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Dark Road

Titel: Dark Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Haptie
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Anselm das als Eingeständnis seiner Niederlage.
    »Ich warte, Mr. Greenwood«, sagte er.
    Clovis vertraute auf Genauigkeit und Präzision. Er hielt sich an Fakten. Er hatte noch nie geblufft.
    Aber er entschied sich, es jetzt zu tun.
    Alles war besser, als seine Familie zu verraten.
    Er atmete tief ein. »Ich weiß, dass Sie einen Sohn haben«, sagte er leise. »Einen Sohn, der vor vierzehn Jahren geboren wurde. Wahrscheinlich trafen Sie seine Mutter im Mitternachtscafé. Sie kannte Steward Golightly und stammte nicht aus einer reichen Familie. Sie haben nicht zu ihr gestanden, denn sie musste ihren Sohn ohne Sie großziehen.« Er fühlte sich, als würde er jede Sekunde ohnmächtig werden, und atmete tief ein.
    »Ich glaube nicht, dass es den Wählern von Rockscar gefällt, dass ihr angesehener, ehrenwerter Bürgermeister, der sich stets so fürs Gemeinwohl einsetzt, sein eigenes Kind im Stich gelassen hat. Ich habe Freunde bei Radio Barnacle. Sie könnten die Geschichte noch heute Nacht bringen.«
    Anselms Augen flammten auf vor Überraschung. Er konnte kaum sprechen. Er führte den Talisman an seine Lippen.
    »Sie sagen, ich habe einen Sohn?«
    Das hatte Clovis nicht erwartet. Er war davon ausgegangen, dass Anselm es wusste. Dass er die ganze Sache geheim halten wollte.
    »Vielleicht haben Sie das Gerücht gehört, dass ich gern einen Sohn gehabt hätte«, sagte Anselm hastig. »Dass mich mein Neffe in die Verzweiflung treibt, weil ich große Zweifel habe, dass er der Familie vorstehen kann. Dass Golightly Ambitionen hat, an seine Stelle zu treten ...«
    »Ich kann Ihnen den Namen der Frau nennen«, sagte Clovis. »Nur den Vornamen. Damit Sie wissen, dass es keine Lüge ist.«
    Anselm wurde still. Das Schweigen breitete sich aus. Er hielt seine Augen immer noch auf Clovis gerichtet. Und wieder passierte etwas, womit Clovis nicht gerechnet hatte.
    »Sie brauchen mir ihren Namen nicht zu sagen, Mr. Greenwood«, flüsterte Anselm schließlich. »Ich habe sie nie vergessen. Und jetzt erkenne ich sie in Ihrer Augenfarbe. An dem Schwung Ihrer Brauen. An Ihrem dunkelroten Haar. Sie ist Ihre Mutter, nicht wahr? Und dieser Junge, mein Sohn, ist auch ihr Sohn.«

 
KAPITEL 49
    Clovis hörte, wie sich Anselms Schritte langsam über die Treppe entfernten. Dann stand auch er auf. Er wollte Mr. Meakin nicht treffen, der immer noch irgendwo im Haus sein musste. Da er sich geweigert hatte, die Karte zu lesen, würde Mr. Meakin vielleicht auch nicht den dicken Umschlag mit Geldscheinen bekommen, den Anselm ihm gebracht hatte.
    Er wollte niemandem begegnen.
    Sehr leise schloss er die Tür zu Mr. Meakins Büro und ließ den Schlüssel im Schloss. Der Treppenabsatz und die Treppe lagen im Dunkeln.
    Er blieb stehen und horchte.
    Stimmengemurmel. Anselm, Golightly und Mr. Meakin gingen den Flur entlang und am Fuß der Treppe vorbei - die Besucher wurden zur Vordertür des Ladens geführt.
    »Hervorragend«, sagte Mr. Meakin. »Ich bin so froh, dass Sie mit uns zufrieden sind.«
    Anselm hatte sich offenbar entschieden, Mr. Meakin nichts zu sagen. Er antwortete leise, Clovis konnte nichts verstehen.
    »Kommen Sie jederzeit gern mit anderen Karten zu uns«, sagte Mr. Meakin. »Mein Lehrling wird sich freuen, Ihnen behilflich zu sein.«
    In diesem Augenblick sah Anselm über die Schulter nach oben in die Dunkelheit am Ende der Treppe. Clovis erstarrte.
    »Ich freue mich darauf, ihn bald wieder zu treffen«, sagte Anselm ein klein wenig lauter. »Er ist ganz eindeutig ein sehr einfallsreicher junger Gentleman. Ich hoffe, noch viel mehr von ihm zu erfahren. Er kann mir dabei behilflich sein, jemanden zu finden.«
    Steward Golightly folgte seinem Blick und sah nach oben. Nagelte Clovis mit seinem Blick wie mit einem Speer fest.
    Mr. Meakin öffnete die Tür zum Laden und die drei Männer traten in ein Dreieck aus graublauem Licht und verschwanden außer Sichtweite, ihre Stimmen entfernten sich.
    »Psst!«
    Clovis sah sich mit wild klopfendem Herzen und weit aufgerissenen Augen um.
    »Hier oben!«
    Jemand beugte sich über das Treppengeländer zum Dachboden. Es war Mr. Simou.
    »Schnell!«
    »Was ist?«
    »Komm einfach schnell hier rauf!«
    Mr. Simou klang so ernst und so anders als sonst, dass Clovis gehorchte. Schnell eilte er über den quietschenden Treppenabsatz und weiter, die erste ausgetretene Treppe hinauf.
    »Hier rein«, zischte Mr. Simou und stieß ihn durch die Tür in den Lagerraum direkt über Mr. Meakins Büro.
    Dieser Raum

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