Dark Road
Rücklicht durch die Nacht fuhr«, sagte Zack.
Das schien die einzig logische Erklärung für die Reifenspuren zu sein und beide schwiegen wieder. Der Gedanke, dass ein Jäger dem Haus so nahe gekommen war, war beängstigend.
»Vielleicht war es ein Bär auf einem Einrad, der demselben Zirkus entlaufen ist wie Moe, unser geheimnisvoller neuer Hund«, schlug Clovis vor.
»Oder ein Troll«, meinte Zack, »der nach einem langen Tag im Garten nach Hause geradelt ist. Ein Troll auf einem Einrad.«
»Hat der nicht zu große Füße für ein Einrad?«
»Doch, eindeutig.«
Mariette hatte die Tür geöffnet.
Sie verstummten.
Sie sah sie einen Augenblick lang an. Noch immer trug sie die schwarze Regenjacke, der pinkfarbene Helm baumelte am Kinnriemen von ihrem Arm und die Gamaschen ragten aus ihrer Einkaufstasche heraus.
»Das nächste Mal, wenn ihr den Wagen rausholt und ihn total mit Schlamm verspritzt, putzt ihr ihn danach bitte wieder. Das hat euer Vater auch immer getan.«
Zack begann zu husten. Clovis klopfte ihm auf den Rücken.
»Und jetzt, wo ihr so wichtig und erwachsen seid und euch draußen herumtreiben wollt, aber keine Ahnung habt, will ich auch nicht mehr, dass ihr Witze über Trolle macht. Keinen einzigen.«
»Warum nicht?«, fragte Clovis mit unterkühlter Stimme. »Gibt es da etwas, das wir wissen sollten?«
Mariette blinzelte und blickte vom einen Sohn zum anderen. Ihre Stimme war kalt und fest, als sie schließlich sprach. Die Stimme einer Frau, die mit einem Gewehr genau auf das Herz eines Menschen gezielt hatte.
»Ich kann euch nicht verbieten, den Wagen eures Vater zu fahren«, sagte sie. »Ich kann euch nicht verbieten, in die Stadt zu fahren und Eiscreme zu verkaufen. Wir sind in Rockscar. Hier werden die Menschen schnell erwachsen. Haltet euch einfach von den Scarsprings und von Golightly fern. Und steigt auf der Wolf Road niemals aus dem Wagen.«
»Gibt es denn Trolle?«, platzte Zack heraus. »Hat ein Troll unseren Vater umgebracht?«
Zack hätte sich lieber dem Berglöwen stellen sollen.
»Balthasar Jump hatte Träume«, flüsterte sie schließlich. »Balthasars Vater war vernünftig gewesen. Er verschloss dieses Haus und zog seine Kinder in Storm Hill groß. Dort lebte Balthasar, bis er siebzehn Jahre alt war. Das wusstet ihr nicht, oder? Aber sein Großvater hat das Haus und den Eis-Engel-Van nie vergessen, und Balthasar hörte sich seine Geschichten an und beschloss, wieder hier hoch zu ziehen und trotz allem die verrückte Familientradition fortzusetzen.
Er war ein Träumer, der an alles Mögliche glaubte. Auch an Trolle. Als er noch klein war, hatte ihm sein Großvater von ihnen erzählt. Euer Vater sprach viel lieber über Trolle und andere Verrücktheiten, über seinen kostbaren Eis-Engel-Van und die gute Tat, unser heilendes Quellwasser den Bedürftigen zu bringen. Über all das sprach er viel lieber als über die praktischen Dinge des Lebens. Dafür war ich zuständig. Für alles andere eben.
Er betete die Engelsfigur regelrecht an, genau wie ihr. Er glaubte daran, dass sie ihn beschützen könne, da draußen in der Wildnis und auf der Wolf Road ...«
Ein kurzes Schweigen. Zack und Clovis sahen ihre Mutter mit großen Augen an.
»Aber das war alles Humbug. Er ist verschwunden ...«, sagte sie mit gebrochener Stimme. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, aber nicht die Art von Tränen, bei denen sie ihren Söhnen erlaubte, sie wegzuwischen, sondern bittere Tränen der Wut.
»Er ist verschwunden. Und der Engel war noch da, starr, sauber, still und schön, immer noch vorne auf dem Van ...«
»Heißt das, du hast den Van gefund...«, begann Zack.
Aber Mariette drehte sich um und schlug die Küchentür hinter sich zu.
»Warum hörst du nicht einfach auf, solche Fragen zu stellen?«, sagte Clovis, selbst den Tränen nahe. »Das ist es doch nicht wert. Es ist wie eine Tracht Prügel.«
KAPITEL 15
Zack hatte sich mit seinen Einkäufen auf den Obstmärkten abgehetzt und sich außerdem einen Vorrat an Milch und Sahne zugelegt, hatte Eis gehackt in der Höhle und natürlich die Eiscremes vorbereitet. Die Küche war kaum wiederzuerkennen mit all den Edelstahlgeräten, Schüsseln, Schneidebrettern und Fruchtkörben. Große Pfannen auf dem Herd verströmten herrlichen Duft nach heißem Zucker und Beeren; daneben Sahnetöpfe, von der Decke baumelnde Chilis und ziegelsteingroße Blöcke dunkler Schokolade. Die Küche qualmte vor Missgeschicken, kleinen Krisen und
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