Dark Road
Lehrstelle bekamst. Bat mich, die Augen offen zu halten, falls es schwierig würde — was jetzt passiert ist.«
»Meine Mum hat mit Ihnen ...«
»Ja. Los jetzt, wir werfen einen Blick auf die Vorderseite.«
Clovis folgte Mr. Simou eine weitere Etage hinauf auf den Dachboden, von wo aus man die Straße überblicken konnte.
»Meine Mum ...«
»Ja, ja. Deine Mutter, Mariette. Sie arbeitete früher im Mitternachtscafé. Tiny ist meine Cousine. Ah, hier sind sie, alles klar ...«
Mr. Simou trat ein wenig vom Giebelfenster zurück.
»Sei vorsichtig. Bleib auf der Seite.«
Clovis spähte auf den gegenüberliegenden Gehsteig. Eine Rikscha fuhr vorbei.
»Im Eingang zum Maklerbüro«, flüsterte Mr. Simou.
Zwei Männer waren im Schatten zu erkennen. Einer von ihnen hielt etwas in der Hand, das er halb unter seinem Mantel verbarg. Er trat aus dem Eingang in das schwindende Tageslicht und blickte auf seine Uhr. Dann schlug er den Kragen hoch. Es war Golightly, der sein Jagdgewehr in der Hand hielt.
»Sind Sie sicher, dass sie auf mich warten?«
Mr. Simou nickte. »Die Details gehen mich nichts an, aber ich weiß, dass Bürgermeister Scarspring eine Karte mitgebracht hat, die du mit deinen besonderen Fähigkeiten lesen sollst.«
»Darüber wissen Sie Bescheid? Ich meine über mein Kartenlesen?«
»Ich habe es erraten. Ich kannte deinen Vater, Balthasar. Auch er konnte es.«
»SIE kannten meinen Vater?«
»Dafür ist jetzt keine Zeit. Alles, was jetzt zählt, ist das, was im Büro zwischen dem Bürgermeister und dir vorgefallen ist — und dass Steward Golightly das meiste davon mitgehört hat. Er ist vollkommen skrupellos und will das Scarspring - Imperium in seine Gewalt bringen. Er geht dafür über Leichen. Der junge Ernesto lebt wahrscheinlich nur noch, weil Scarspring ihn für einen Weichling hält. Also wäre es möglich, dass er ein paar Fragen hat, die er dir stellen möchte? Fragen, nachdem er dein Gespräch mit Bürgermeister Scarspring gehört hat?«
Mr. Simou hatte sich vom Fenster abgewandt und sah Clovis direkt in die Augen. Er sprach langsam und überlegt. »Fragen, auf die er und sein Chauffeur-Freund Antworten haben wollen, egal ob du sie ihnen geben willst oder nicht?«
Clovis konnte nicht antworten.
»Du verstehst mich, oder?«
Clovis gelang ein Nicken.
»Dann wirst du wohl auch wissen, dass man dich, wenn er seine Antworten hat, im Cat’s Tail finden wird oder gar nicht mehr.«
»Warten Sie, eine Minute«, sagte Clovis mit zitternder Stimme. »Können wir nicht die Polizei rufen?«
Mr. Simou lachte kurz auf. »Golightly gehört ein großer Teil der Polizei. Was der Chauffeur da trägt, ist ein Polizeischlagstock. Und es hat auch keinen Sinn, Bürgermeister Scarspring zu kontaktieren. Die meisten Angestellten im Rathaus und im Scarspring-Haus halten zu Golightly. Er ist ein sehr begabter Erpresser. Du würdest gar nicht die Chance bekommen, mit dem Bürgermeister zu sprechen.«
Er ging die Treppe hinab.
»Der einzige Grund, warum die beiden noch nicht an unsere Tür geklopft haben, ist, dass sie zweifellos auf Verstärkung warten. In Begleitung von ein paar uniformierten Polizisten kann man jemanden am helllichten Tag entfuhren. Das ist schon oft genug geschehen.«
Kurze Zeit später waren sie im Gang hinter der Treppe bei der Hintertür und der Garderobe. Mr. Simou trug jetzt Clovis’ Jacke und Helm. Die Jacke war zu klein. Unter Clovis’ panischem Blick öffnete Mr. Simou die Tür in den Garten. Dann gab Clovis ihm den Schlüssel zum Favolosa. Mr. Simou schob den Roller den Steinweg hinab, der zum Straßentor führte — dem einzigen Weg aus dem Haus des Kartografen, abgesehen vom Ladeneingang selbst.
»Ich komme mit Ihnen«, sagte Clovis plötzlich.
»Nein«, sagte Mr. Simou und rückte den Helm zurecht. »Das würde es nur gefährlicher für uns beide machen. Ich kann auf mich selbst aufpassen. Und ich habe jemanden angerufen, der mir beistehen wird. Sobald mein Freund und ich ihre volle Aufmerksamkeit haben, holst du das Rad. Du hebst es über die Mauer in den Hof des Eisenhändlers aus der Bloom Street. Fahr dann sofort auf dem schnellsten Weg nach Hause. Zieh meine Jacke an. Und den Helm, er ist im Korb.«
»Aber ich will nicht, dass Sie ... dass Sie ...«
»Zerlegt werden?«
»Ich will nicht, dass Sie meinetwegen verletzt werden.«
Mr. Simou grinste, wie er es immer tat. Vielleicht ein bisschen breiter als sonst. »Ich bin nicht derjenige, der verletzt werden
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