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Dark Room

Dark Room

Titel: Dark Room Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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Tod gemacht. Auch die Haare. Davon hat sie nichts mitgekriegt. Anders als ihr Vater. Sagt zumindest die Polizei. Der war wohl noch bei Bewusstsein, während man seinen Schwanz in den Schraubstock …« Sie wedelte mit der Hand vor dem Gesicht, als sei ihr das zu unappetitlich, um weiter darüber nachzudenken.
    »Ich glaube, dass es diese Swinger waren. Nachmittags kam ein Herr von der Zeitung, der glaubt das auch.«
    Fiona begann wieder, mit streichenden Bewegungen die Reste des Öls in die Haut einzumassieren.
    Obwohl es schwierig war, Zutritt zum Labyrinth zu erhalten, waren die Partys der Grinsekatze kein Geheimnis. Gerüchte gab es viele, und im letzten Jahr hatte es eine Journalistin geschafft teilzunehmen, und sie hatte einen langen anonymen Bericht darüber geschrieben. Außerdem konnte jeder auf der Homepage der Grinsekatze eine Art Manifest lesen. »Freier Sex ist ein Grundrecht«, hieß es da, und »Lust, gleich welcher Art, verdient Respekt. Zärtlichkeit, Leidenschaft. Spaß ohne Reue, Verpflichtung oder Risiko. Just fun!« Angedeutet wurden auf der Website auch die spektakulären Inszenierungen, die erotische Fantasien wahr werden ließen. »Jede Art von Lust ist uns willkommen. Wir unterscheiden nicht zwischen sauberem Sex und schmutzigem. Jeder Wunsch wird bei uns möglich. Wir haben keine Vorurteile, wir grenzen niemanden aus. Nichts muss ein Traum bleiben im Labyrinth der Lust.«
    Der Prediger hatte die Grinsekatze zum Hassobjekt seiner Kampagnen erklärt und jede Chance genutzt, um ihr das Leben schwerzumachen. Es liefen Dutzende von Anzeigen, und er hatte die anderen Clubs der Stadt terrorisiert und versucht, die Betreiber zu bewegen, ihm Informationen über das Labyrinth zu geben. Die Zeitungen waren überschüttet worden mit Briefen und Artikeln von ihm und seinen Anhängern. Und einmal war es ihm tatsächlich gelungen, eine Party auflösen zu lassen, die in einem stillgelegten alten Schwimmbad stattgefunden hatte, in das sich die Labyrinth-Leute Zugang verschafft hatten. Da es keine Einbruchsspuren gab, lag die Vermutung nahe, die zuständige Behörde habe die Pläne gekannt, und mehrere Beamte mussten ihren Platz räumen. Von der Grinsekatze war damals ein Flugblatt erschienen, in dem sie ankündigte, solche Fanatiker könnten sie nicht kleinkriegen, und sie werde weiterhin für libertäre Erotik kämpfen. Kein Wunder, dass sich die Polizei erst einmal auf die Grinsekatze konzentrieren würde.
    Tante Lorina fand das offenbar sehr richtig. »Diese Swinger, Schweinevolk, muss das denn sein? Diese ganze Öffentlichkeit, braucht denn heute jeder eine Bühne für seine Gelüste? Früher war man mit sich und seinem Trieb allein, man tat, was man musste, und niemand sprach darüber. Das war gut, das hat funktioniert. Jeder bekam, was er wirklich brauchte. Man muss doch nicht alles ans Licht zerren und jedem entgegenbrüllen, was sich im Kopf oder in der Hose abspielt. Heute schiebt sich jeder eine Kamera bis zum Uterus oder twittert über seine Prostata. Ein Gentleman genießt und schweigt, sagten wir früher. Na, und eine Dame natürlich erst recht.«
    Fiona hörte ihr gar nicht richtig zu. Sie war in Gedanken wieder im Labyrinth, sah Knäuel von nackten Körpern und hörte diesen ganz eigenen Ton, der entsteht, wenn sich mehrere schwitzige, klebrige Leiber aneinanderreiben und festsaugen. Sie atmete tief und versuchte, sich auf die Massage zu konzentrieren. Du hast einen an der Klatsche, sagte sie sich. Evi wurde ermordet, und alles, woran du denkst, ist ficken. Du kannst immer nur ans Ficken denken. Aber wenn sie sich die Vorstellungen von weit geöffneten Beinen und stoßenden Unterleibern verbot, stieg sofort der Ärger in ihr hoch, und sie merkte, wie schwer es ihr fiel, nicht sofort die Treppen hinunterzurennen, direkt auf das Grundstück der Sekte, ins Haus zu stürmen und alles zu demolieren, was sie an Evi erinnerte. Den Andachtsraum, die Bibliothek mit den Schriften ihres Vaters. Die Gemeinschaftsschlafräume mit den schmalen Pritschen, das Büro, in dem die Aktionen geplant und vorbereitet wurden, die kleine Kapelle im hinteren Teil des Hauses, in der eine Madonna mit obszön entblößten Brüsten stand und in der Geißeln aus Leder hingen. Auch die Anhänger im Garten wären vor ihr nicht sicher, wenn sie sich gehen ließ. Sie würde zu gern all den Mist aus ihnen herausprügeln, die faschistischen, frauenfeindlichen und verlogenen Parolen, die der Prediger ihnen eingetrichtert hatte,

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