Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen
dachte, sie mag keine Kinder.«
»Sie ist tatsächlich erwachsener geworden«, sagte Alex mit einem verstohlenen Blick zu seinem Bruder.
Trotzdem fand Nick es merkwürdig, dass sie so viele Jahre nach dem ersten Kind noch ein zweites gewollt hatte. Dazu war sie einfach zu selbstsüchtig. Starrsinnig. Egozentrisch. Eine gottverdammte Prinzessin. Er schniefte, sah zu seinem Boot hinüber und dachte, dass noch vor einer halben Stunde sein einziges Problem seine Kopfschmerzen gewesen waren, nachdem er sich am Vorabend allzu eng mit einer Flasche Cutty Sark angefreundet hatte. Aber das hier … Scheiße. Nick blinzelte in die düsteren Regenwolken.
Alex räusperte sich. »Also schau, Nick, es ist nun mal so, dass ich zurzeit deine Hilfe brauche.«
»In welcher Form?«, fragte Nick misstrauisch. Der grobe Hanf der Cahill-Familienschlinge zog sich fester um seinen Hals. Es regnete immer noch.
»Du bist ein Troubleshooter für Unternehmen.«
»Das war einmal.«
»Du bist es immer noch.«
»Nein. Das liegt lange zurück. Seitdem habe ich eine Menge anderer Sachen gemacht. Jetzt fische ich. Oder versuche es.«
Mit düsterer Miene ließ Alex den Blick über den Jachthafen wandern, dann richtete er ihn auf den Eimer in Nicks Pick-up. Alex schien nicht überzeugt zu sein. »Vor ein paar Jahren hast du mehrere Firmen gerettet, die kurz vor dem Ruin standen, und jetzt könnte ich, ob du es glaubst oder nicht, diese Art von Sachverstand brauchen. Cherise und Monty rebellieren, weil sie nicht an unserem Unternehmen beteiligt sind. Offenbar glauben sie, als Cahills stünde ihnen ein Stück vom großen Kuchen zu.«
»Cherise und Monty. Na toll.« Es wurde immer schlimmer. Das war anscheinend das Schicksal aller Cahills. Er lehnte sich gegen den Pick-up. Tough Guy setzte sich neben ihn und blickte zu ihm auf, weil er erwartete, am Kopf gekrault zu werden. Nick tat ihm den Gefallen.
»Tja, diese dumme Geschichte mit Onkel Fenton und seinen Kindern war ja angeblich schon lange geklärt, bevor ich ins Geschäft einstieg«, fuhr Alex fort. »Dad hatte sich mit seinem Bruder geeinigt, aber Fentons Kinder haben es offenbar vergessen. Wenigstens Cherise. Sie ist diejenige, die keine Ruhe gibt. Wahrscheinlich liegt es an ihrem Mann. Ein Prediger. Herrje! Das alles ist doch Schnee von gestern. Von vorgestern. Oder sollte es sein.«
»Dad hat Fenton behandelt, wie er jeden anderen auch behandelt«, sagte Nick über den Tyrannen, der ihr Vater gewesen war. Samuel Jonathan Cahill war ein abgebrühter Mistkerl gewesen. »Er kannte nur die eine Art, mit Menschen umzugehen. Punkt.«
»Egal. Es geht doch darum, dass Fenton schon vor Jahren seinen Anteil am Unternehmen ausbezahlt bekommen hat. Damit ist die Sache erledigt. Cherise und Monty können verdammt noch mal selbst für sich sorgen. Ich habe genügend eigene Probleme.«
Dieses Argument hörte Nick schon, solange er lebte. Er hatte es satt, konnte aber nicht anders, als den Anwalt des Teufels zu spielen, besonders wenn es um seinen Bruder ging. »Du kannst es ihnen im Grunde nicht verübeln, dass sie sauer sind. Beide hatten gedacht, sie würden Millionäre werden, aber ihr verdammter Vater hat ihnen alles versaut.«
»Ich verüble ihnen überhaupt nichts. Nein, mir sind die beiden scheißegal. Monty hat in seinem ganzen Leben noch nicht einen Tag gearbeitet, und Cherise hat auch kaum etwas anderes getan, als eine Reihe von Ehemännern zu verschleißen und eine religiöse Spinnerin zu werden. Ich habe es mit ihr versucht, habe dem letzten – diesem Pfaffen, ausgerechnet – sogar eine Stelle besorgt. Scheiße! Du kannst dir nicht vorstellen, was für eine Katastrophe daraus wurde.« Alex machte eine wegwerfende Handbewegung. »Egal. Ich wollte, Cherise und Montgomery würden einfach beide verschwinden. Für immer.« Angewidert leerte er seine Bierdose in einem Zug und wischte sich den Mund ab. »Es sind Blutsauger. Verdammte Blutsauger, alle beide.« Alex lehnte sich an den verbeulten Kotflügel des Dodge. »Und wenn sie sich übergangen fühlen, tja, sollen sie doch sehen, wo sie bleiben«, stieß er ohne jedes Mitgefühl hervor. »Aber es ist zu kalt und nass, um hier herumzustehen und über sie zu reden. Sie sind nur ein kleines Ärgernis am Rande.«
»Das würden sie selbst wahrscheinlich anders sehen«, kommentierte Nick.
»Pech. Jedenfalls bin ich nicht ihretwegen hergekommen.«
»Sondern wegen Marla.«
»Unter anderem.« Alex sah Nick in die Augen.
»Kommen wir
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