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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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jetzt endlich auf den Punkt?«, fragte Nick. Der Wind wechselte die Richtung und pfiff über den Parkplatz.
    »Ja, ganz recht. Kommen wir.« Alex’ Stimme klang todernst. Ganz geschäftsmäßig. »Cahill Limited braucht eine Vitaminspritze.«
    »Oder eine Kugel in den Kopf.«
    »Es ist mein Ernst.« Um Alex’ Mund zeigten sich kleine weiße Furchen, und einen Moment lang wirkte er tatsächlich verzweifelt. »Und dir würde kein Zacken aus der Krone brechen, wenn du ein bisschen Familiensolidarität aufbringen würdest. Wir könnten sie brauchen. Mutter. Ich. Die Kinder. Und Marla.«
    Nick zögerte.
    »Marla ganz besonders.«
    Die Schlinge war plötzlich so eng, dass Nick keine Luft mehr bekam. Tough Guy kratzte am Trittbrett des Pick-ups. Nick öffnete die Tür und ließ den durchnässten Hund in die Fahrerkabine springen, um Zeit zu gewinnen. Doch die Entscheidung war bereits getroffen. Das wusste er so gut wie Alex. »Ich muss jemanden auftreiben, der so lange den Hund und mein Haus versorgt.«
    »Ich übernehme sämtliche Unkosten.«
    »Vergiss es.«
    »Aber …«
    »Es geht hier nicht um Geld, klar?« Nick stieg in den Wagen, schob Tough Guy auf seinen Platz an der Beifahrertür und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Wohl wissend, dass er einen Fehler beging, den er sein Leben lang bereuen würde, sagte er: »Ich komme, okay?« Wütend auf sich selbst und seine ausgeprägte, völlig unangebrachte Loyalität, fügte er hinzu: »Ich sehe mir deine verdammten Bücher an, mache mich lieb Kind bei Mutter und besuche Marla, aber du schuldest mir keinen Cent. Kapiert? Ich komme aus reiner Herzensgüte nach San Francisco, und ich gehe wieder, wann immer ich will. Ich lasse mich auf keine Verpflichtung ein, und ich bleibe nicht ewig.«
    »Reine Herzensgüte, also, das ist mal eine interessante Vorstellung«, versetzte Alex, ohne auf Nicks Bedingungen einzugehen.
    »Nicht wahr?« Nick streckte die Hand nach dem Türgriff aus. Wind und Regen schlugen in die Kabine. »Das ist das Äußerste, worauf ich mich einlasse, Alex. Mein einziges Angebot. Ich komme in ungefähr einer Woche. Wenn dir das nicht passt, vergiss das Ganze.« Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte Nick den Zündschlüssel und trat aufs Gas. Der Motor des Dodge sprang stotternd an.
    Unzufrieden mit der Welt im Allgemeinen und mit sich im Besonderen, schlug Nick die Tür zu und schaltete die Scheibenwischer ein. Ob es ihm passte oder nicht, er musste nach San Francisco fahren.
    »Zum Teufel«, knurrte er. Die Scheibenwischer kämpften gegen den Regen. Nick legte den Rückwärtsgang ein. Kies spritzte auf, und Tough Guy hätte auf dem Beifahrersitz beinahe das Gleichgewicht verloren.
    »Entschuldige«, murmelte Nick, schaltete in den ersten Gang und spähte finster durch die beschlagene Windschutzscheibe. Alex stand auf dem von Pfützen übersäten Parkplatz. Sein Wollmantel flatterte im Wind, seine Miene war düster wie die eines Bestattungsunternehmers. Nick schaltete das pfeifende Gebläse ein und suchte einen Sender im Radio, hörte jedoch nichts als Störgeräusche.
    Er dachte an Marla, und sein Magen krampfte sich zusammen. Er begehrte sie immer noch. Nach fünfzehn Jahren. Nach fünfzehn verdammten Jahren. Seitdem hatte es in seinem Leben mehr als ein Dutzend Frauen gegeben, aber keine von ihnen hatte ihn je so nachhaltig beeindruckt, so tiefe Narben an seiner Seele hinterlassen. Er sah sein eigenes Gesicht im Rückspiegel, und seine Augen wurden schmal, sein Blick hart und wütend. »Du bist ein Esel, Cahill«, knurrte er. »Ein gottverdammter Esel.«

2.
    W ird Mom sich an mich erinnern?«, fragte eine freche Mädchenstimme, und Marla versuchte krampfhaft, die Augen zu öffnen. Die Schmerzen hatten nachgelassen, wahrscheinlich dank irgendwelcher Medikamente, doch sie konnte den Mund nicht bewegen. Ihre Zunge fühlte sich dick an und schmeckte grässlich, ihre Augenlider waren zu schwer, als dass sie sie heben konnte, und sie hatte keinerlei Zeitgefühl. Sie wusste nur, dass sie immer wieder in diesen Zustand halber Bewusstlosigkeit eintauchte und dass sich dann ihr Verstand verwirrte. Aber sie wollte ihre Tochter sehen. Marla kämpfte mit aller Macht darum, die Augen zu öffnen, doch es gelang ihr nicht.
    »Natürlich wird deine Mutter sich an dich erinnern«, sagte ihre Schwiegermutter leise. Ihre festen Stakkato-Schritte hallten laut, als sie sich dem Bett näherte. Leises Klimpern von Schmuck, der Duft des bereits vertrauten Parfüms, das

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