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Dark Road

Titel: Dark Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Haptie
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töten - dich.«
    »Sie hätte es mir trotzdem sagen müssen. Ich sehe sogar aus wie er.«
    Zack hatte nichts gegessen. Er gab Moe ein Stück Brot und Moe aß es für ihn.
    »Er hat mich vor den Gewitterfliegen gerettet.«
    »Ich weiß, das hast du mir erzählt.«
    »Aber das heißt nicht, dass mir nichts mehr, du weißt schon ... an Dad liegt. Ich meine an Balthasar. Das wird sich nicht ändern.«
    »Natürlich nicht«, sagte Clovis. »Es wäre auch gar nicht logisch, aufzuhören, an ihn zu denken, für keinen von uns. Auch wenn er tot ist und wir ihn nie treffen werden. Niemals. Es wäre unlogisch, wenn uns plötzlich nichts mehr an ihm liegen würde. Wir werden immer an ihn denken.«
    Wieder schwiegen sie. Ein Bergfalke glitt über die Baumwipfel.
    Clovis hustete.
    »Der Himmel sieht seltsam aus, ziemlich unheilvolle Wolken da über dem Meer«, sagte er. »Ist dir das aufgefallen?«
    Beide standen auf und sahen zum hell schimmernden Meer und dem dunkelgrauen Himmel darüber. Zwei weise alte Wettermänner gaben ihre Vorhersagen ab. Fuhren sich mit dem Handrücken über die Augen.
    »Sieht aus, als würde ein Gewitter aufziehen«, sagte Clovis. »Endlich.«
    »Das ergibt alles keinen Sinn«, sagte Zack.

 
KAPITEL 58
    Ebenfalls am späten Nachmittag schlich Ernesto Scarspring durch den Flur, der die vielen Schlafzimmer im fünften Stock des Scarspring-Hauses miteinander verband. Vorbei an Golightlys Südseitenzimmer, das immer verschlossen war. Dann der größere Raum, der für seine Großeltern reserviert war, die sie im Winter besuchten, aber den Rest des Jahres im Landesinneren verbrachten. Und weiter, vorbei an Gästezimmern für die vielen entfernteren Verwandten.
    Jetzt stahl er sich, heimlich wie ein Jäger, am unberührten Zimmer seiner Eltern vorbei. Die Möbel waren mit Laken bedeckt, damit sie nicht verstaubten, doch die Laken waren selbst mittlerweile grau und schmutzig vom Staub geworden. Ein Raum, den er nie betrat. Er hatte das Ende des Korridors erreicht und nur noch eine Tür war übrig. Sie stand ein wenig offen. Mit klopfendem Herzen spähte er hinein.
    Anselm schlief auf dem Rücken liegend in seinem Bett. Er lag vollständig bekleidet auf der Decke, seine Augen zuckten unruhig hinter bläulichen Lidern. Offenbar hatte er Albträume.
    Aber wo war der Schutzengel? Ernesto meinte es zu wissen. Neben Anselms Bett stand ein kleiner Tisch. Darauf eine Lampe mit buntem Glas, ein Wecker, ein Füller, seine teure Armbanduhr aus dem Juweliersviertel von Rockscar.
    Ernesto schlich sehr langsam vorwärts. Bei jedem seiner Schritte knarrten die Holzdielen und er blieb stehen und beobachtete Anselms Gesicht. Noch ein Schritt. Anselm träumte weiter.
    Der kleine grünliche Metallengel an der Kette war nirgendwo zu sehen. Er musste in seiner Westentasche stecken, da war sich Ernesto sicher. Und Anselm trug seine Weste.
    Jahrelange Bemühungen, möglichst unauffällig zu sein, hatten Ernesto in der Kunst geschult, sich fast lautlos zu bewegen. Er erreichte das Bett. Mittlerweile hatte er so viel Angst, dass er zu schwitzen begann. Er hielt seine Augen fest auf Anselm gerichtet. Die Weste seines Onkels war offen, und Ernesto konnte die schmale Seidentasche im Innenfutter sehen, auf der am weitesten von ihm entfernten Seite des Bettes.
    Er biss sich auf die Unterlippe. Eine Möwe flog am Fenster vorbei und stieß einen lauten Schrei aus. Fast wäre er vor Schreck auf Anselm gefallen.
    Dann beugte er sich langsam, ganz langsam hinüber und griff mit der Hand zwischen Anselms warmen Körper und das kühle Innenfutter der Weste. Instinktiv passte er seinen Atem an den Rhythmus von Anselms Atem an, um das Geräusch zu überdecken.
    Ernesto schob Zeigefinger und Daumen in die Tasche und spürte die Kette. Er begann sie ganz langsam herauszuziehen.
    Anselms Augen flogen auf und er packte Ernestos Handgelenk mit eisernem Griff. Ernesto schrie auf. Er wollte sich losreißen, zwängte die Kette noch immer zwischen Daumen und Zeigefinger ein und schlug mit seiner freien Hand um sich, versuchte zu kämpfen.
    Aber Anselm war älter und stärker.
    »Was tust du da,Ernestino?«, flüsterte er. »Einen Augenblick lang habe ich gedacht, du wärst Golightly und willst mich umbringen.«
    Ernesto antwortete nicht.
    Anselm richtete sich auf und hielt dabei immer noch Ernestos Handgelenk umklammert. Sie saßen sich in schrecklicher Vertrautheit gegenüber.
    »Oder wolltest du mich umbringen? In den letzten vierundzwanzig Stunden sind

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