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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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leisten und ihr ein paar Verse vorlesen. Die Bibel hat oft heilsame Wirkung, weißt du?«
    »Wenn ich mich recht erinnere, war Marla nicht allzu gläubig.«
    »Darauf kommt es nicht an«, versicherte Cherise hastig. »Jesus hört unsere Gebete, alle Gebete.«
    Nick äußerte sich nicht dazu.
    »Wie auch immer«, preschte sie vor, wie eine Lok unter Volldampf. »Weißt du, ich habe für sie gebetet. Und … und für Pam. Und für den armen Kerl in dem Sattelschlepper, den mit den Verbrennungen, der wahrscheinlich nicht durchkommt …« Sie unterbrach sich kurz. »Ich möchte sie einfach gern besuchen, Nick, ihre Hand halten und ihr sagen, dass ich sie liebe und dass der Herr sie ebenfalls liebt.«
    »Vielleicht, wenn es ihr bessergeht.«
    Er hörte einen gequälten Seufzer und ahnte, wie sich in Cherise’ Kopf die Rädchen drehten. Sie war wie ein Hund mit einem Knochen, gab nie auf, setzte sich durch und bekam am Ende immer, was sie wollte. Drei Ehemänner, allesamt ehemals eingefleischte Junggesellen, waren die lebenden Beweise für ihre Überredungskünste. »Sieh mal, Nick, du wirst sie doch sicher besuchen, schließlich kennst du Marla … nun, schon sehr lange.«
    Die Andeutung stand im Raum.
    Nick fasste den Hörer ein wenig fester und hütete sich, in die trügerischen Gewässer dieser besonderen Erinnerung vorzudringen.
    »Ich dachte, du würdest sie bestimmt gern besuchen«, bemerkte Cherise, und Nick hörte aus ihrem Tonfall die unterschwelligen Vorwürfe heraus.
    »Vielleicht«, erwiderte er vage, lehnte sich auf dem Sofa zurück und ließ den Blick über die vergilbten Holzpaneele an den Wänden seines Hauses schweifen. Tough Guy sprang auf einen zerschlissenen Sessel, fing Nicks strafenden Blick auf und sprang auf der Stelle wieder hinunter. Er verkroch sich unter dem Kaffeetisch und beobachtete sein Herrchen durch die Glasplatte, auf der noch Ringe von den Drinks des Vorabends zu sehen waren.
    »Also, wenn du mit Alex sprichst, sag ihm bitte, dass ich Marla sehen will. Versuche, ihm verständlich zu machen, dass wir auch zur Familie gehören. Trotz allem, was zwischen unseren Vätern vorgefallen ist, fließt doch das gleiche Blut in unseren Adern. Wir sind verwandt.«
    »Allerdings«, räumte Nick ein und stand auf.
    »Du wirst also mit Alex reden?«
    »Ja.«
    »Gut. Sehr gut. Danke. Weißt du, die Wege des Herrn sind oft unergründlich.«
    »So sagt man wohl«, erwiderte Nick leicht ironisch, dann beendete er das Gespräch und legte auf. Anschließend nahm er das Glas, das er auf dem Tisch abgestellt hatte, und trug es in die Küche zur Spüle. Tough Guy folgte ihm über das alte Linoleum.
    »Ich komme wieder«, versicherte er dem Hund noch einmal, schulterte seine Tasche und ging hinaus auf die hintere Veranda, um nachzusehen, ob der Schäferhundmischling genug Futter und Wasser hatte. Dann schloss er die Tür ab. Tough Guy raste zum Pick-up, doch Nick schüttelte den Kopf. »Diesmal nicht, alter Junge.« Er kraulte den Hund hinter den Ohren, von denen eines etwas zerfetzt war. Die Verletzung stammte noch von damals, als der Hund kurz nach Nicks Einzug blutig und halbtot auf die Veranda gehumpelt war.
    »Muss sich mit einem Waschbär oder einem anderen Hund gebissen haben«, hatte der Tierarzt im Ort vermutet. Infolge dieses Kampfes hatte der Schäferhundmischling ein Bein verloren, ein zerfetztes Ohr zurückbehalten und bei Nick ein neues Zuhause gefunden. Sie verstanden sich prächtig.
    »Mach keinen Ärger«, befahl Nick jetzt, stieg in die Fahrerkabine und ließ den Motor an. Der Himmel war düster, genau wie Nicks Stimmung.
    Während er den ersten Gang einlegte, dachte er an Cherise’ Anruf und ihr Gerede über Gott und Glaube. Ein bisschen Glaube würde ihm im Augenblick wohl auch nicht schaden können. Etwas göttliche Hilfe käme ihm ganz gelegen, aber darauf zählte er lieber nicht. Als er in den Seitenspiegel schaute, sah er den schwarzweißen Hund, der ihm von der Veranda aus nachblickte, und hatte das Gefühl, den einzigen Verwandten, den er je gekannt hatte, zurückzulassen.
    »Toll«, murmelte Nick vor sich hin. Er erreichte die Landstraße, über die er auf die Interstate gelangen würde. Von dort aus ging es immer weiter in südlicher Richtung bis nach San Francisco.
    Und zu Marla.

    Als sie wieder zu Bewusstsein kam, waren da Stimmen, mehrere gedämpfte Stimmen, die sie zu kennen glaubte. Der Drang zu schlafen war übermächtig, ihr Verstand dumpf und träge, doch sie bemühte

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