aus. Ben atmete ein, inhalierte einen ordentlichen Zug von dem Zeug, aber – nicht husten, nicht husten – nicht so viel, dass er Samenkörnchen in den Hals kriegte. Das Gras war minderwertig, die Sorte, von der man zwar high wurde, aber unangenehm, paranoid und redselig, nicht entspannt und locker. Ben hatte die Theorie, dass der ganze chemische Müll von den Farmen in den Boden floss und von diesen schäbigen, gierigen Pflanzen aufgesogen wurde. Die ganzen

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