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Dark Room

Dark Room

Titel: Dark Room Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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noch neben dem Auto stand, telefonierte. »Ich mache jetzt doch Security heute Nacht, nein, nein, kein Problem, ich komme. Ich bringe jemanden mit, sie hat den Recall verpasst. Ja, ich kenne die Regeln, aber das ist was anderes. Ich muss auch mit Ihnen reden. Sehe ich Sie da?«
    Fiona legte die heiße Stirn an die Scheibe und schlief ein.
    Anders als sie erwartet hatte, hielt Püppi mitten in der Stadt. Sie wusste nicht genau, in welchem Bezirk sie war, in Sichtweite fuhr eine S-Bahn vorbei, und einige Kioske und Internetcafés hatten noch geöffnet. Püppi parkte seinen Wagen in einer dunklen Seitenstraße und führte sie zu einer Baulücke. Er hob die Plane des Bauzaunes an, und Fiona schlüpfte hindurch. Einen Moment lang erinnerte sie sich an den Bauzaun bei Evis Haus, aber sie schob den Gedanken schnell weg. Püppi ging voran und hielt ihre Hand, damit sie auf dem unebenen Grund nicht stolperte. Wenn sie den Kopf hob, konnte sie rund um die große freie Fläche Hochhäuser erkennen, mit wenigen erleuchteten Fenstern und manchmal Schemen, die sich dahinter bewegten. Hier unten war es stockdunkel.
    Sie traten durch eine eingerissene Wand in eine Ruine, und Fiona fand sich wieder in einer Menge erwartungsvoll schweigender Menschen, nur erleuchtet von ein paar Handydisplays und dem Glimmen einiger Zigaretten. Mindestens vier Dutzend Männer und Frauen standen beieinander, rauchten oder zogen schon mal ihre Kleidung aus. Die Security packte ihre Sachen in Seesäcke, die mit einer Nummer versehen waren, und schrieben den Leuten die entsprechende Nummer mit Ölstift auf die nackten Schultern. Die Labyrinthgänger hüllten sich in schwarze Capes und warteten.
    Püppi sprach mit einigen Kollegen, einer reichte ihm ein Handy, er hörte konzentriert zu und nickte dann. »Willkommen, Leute«, sagte er und zeigte auf einen zweiten Raum, der bisher durch ein Absperrband von diesem getrennt war. »Die Grinsekatze begrüßt euch herzlich im Labyrinth. Ihr geht bitte in kleinen Gruppen durch diesen Raum und steigt vorsichtig von der ehemaligen Laderampe auf das Grundstück. Es gibt keine Beleuchtung, bleibt also eng zusammen. Es wird immer einer von uns bei euch sein und euch begleiten. Bitte sprecht nicht, wir wollen ja möglichst lange unentdeckt bleiben. Das gilt auch für die Zeigefreudigen, die gern entdeckt werden.«
    Eine Frau kicherte.
    »Wir lassen euch durch eine Öffnung, die nur wenig breiter ist als ein Gullydeckel, in eine unterirdische Anlage hinab. Ungefähr fünf Meter ist der Schacht tief, unten liegt ein dickes Luftkissen. Ihr könnt euch das letzte Stück also auch einfach fallen lassen, wenn ihr euch traut. Nur noch nicht im Schacht selbst, da ist es strengstens verboten, das Seil loszulassen, ihr würdet euch an den Wänden verletzen. Unten erwartet euch dann … na ja … seht selbst.«
    Er machte eine Pause, einige fingen an zu klatschen, wurden aber von energischem Zischen unterbrochen. Die erste Gruppe wurde in das hintere Zimmer geführt und verschwand. Durch die schwarzen Capes sah es so aus, als würden sie von der Dunkelheit regelrecht eingeatmet. Die zweite Gruppe, die dritte, die vierte. Fiona wartete. Sie wusste selbst nicht genau, warum, es war schrecklich dringend für sie gewesen herzukommen, aber jetzt ließ sie anderen den Vortritt, und sie brauchte eine ganze Weile, bis sie verstand, dass sie auf Püppi wartete, der die Seesäcke auf einen Anhänger lud. Am anderen Ausgang des Labyrinths, von dem niemand wusste, wo er sich befand, würden sie sie zurückerhalten.
    Die letzte Gruppe verließ den Umkleidebereich, und Fiona stellte sich mit zwei kichernden Mädchen und einem älteren Mann mit Ziegenbart auf und wartete. Püppi ging voran. Sie durchquerten das Zimmer, traten hinaus zur Laderampe, wo Püppi sie einzeln auf den Boden hob, und tappten über das leere, sandige Grundstück. Fiona wusste, dass man sie aus den umliegenden Hochhäusern höchstens mit Nachtsichtgeräten erkennen konnte, kam sich aber trotzdem beobachtet und nackt vor.
    Endlich hatten sich Fionas Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Vor dem Schacht erklärte Püppi leise, wie die Winde funktionierte. Man setzte sich an den Rand, machte den Oberkörper steif, hielt sich mit gestreckten Armen an einem Seil fest und wurde hinabgelassen. Der ältere Mann war der Erste, dann die beiden Mädchen. Die schwarzen Capes blieben bei Püppi. Kaum hatten sich Fionas Augen an die Dunkelheit gewöhnt, kam sie an die Reihe.
    »Nicht

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