Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)
Augenblicklich fühlte Ben sich besser. »Ich hab dir doch gesagt, es würde toll aussehen, Benji.« Mehr bekam er dazu nicht zu hören.
»Was hast du denn gekauft, Dio?«, fragte Trey und fing an, in den Tüten zu wühlen. Dann nahm er einen Zug an ihrer Zigarette, die sie weiter fest in der Hand behielt – ein ziemlich enger Körperkontakt, und das ohne Hose. Als Diondra Bens Blick bemerkte, hob sie den Pullover, und es kamen Boxershorts zum Vorschein, die nicht ihm gehörten.
»Ist schon okay, Dummerchen«, beruhigte sie ihn, trat zu ihm und küsste ihn; ihr Geruch nach Zitrusfrucht-Haarspray und Zigaretten schlug ihm entgegen und beschwichtigte ihn. Er erwiderte ihre Umarmung nur ganz locker, wie er es sich in letzter Zeit angewöhnt hatte, und als er ihre Zunge in seinem Mund spürte, zuckte er zusammen.
»O Gott, jetzt komm doch endlich mal raus aus dieser ›Diondra ist unberührbar‹-Phase«, fauchte sie. »Es sei denn, du hast beschlossen, dass ich zu alt für dich bin.«
Ben lachte. »Du bist siebzehn.«
»Wenn du hören würdest, was ich gehört habe«, trällerte Diondra mit glockenklarer Stimme, aber es klang wütend, geradezu angekotzt.
»Was soll das denn heißen?«
»Dass siebzehn für deinen Geschmack vielleicht einfach zu alt ist.«
Ben wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Wenn man mit Diondra in dieser Stimmung etwas klären wollte, endete das meistens mit endlosen Runden von »Nein, es ist nichts« und »Ich erklär es dir später« oder »Keine Sorge, ich werd schon damit fertig«. Sie zog ihre drahtig gesprayten Haare zurück und tanzte weiter, und jetzt sah Ben auch den Drink hinter einer Schuhschachtel. Um ihren Hals reihte sich ein Knutschfleck an den anderen, die er ihr alle am Sonntag gemacht hatte, richtig gebissen hatte er sie, wie Dracula, und sie hatte immer mehr gewollt: »Fester, fester, wenn du es so machst, gibt es keinen Fleck, nicht die Lippen zusammenkneifen, nicht die Zunge, nein, fester … Tu es! Fester! Wieso weißt du denn nicht mal, wie man einem Mädchen einen ordentlichen Knutschfleck verpasst?« Dann hatte sie ihn am Kopf gepackt, zur Seite gedreht und seinen Hals bearbeitet wie ein Fisch auf dem Trockenen, so dass das Fleisch in hektischem Rhythmus eingesogen und ausgestoßen wurde, einauseinaus. Schließlich war sie ein Stück weggerückt. »Hier!«, hatte sie triumphierend gerufen und ihn gezwungen, in den Spiegel zu schauen. »Und jetzt mach es bei mir genau so.«
Das Ergebnis war eine Kette von Blutsaugerflecken um ihren Hals, braun und blau, und sie waren Ben peinlich gewesen, bis er sah, wie Trey sie anstarrte.
»O nein, Baby, du bist ja verletzt«, rief sie plötzlich mit einem affektierten Lächeln, als sie die Wunde an seinem Kopf bemerkte. Sie leckte einen Finger ab und fing an, das Blut abzuwischen. »Hat jemand dich verprügelt?«
»Der Kleine ist vom Fahrrad gefallen«, grinste Trey. Dabei hatte Ben ihm gar nichts davon gesagt, und er spürte, wie die Wut in ihm aufstieg, weil Trey sich über ihn lustig machte und dabei auch noch ins Schwarze getroffen hatte.
»Fick dich, Trey.«
»Heyyyyy«, wehrte Trey ab, seine Hände schossen in die Höhe, und seine Augen wurden schiefergrau.
»Hat jemand dich vom Rad geschubst, Baby? Wollte jemand dir weh tun?«, fragte Diondra und versuchte, Ben zu streicheln.
»Hast du irgendwas für unseren Benny-Boy gekauft, damit er diese beschissenen Arbeitsjeans nicht noch einen Monat tragen muss?«, fragte Trey abrupt.
»Aber selbstverständlich«, antwortete Diondra grinsend. Vergessen war Bens Verletzung, für die er sich wesentlich mehr Zuwendung versprochen hatte. Stattdessen hüpfte Diondra zu einer riesigen roten Tüte und zog eine schwarze Lederhose heraus, dick wie Kuhfell, dazu ein gestreiftes T-Shirt und eine schwarze Jeansjacke mit glitzernden Pailletten.
»Na so was, eine Lederhose – glaubst du vielleicht, dein Freund ist David Lee Roth?«
»Er wird toll aussehen. Geh und probier sie an.« Sie rümpfte die Nase, als er versuchte, sie an sich zu ziehen. »Hast du schon mal was von einer Dusche gehört, Ben? Du riechst ja wie die Cafeteria.« Sie drückte ihm die Klamotten in die Hand und schob ihn zum Schlafzimmer. »Es ist ein Geschenk, Ben!«, rief sie ihm nach. »Irgendwann möchtest du dich vielleicht dafür bedanken.«
»Danke schön!«, rief er zurück.
»Aber dusch dich, bevor du sie anziehst, um Himmels willen.« Also meinte sie es ernst, er stank tatsächlich. Er fand
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