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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sekundenlang klammerte sie sich an das Bettgitter. Ihre Augen weiteten sich, als sähe sie eine Erscheinung. »O Gott …«
    »Raus hier, Kylie«, flüsterte Conrad. Seine Brillengläser betonten das Boshafte in seinem Blick. Purer Hass blähte seine Nasenflügel. »Und lass dich hier nie wieder blicken. Von mir bekommst du niemals auch nur einen Cent, verstanden?« Er nahm alle Kraft zusammen und tastete nach einem Schalter am Bettgestell. »Raus. Auf der Stelle!«
    Marla wich langsam zurück.
    Vom Flur her waren Schritte zu hören. Als Marla sich umdrehte, sah sie eine vollbusige Krankenschwester mit mürrischem Gesicht zur Tür hereinkommen. »MrAmhurst hat geklingelt«, erklärte sie und trat an Conrads Bett. »Wünschen Sie etwas, MrAmhurst?«
    »Ja«, zischte Conrad so vehement, dass Speichel von seinen schmalen, blassen Lippen sprühte. »Schaffen Sie diese Leute raus und lassen Sie sie nie wieder herein!«
    »Aber das ist doch Ihre Tochter«, redete die Schwester ihm beschwichtigend zu.
    »Pah! Sie ist nicht mein Kind. Ganz gleich, was ihre Mutter, diese Hure, behauptet.«
    »MrAmhurst!« Die Schwester gab sich schockiert, doch Nick vermutete, dass sie in Wirklichkeit bereits an die grobe Sprache und die Hasstiraden des alten Mannes gewöhnt war. Sie gab Marla mit einem stummen Blick zu verstehen, dass Conrad Amhurst nicht mehr ganz richtig im Kopf sei.
    »Schaffen Sie sie raus, sofort«, befahl er, und die Schwester drängte Marla und Nick aus dem Zimmer.
    »Das liegt am Morphium«, erklärte sie. »Manchmal ist er völlig klar im Kopf, dann wieder … Tja, er kann Traum und Wirklichkeit nicht mehr voneinander unterscheiden. Bitte haben Sie Verständnis; er ist sehr krank.«
    »War mein Mann in letzter Zeit hier?«, fragte Marla, noch ganz benommen von der vehementen Zurückweisung ihres Vaters. Es schien, als ob er sie hasste. »Alex Cahill, war er bei meinem Vater … mit einer zweiten Person?«
    »Nicht während meiner Schicht, aber das können Sie an der Rezeption überprüfen. Besucher sollen sich eigentlich registrieren lassen. Allerdings halten sich die wenigsten daran.«
    »Wir auch nicht«, gestand Nick. In diesem Moment klingelte es leise, und das Ruflicht über Conrads Zimmertür leuchtete erneut auf. »Er hat heute offenbar einen schlimmen Tag«, entschuldigte sich die Schwester und machte auf dem Absatz kehrt.
    »Lass uns gehen.« Nick fasste Marla am Ellenbogen und führte sie den langen, mit Teppich ausgelegten Flur entlang. An den Wänden waren Geländer aus lackiertem Holz angebracht, und große Fenster boten einen Ausblick auf gepflegte Rasenflächen, Blumenbeete und die Bucht dahinter. In regelmäßigen Abständen luden Sitzgruppen die Heiminsassen zum Ausruhen ein, mit Sofas und Sesseln, Lampen und Tischen, doch Nick hatte den Eindruck, dass sie selten benutzt wurden. Die Einrichtung war elegant, geradezu luxuriös. Dennoch war es ein Pflegeheim. Eine Anstalt. Ein Ort, an den sich reiche Leute zum Sterben zurückzogen.
    An der Rezeption sah Nick das Besucherregister durch. Wenn Alex in den letzten Tagen hier gewesen war, hatte er sich jedenfalls nicht eingetragen. »Gehen wir«, sagte er zu Marla. Ein Wachmann öffnete ihnen die elektronisch gesicherten Glastüren. Als sie ins Freie traten, fühlte Nick sich augenblicklich besser. Himmel, das war ja wie in einem Gefängnis. Ganz gleich, wie komfortabel das Heim ausgestattet war.
    Draußen trieb ein salziger Wind ein paar Wolken über den blauen Himmel. Möwen stießen kreischend auf die glasklare Wasserfläche der Bucht hinab, eisige Winterkälte hing in der Luft. Frisch. Kalt. Schneidend.
    »Conrad war schon immer ein Mistkerl«, bemerkte Nick, während sie zum Parkplatz gingen.
    »Er ist sehr krank.«
    »Glaub mir, in gesundem Zustand war er auch nicht viel besser.«
    Vor seinem Pick-up blickte Marla schließlich zu Nick auf. Sie hatte sich inzwischen wieder einigermaßen gefangen, doch auf ihren Wangen glühten immer noch zwei rote Flecke. »Wenn ich das nächste Mal auf die glorreiche Idee komme, ohne Einladung irgendwelche Verwandten zu besuchen, dann erschieß mich, okay?«
    »Ich versuche, daran zu denken.« Er öffnete ihr die Beifahrertür, und Marla kletterte auf die zerschlissene Sitzbank.
    Nick stieg an der Fahrerseite ein und drehte den Zündschlüssel. »Er hat nicht geglaubt, dass du Marla bist.«
    Marla schnaubte. »Kannst du ihm das verübeln? Mir kommen ja selbst manchmal Zweifel.« Sie blinzelte in die grelle Sonne

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