Dark Road

Titel: Dark Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Haptie

Vom Netzwerk:

Notfallspeicher und das ausgefeilteste Wasserversorgungssystem, das man sich vorstellen kann. Meine Vorfahren waren hervorragende Ingenieure, Mr. Greenwood. Ihretwegen ist diese mächtige Stadt so groß geworden. Das Wasser schmeckt nicht gerade süß, es kommt durch den Berg zu uns, fließt durch viele Gesteinsschichten; aber wir brauchen keine Süße, um zu überleben.«
    »Aber die Reservoirs und die Pumpen und die Dürre - es hat schon ewig nicht mehr geregnet ...«
    »Ja, ja, ein paar der Reservoirs sind trocken und es hat nicht geregnet. Glauben Sie, das sei der erste Sommer, in dem wir ein paar Wochen lang keinen Regen hatten? Wir haben andere Reservoirs, genügend andere Vorräte auf Lager, gefiltert und sauber.«
    Clovis fragte sich zum ersten Mal, ob Anselm vielleicht doch verrückt war.
    Aber zum Überlegen blieb ihm nicht viel Zeit.
    »Es scheint Wasserknappheit zu herrschen«, sagte Anselm und sah ihn eindringlich an, »weil ich veranlasst habe, dass verschiedene Schleusen geschlossen werden. Dass Leitungen tief in den Höhlen unter Shadowcliff zugedreht werden. Nur ich kenne das gesamte System, und nur ich weiß, dass ich diese Krise selbst herbeigeführt habe.«
    »Aber warum?«
    »Weil nur dann der Stadtrat der Scarspring Wassergesellschaft die Genehmigung gibt, an jedem Ort zu graben und zu sprengen, an dem ich will. Meine Angestellten suchen angeblich nach Quellen und unterirdischen Seen und Ähnlichem. Aber ich weiß, dass da, wo sie ihre Löcher graben, keine Quellen und unterirdischen Seen sind. Können Sie erraten, was ich vorhabe, Mr. Greenwood?«
    Clovis runzelte die Stirn. Er war fast zu neugierig und konzentriert, um seine Angst zu spüren. Aber nicht ganz.
    »Sie richten den Schaden an«, flüsterte er deutlich. »Sie zerstören uralte Bäume. Dann wird randaliert. Manche sagen, es sei ein Troll ...«
    »Genau«, sagte Anselm und seine Augen weiteten sich. »Ich versuche, den Troll in die Falle zu locken. Ich locke ihn an den Rand der Wildnis und in die Stadt. All diese Aktionen sind nur Köder. Der Troll hasst es, wenn die Wildnis Schaden nimmt. Er hasst Explosionen und Grabungen und das Entwurzeln von Bäumen. Er ist in die Stadt geschlichen, um die Arbeit meiner Männer zu sabotieren. Genau wie ich es gehofft hatte. Jede Nacht suche ich all die Orte auf, an denen angeblich randaliert wurde. Alles, worum es mir im Leben geht, ist, diesen Troll zu finden und ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Ich habe meine Gründe, und die sind ernster, als Sie es sich vorzustellen vermögen.«
    »Aber die Karte«, begann Clovis, bremste sich aber gerade noch rechtzeitig. »Die Karte, von der Sie sagen, dass sie die Wasserquellen anzeigt ...«
    »Die Jump-Familie, die vor vielen Generationen mit den Scarsprings verwandt war und in die Wildnis gegangen ist — sie jedenfalls behauptete, mit Trollen befreundet zu sein, die in der Nähe ihres Hauses lebten.« Anselms geisterhaftes Gesicht glühte. Seine Augen leuchteten hell. »Ich glaube, dass ihre Quelle in einer Höhle ist, weit oben am Berg. Das ist die einzige Quelle, die mich interessiert, und die muss auf dieser Karte eingezeichnet sein. Wenn ich diese Quelle finde, komme ich dem Troll viel näher.«
    Er hielt inne und sah weg. »Wenn es verrückt ist, jeden seiner Gedanken, jede wache Minute einer Suche zu widmen nach etwas, von dem alle behaupten, es existiere nicht, dann bin ich verrückt. Wirklich verrückt. Aber wir bleiben so lange hier sitzen, bis Sie mir helfen. Ich kann die ganze Nacht lang warten.«
    Clovis fühlte sich, als würde jede Idee aus seinem Geist verschwinden oder auch nur die Hoffnung auf eine Idee.
    Er sah Anselm dabei zu, wie er es sich in seinem Stuhl bequem machte. Aus der Nähe und im kalten Licht von Mr. Meakins teurer Lampe war deutlich zu sehen, dass seine Augen fast farblos beige und die Iris von einem schwarzen Kreis umrandet war. Er hatte ungewöhnlich zarte Haut für einen Mann. Eine Nase wie ein Greifvögel.
    Wieder hob er in einer raschen, geschmeidigen Geste die Hand und strich sich das dunkle Haar aus den Augen. Kein dickes Haar. Glatt. Haar, das schnell verrutscht. Und sein Haaransatz bildete zwei Bögen, die sich in der Mitte der Stirn trafen. Das war natürlich auch der Grund, warum seine Haare immer wieder nach vorn fielen.
    In diesem schrecklichen Moment, als er glaubte, alles sei verloren, wurde Clovis plötzlich etwas klar. Der Schock war so groß, dass er erschauderte.Vermutlich deutete