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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf die Ladefläche seines Pick-ups. Verstohlen schob sich Marlas Bild wieder vor sein inneres Auge. Alex übertrieb nicht. Marla Amhurst Cahill war eine hinreißende Frau. Verführerisch. Frech. Verteufelt sexy. Mit seidiger Haut, die unter der Hand eines Mannes heiß wurde, und einem verlockenden Lächeln, das Marilyn Monroe zur Ehre gereicht hätte. Sie ging einem Mann so sehr unter die Haut, dass er nicht mehr von ihr loskam. Für Jahre nicht. Vielleicht nie. Nick wandte sich abrupt zu Alex um. »Komm zur Sache, Alex. Warum erzählst du mir das alles?«
    »Weil du zur Familie gehörst. Mein einziger Bruder …«
    »Blödsinn.«
    »Ich dachte, du solltest es wissen.«
    »Da steckt doch mehr dahinter.« Davon war Nick absolut überzeugt. »Sonst wärst du wohl kaum die ganze Strecke bis hierher gefahren, nach sechs Wochen.«
    Alex nickte bedächtig und runzelte nachdenklich die Stirn. »Sie ist … sie kann nicht sprechen, ihre Kiefer sind mit Drähten fixiert, und sie ist noch nicht aufgewacht, aber sie hat gestöhnt und versucht, ein paar Worte zu sagen.« Er holte tief Luft, wie um sich selbst Mut zu machen. »Das einzige Wort, das wir verstanden haben, war ›Nicholas‹.«
    »Hör bloß auf«, versetzte Nick wütend. Der Wind schlug ihm ins Gesicht.
    »Sie braucht dich.«
    »Sie hat noch nie jemanden gebraucht.«
    »Wir dachten …«
    »Wir?«
    »Mutter und ich und, na ja, wir haben auch mit den Ärzten darüber gesprochen. Wir dachten, du könntest vielleicht zu ihr durchdringen.«
    »Du und Mutter«, knurrte Nick. »Zum Teufel.«
    »Es ist einen Versuch wert.«
    Nick warf einen Blick aufs Wasser, wo die Boote an den Docks trostlos dümpelten, kleine Segelboote mit skelettartigen Masten, die sich wie Dutzende knochiger Finger, im Gebet erstarrt, zum gleichgültigen Himmel reckten. Für Nick war es undenkbar, Marla wiederzusehen. Bei der bloßen Vorstellung krampfte sich sein Magen zusammen.
    Alex warf seine Zigarette auf den Kies, wo sie zischend neben dem heruntergefahrenen Reifen eines uralten Buick verglühte. »Da ist noch etwas.«
    »Noch mehr?« Jetzt kommt’s, dachte Nick voller Unbehagen. Er hatte das Gefühl, dass ihm die Schlinge des Familiengalgens um den Hals gelegt wurde.
    »Ich muss dich um einen Gefallen bitten.«
    »Um noch einen? Außer Marla zu besuchen?«
    »Das ist kein Gefallen. Das ist deine Pflicht.«
    Nick zuckte die Achseln und ließ das unkommentiert. »Spuck’s aus.«
    »Es geht ums Geschäft … Seit diesem Unfall kann ich mich nicht richtig konzentrieren. Ich bin die meiste Zeit bei Marla im Krankenhaus. Und wenn ich gerade nicht im Krankenhaus bin, muss ich mich um die Kinder kümmern.«
    »Die Kinder? Plural?«
    »Ach, das weißt du ja noch gar nicht. Ein paar Tage vor dem Unfall hat Marla ein Kind bekommen. Und der Unfall geschah am Tag ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus.« Alex hielt inne, zog ein Taschentuch aus seiner Manteltasche und wischte sich das Gesicht ab. »Dem Baby geht es gut, Gott sei Dank. Der kleine James gedeiht so prächtig, wie man es sich nur wünschen kann in Anbetracht der Tatsache, dass ihm die Mutter fehlt.« In Alex’ Stimme schwang etwas wie Stolz mit und noch etwas anderes … Angst? Was ging hier vor?
    Nick kratzte sich das bartstoppelige Kinn und strich mit der Fingerspitze über die Narbe, die er Alex verdankte, eine Kampfwunde aus der Zeit, als er elf Jahre alt war. Er ahnte, dass noch viel mehr hinter dieser Geschichte steckte – dass sein Bruder bewusst etwas verschwieg. »Das Kind war nicht bei ihr?«
    »Nein, Gott sei Dank nicht. Der Kleine ist jetzt zu Hause, mit seinem Kindermädchen. Und was Cissy betrifft – sie ist eben ein Teenager und, ach, du weißt ja, wie die sind. Sie ist ziemlich mit sich selbst beschäftigt.« Rasch fügte Alex hinzu: »Natürlich ist sie traurig, weil ihre Mutter immer noch im Krankenhaus ist, aber …« Er zuckte die Achseln, und ein Ausdruck stiller Resignation trat auf sein aristokratisches Gesicht. »Manchmal habe ich den Eindruck, dass sie sich mehr Sorgen darum macht, wer sie zum Winterball einlädt, als um die Frage, ob ihre Mutter überlebt. Ich weiß schon, das ist nur Theater. Cissy sorgt sich auf ihre eigene Art, aber das ist eben die Art, mit der sie Marla schon immer begegnet ist.«
    »Das wird ja immer besser«, knurrte Nick.
    »Nicht wahr?«, schnaubte Alex, dann schniefte er und strich sich das Haar aus dem Gesicht.
    »Es überrascht mich, dass Marla noch ein Kind bekommen hat. Ich

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