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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie nicht benennen konnte. »Keine Sorge.«
    »Aber sie sieht schrecklich aus.« Wieder das Mädchen – ihre Tochter. »Ich dachte, es wäre inzwischen besser geworden.«
    »Ist es auch, aber es dauert, Cissy. Wir müssen uns alle in Geduld üben.« Eine milde Zurechtweisung schwang in der Stimme der älteren Frau mit, fast eine Warnung.
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Cissy mit einem theatralischen Seufzer.
    In den letzten paar Tagen hatte Marla in ihrem mehr oder weniger halb bewussten Zustand gelernt, das Pflegepersonal, Dr.Robertson und Mitglieder ihrer Familie am Parfüm, am Gang und an der Stimme zu erkennen, wenngleich sie oft verwirrt war und in diesem Stadium zwischen Wachen und Schlafen nie recht wusste, ob sie träumte oder ob sie wegen der Medikamente so benommen war.
    Sie hatte sich zusammengereimt, dass die ältere Frau, ihre Schwiegermutter, Eugenia Cahill war und dass Eugenias Mann nicht anwesend war. Vielleicht war er tot oder behindert oder einfach nicht interessiert; jedenfalls war er, soweit sie sich erinnerte, nie zu Besuch gekommen … Aber ihre Erinnerung war ja gerade das Problem. Das ganz große Problem.
    Ihre Schwiegermutter wirkte aufrichtig und fürsorglich und hatte sie oft besucht – das glaubte Marla zumindest. Cissy war bisher noch nie bei ihr gewesen … oder doch? Marla erinnerte sich nicht. Und dann war da noch ihr Mann. Alex. Ein Fremder und doch jemand, für den sie zärtliche Gefühle empfinden sollte. Aber die blieben aus. Ihr Kopf begann wieder zu pochen, schmerzte so heftig, als würden Eisläufer auf rasiermesserscharfen Kufen Pirouetten in ihrem Gehirn drehen. Das starke Medikament, das sie immer wieder in die Bewusstlosigkeit eintauchen ließ und ihren Verstand umnebelte, hatte seine Vorteile.
    »Und wenn sie sich nicht … du weißt schon … erinnert … oder wenn die Narben nicht weggehen oder … wenn sie nicht mehr sie selbst ist?«, flüsterte Cissy, und Marla erschauderte innerlich.
    »Du machst dir unnötige Sorgen. Von jetzt an geht es mit ihr bergauf.«
    »Ich hoffe es«, sagte das Mädchen inbrünstig, doch eine gewisse Skepsis in ihrem Tonfall war nicht zu überhören. »Braucht sie noch mehr Schönheitsoperationen? Dad sagt, sie hat schon jede Menge hinter sich.«
    »Gerade genug, um die Schäden zu beheben. Aber wir sollten wirklich nicht mehr darüber reden.
    »Warum nicht? Glaubst du, dass sie uns hören kann?«
    »Ich … ich weiß es nicht.«
    Eine Pause folgte, doch Marla spürte, dass jemand sich ihrem Bett näherte. Warmer Atem streifte sie, und sie hatte das Gefühl, studiert zu werden wie ein Einzeller unter dem Mikroskop. Wieder mühte Marla sich vergeblich ab, einen Finger zu heben. Wenn sie ihnen doch nur zeigen könnte, dass sie bei Bewusstsein war.
    »Sie hört nix …«
    »›Nichts‹, ›sie hört nichts‹, heißt das«, kam prompt Eugenias Tadel.
    »Ach ja?«, konterte die Kleine, und Marla erkannte, dass das Mädchen sich über die Großmutter lustig machte. »Ich versuche, daran zu denken, okay?«
    »Und vergiss nicht, es ist schon ein großes Glück, dass deine Mutter diesen grauenhaften Unfall überlebt hat«, mahnte Eugenia eindringlich. »Natürlich sieht sie jetzt nicht mehr so aus wie früher, aber du wirst schon sehen, wenn sie aufwacht und die Drähte aus ihrem Kiefer entfernt werden und die Schwellungen zurückgehen, dann ist sie fast wieder die Alte.«
    »Wird sie laufen können?«
    Marla stockte das Herz.
    »Natürlich. Ihre Beine sind unverletzt, das weißt du doch. Wie ich schon sagte, sie wird wieder gesund.«
    »Warum wacht sie dann nicht endlich auf?«
    »Der Körper braucht Ruhe, um zu genesen. Das ist wichtig.«
    Cissy schnaubte leise, als ob sie nicht ein Wort von dem glaubte, was ihre Großmutter sagte. »Sie mag mich ja sowieso nicht.«
    Wie bitte? Ausgeschlossen! Was für ein schrecklicher Gedanke, und wie falsch. So falsch. Doch das war sicher nur die verzerrte Wahrnehmung eines halbwüchsigen Mädchens. Ganz sicher würde sie ihre Tochter mögen, nein, lieben.
    »Natürlich mag sie dich.« Eugenia lachte nervös. »Sei nicht albern. Sie liebt dich.«
    Ja!
    »Warum hat sie sich dann so dringend ein Baby gewünscht? Einen Jungen? Warum war ich den beiden nicht gut genug? Ach, vergiss es«, murrte sie und entfernte sich vom Bett.
    »Ja, ich vergesse es, denn es ist Unsinn«, erwiderte Eugenia mit schmalen Lippen.
    Es folgte ein lauter, gequälter Seufzer, als ob das Mädchen Erwachsene im Allgemeinen und

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