Dark Secrets: Gesamtausgabe
meiner Mutter. Niemand hatte damit gerechnet, dass er kommt. Aber das tat er. Und mitten in der kleinen Feier, die meine Mutter organisiert hatte, mit vielleicht zehn Gästen, kippte Daria plötzlich um. Und Dimitrij lachte.“ Nicolai presste die Lippen zu einem dunklen Strich zusammen. „Und als ich sein eiskaltes Lachen hörte, wusste ich, was er getan hatte. Er hatte sie vergiftet. Vor meinen Augen und den Augen meiner Familie. Sie war tot, Amanda. Sie ist in meinen Armen gestorben. Ich habe sie fast eine halbe Stunde lang reanimiert, bis der Krankenwagen kam. Sie war tot!“
Er klang so verzweifelt, als er all dies nochmals durchlebte, um es Amanda erzählen zu können, dass ihr Tränen in die Augen stiegen.
„Als die Sanitäter die Wiederbelebung übernahmen, griff ich vor Verzweiflung nach meinem Jagdmesser und schleuderte es auf ihn. Doch meine Mutter warf sich vor ihn und ich traf sie mit dem Messer an der Schulter. Beinahe hätte ich sie getötet, mein Gott. – Ich konnte nicht verstehen, wie sie ihn schützen konnte, nach all dem, was er mir angetan hatte. Und Daria. Aber im Laufe der Zeit begriff ich, dass er trotz allem ihr Sohn war, und sie nicht zulassen konnte, ihn zu verlieren. Und ich musste ihr schwören, ihm nichts zu tun. Und ich tat es. Ich wollte sie nicht noch mehr verletzen.“
„Aber wie kann sie leben, wenn sie doch tot war?“
„Spock hat gesagt, dass es wohl Substanzen gibt, die die Vitalfunktionen so weit abschwächen, dass sie nicht mehr nachvollziehbar sind. Wie in einer Art … Winterschlaf. Es muss so etwas gewesen sein.“ Wieder schwieg er für einen Moment. „Verstehst du, Amanda? Im Grunde habe ich Daria auf dem Gewissen! Ich hatte letztendlich das aus meinen Bruder gemacht, was er heute ist. Ich habe all diese schrecklichen Dinge verursacht.“
„Das ist doch Blödsinn!“ Amanda funkelte ihn wütend an. „Natürlich ist es nicht deine Schuld.“
„Wenn ich ihm Daria nicht weggenommen hätte, wäre das nicht passiert!“
„Und dann? Überleg’ doch mal! Was meinst du, wie lange dein feiner Herr Bruder sie gut behandelt hätte? Einen Monat? Ein Jahr? Und dann? Hätte er sie genauso fertiggemacht, wie er es bei dir getan hat.“
Vielmehr hatte er das ja auch
, kam es ihr in den Sinn.
„Es muss schrecklich gewesen sein, was er ihr angetan hat, Doc. Einfach schrecklich.“
Amanda konnte ihm nicht widersprechen. Sie blickte durch das Fenster. Der Morgen graute und man sah schon jetzt, dass es ein düsterer Tag werden würde.
„Sie ist jetzt in Sicherheit.“
„Niemand ist in Sicherheit.“ Nicolai sah ihr direkt in die Augen. Darin lag eine wilde Entschlossenheit. „Solange er noch lebt.“
„Warum ist es so wahnsinnig schwierig ihn zu finden und …“ Sie schluckte. „… auszuschalten? War er auch beim Geheimdienst?
Nicolai lachte freudlos. „Er hat den verdammten Geheimdienst geleitet. Zumindest die europäischen Außeneinsätze. Als ich dort anfing, war er aber schon weg. Er hatte seine Befugnisse missbraucht, ein bisschen in die eigene Tasche gearbeitet. So erklären sich auch sein nicht unbeträchtliches Vermögen und die Tatsache, dass er so viele Kontakte hat.“
Amanda erstarrte. Das erklärte dann wohl einiges.
Als es plötzlich klopfte, zuckte sie vor Schreck zusammen. Sie wickelte sich die Decke um die Brust und sah fragend Nicolai an.
„Was ist?“
„Wir haben ihn, Sir!“
Nicolai sprang auf und zog sich seine Hose über. Unweigerlich begann Amanda das Zimmer nach ihren wild verstreuten Kleidern abzusuchen.
„Sicher?“
„Ja, Sir. Er bewegt sich in nördlicher Richtung.“
„Wir brechen in fünf Minuten auf!“
Bevor Amanda auch nur den Großteil ihrer Kleider zusammengesucht hatte, war Nicolai schon angezogen und überprüfte seine Waffen. Dann sah er Amanda an. Bevor er den Mund aufmachte, wusste sie, was er sagen wollte. Aber sie war schneller
„Ich komme mit!“, stellte sie fest und stieg hastig in ihre Hosen.
„Auf gar keinen Fall!“
„Und ob!“
„Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn ich mir Sorgen um dich machen muss.“
Sie griff nach ihrer Waffe und sah sich nach ihrem BH um. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen! Ich habe Eric. Er passt auf mich auf!“
Nicolai lachte freudlos. „Wer, zum Teufel, ist Eric?“
Amanda verzog das Gesicht. „Eric!“, rief sie so laut, dass es auch ein Hilferuf hätte sein können.
Es dauerte keine zwei Sekunden, da flog die Tür auf, die Eric mit gezogener Waffe
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