Dark Road
das Gewehr und die Schlagstöcke waren für ihn bestimmt gewesen. Mr. Simou und Mittens hatten ihm den Cat’s Tail erspart.
Beinahe gaben seine Beine unter ihm nach. Er lehnte sich an die Wand und legte die Hände vors Gesicht. Seine Haut war kalt und feucht. Er atmete tief ein. Dann wagte er noch einen Blick aus dem Fenster. Golightly schrie und zeigte in die Richtung, in die Mittens und Mr. Simou verschwunden waren. Die Polizisten sprangen in ihren Wagen und ließen den Motor an. Der Chauffeur stieg hinten ein. Wieder begannen die Sirenen zu heulen — und sie rasten davon.
Nur Golightly war zurückgeblieben. Er hatte sein Gewehr wieder gezückt. Er stand zwischen den Scherben im Eingang der Makleragentur auf der anderen Straßenseite, holte eine Zigarette aus der Tasche und zündete sie an. Starrte zu dem Kartografen hinüber. Der Fuchs vor dem Hasenloch. Auf der Lauer. Offenbar hatte er beschlossen, dass der echte Clovis immer noch im Laden sein musste. Allein. Irgendwann musste er ja herauskommen. Und dann wären ein Mann und ein Gewehr genug.
Clovis trat vom Fenster zurück. Zwang sich, zur Treppe zu gehen. Die Dunkelheit am unteren Ende machte ihm Angst. Er klammerte sich ans Geländer. Langsam und mit klopfendem Herzen stieg er abwärts. Jedes Brett knarrte unter seinen Füßen. Schließlich erreichte er den Hof. Er rückte Mr. Simous Fahrradhelm auf seinem Kopf zurecht, doch er rutschte immer wieder zur Seite oder über seine Augen.
Mr. Simous Rad stand, im Dämmerlicht matt schimmernd, an die Wand gelehnt.
Er kletterte auf den Holzstoß, der noch vom letzten Winter übrig geblieben war.Von hier aus war es nicht allzu schwierig, auf die Mauer zu klettern. Er hielt inne und sah sich in dem kleinen Hof um. Es war viel beängstigender stillzustehen, als sich zu bewegen.
Wenn er sich an der Wand entlanghangelte, sich hinunterbeugte und das Rad am Lenker nahm, sich stützte, sollte er es anheben können, also ziehen, es hochhieven ... hieven - Clovis fiel von der Mauer auf einen Haufen Säcke im Hof des Eisenwarenladens und Mr. Simous Rad fiel auf ihn drauf. Zum Glück war der Haufen mit den Säcken hoch und die Säcke waren gefüllt mit Holzspänen.
Kurze Zeit später ging er durch ein Tor, das auf eine enge Gasse führte. Seine Nase blutete und die Griffe des grünschwarzen Rades waren verbogen. Er schob das Rad so gerade neben sich her, wie es ging, und trat, nachdem er eine Reihe mit Mülltonnen gestreift hatte, auf die Bloom Street. Wenn er links abbog, kam er zu der Kreuzung mit der Parchment Street. Also ging er nach rechts.
Und so arbeitete er sich mal fahrend, mal schiebend den Storm Hill hinauf und bis zum geheimen Eingang zu den Höhlen. Er brauchte vier Stunden und erreichte ihn erst um kurz nach eins. Als er die Büsche an der Straße erreichte und das Fahrrad bis zum geheimen Pfad gebracht hatte, war er fast schon zu müde zum Laufen. Am Tor sah er drei Menschen mit einer verhüllten Laterne stehen: Seine Mutter hatte die Fäuste in den Taschen ihrer Schürze geballt, und an der Steinmauer lehnten seine Retter, Mr. Simou und Mittens vom Mitternachtscafé.
Mariette rannte auf ihn zu. »Mr. Simou hat mir erzählt, was passiert ist. Und die beiden haben den Favolosa zurückgebracht. Zack weiß noch von nichts, er fährt immer noch mit dem Van herum und sucht dich ...« Sie verstummte. Sie biss die Zähne zusammen. Ihre Augen waren vom Weinen geschwollen.
Clovis blickte von einem zum anderen.
»Und ich glaube, du hast meinen Bruder, Mittens, kennengelernt«, fügte Mariette hinzu. »Deinen Onkel. Ich fürchte, wir haben uns vor langer Zeit ein wenig zerstritten ...«
Mittens trat von einem Fuß auf den anderen. Mr. Simou blickte ernst und höflich zur Seite.
»Lasst uns ins Haus gehen«, sagte Mariette etwas fröhlicher. »Wir können alle eine Tasse Tee vertragen.«
Clovis schob das Rad die letzten paar Stufen zum Tor hinauf. Er stolperte und Mr. Simou hielt ihn am Arm fest. Mr. Simou, der tödliche Kampfexperte, wie sich herausgestellt hatte.
»Alles in Ordnung?«, flüsterte der tödliche Kampfexperte.
»Wollte Ihnen nur danken«, murmelte Clovis. »Haben mein Leben gerettet.«
»Denk nicht weiter drüber nach«, sagte Mr. Simou. »Es hat ziemlich viel Spaß gemacht.«
Bis jetzt hatte Clovis geglaubt, dass niemand außer seiner Familie dieses Tor kennen würde — so geschickt war es am Rand der Wildnis verborgen. Aber wenn Mittens Mariettes Bruder war, gehörte er natürlich zur
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