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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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hatten, hätte Ben die Hälfte einer Jeanshose finanzieren können. Immer wieder befahl er den beiden, damit aufzuhören, erklärte ihnen, dass es gefährlich und illegal sei, dass sie dafür einen Strafzettel bekommen konnten und dass sie sich gefälligst hinsetzen und nach vorn schauen sollten. Aber die Blagen lachten, Diondra johlte –
Ben kriegt sein Taschengeld diese Woche nicht zusammen, wenn ihr sein ganzes Kleingeld wegschmeißt
 –, und ihm dämmerte, dass sie ihm auf die Schliche gekommen war. Er war anscheinend nicht so vorsichtig gewesen, wie er gedacht hatte: Diondra wusste, dass er gelegentlich ihr Kleingeld aufsammelte. Jetzt fühlte er sich wie ein Mädchen, das gerade gemerkt hat, dass der Wind ihr Kleid hochgehoben hat. Und er fragte sich, was er von Diondra halten sollte, die dabei zusah, wie ihr Freund ihr Wechselgeld krallte, und kein Wort darüber verlor. War sie deshalb ein netter Mensch? Oder gemein?
    In vollem Tempo bretterte Trey zu Diondras Haus, einem riesigen beigefarbenen Kasten, umgeben von einem Maschendrahtzaun, der verhindern sollte, dass Diondras Pitbulls den Briefträger umbrachten. Sie hatte drei von den Viechern. Einer davon war ein weißes Muskelpaket mit riesigen Hoden und irrem Blick, und Ben hasste das Tier noch mehr als die beiden anderen. Wenn ihre Eltern nicht da waren, ließ sie die Hunde ins Haus, und dann sprangen sie auf den Tisch und kackten überall auf den Boden. Diondra machte nie richtig sauber, sondern sprühte nur Lufterfrischer auf alle verdreckten Teppichstellen. Der schöne blaue Teppich im Freizeitraum – Staubviolett nannte Diondra die Farbe immer – war jetzt voller Landminen aus festgetretenen Hundehaufen. Ben versuchte, nicht darauf zu achten. Es war ja nicht sein Problem, woran Diondra ihn auch immer wieder gern erinnerte.
    Die Hintertür war offen, obwohl es so kalt war, die Pitbulls rannten hinein und hinaus, eine Art Zaubertrick – kein Pitbull, ein Pitbull, zwei Pitbulls im Garten! Nein drei! Drei Pitbulls im Garten, die im Kreis herumliefen und dann wieder ins Haus zurücksausten. Sie sahen aus wie Vögel im Flug, die sich in Formation neckten und zwickten.
    »Ich hasse die verfickten Hunde«, stöhnte Trey und hielt an.
    »Diondra verwöhnt sie total.«
    Die Hunde starteten eine Runde Angriffsgebell, als Ben und Trey aufs Haus zugingen. Wie besessen liefen sie am Zaun entlang neben den beiden Jungen her, versuchten Schnauzen und Pfoten durch die Öffnungen zu stecken und bellten, bellten, bellten.
    Die Haustür stand ebenfalls offen, Wärme drang heraus. Sie gingen durch die rosatapezierte Diele – Ben konnte nicht widerstehen und schloss die Tür hinter sich, um wenigstens ein bisschen Energie zu sparen – nach unten, in Diondras Reich. Diondra war in dem großen Freizeitraum und tanzte, halbnackt, mit riesigen grellrosa Socken, ohne Hose, in einem Pullover, in den sie zweimal gepasst hätte, mit einem breiten Zopfmuster, das Ben an einen Fischer erinnerte. Nichts für ein Mädchen, andererseits zogen in der Schule zurzeit alle Mädchen übergroße Sachen an, Boyfriend-Shirts, Daddy-Pullover. Bei Diondra waren die Pullis natürlich supergroß mit mehreren Schichten Kleidung darunter: Ein überlanges T-Shirt, darüber eine Art Tanktop, dann ein grellgestreiftes Herrenhemd. Einmal hatte Ben ihr einen seiner großen schwarzen Pullover als Boyfriend-Pulli angeboten – da er ja ihr Freund war –, aber sie hatte nur die Nase gerümpft und verkündet: »Das ist nicht die richtige Art Pulli. Außerdem hat er ein Loch.« Als wäre ein Loch im Pulli schlimmer als Hundescheiße auf dem Teppich. Ben war nie ganz sicher, ob Diondra tatsächlich über alle möglichen geheimen Regeln und privaten Verhaltensvorschriften Bescheid wusste oder ob sie sich den Mist einfach ausdachte, damit er sich blöd vorkam.
    Jetzt hüpfte sie zu den Klängen von
Highway to Hell
herum, hinter ihr spuckte der Kamin Flammen, und sie hielt ihre Zigarette sorgsam von den neuen Klamotten weg, die in Plastikverpackungen, auf Bügeln oder in glitzernden Tüten mit hervorquellendem Seidenpapier um sie herumlagen. Außer den Kleiderneuerwerbungen gab es noch ein paar Schuhschachteln und einige von den kleinen Päckchen, die, wie Ben inzwischen wusste, Schmuck enthielten. Als Diondra aufblickte und Bens schwarze Haare entdeckte, breitete sich ein breites, strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht aus, und sie streckte anerkennend den Daumen in die Höhe. »Super.«

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