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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich – wieder einmal vergebens –, die Lider zu heben, und zwang sich, wach zu bleiben. Wenigstens so wach, wie es ihr möglich war.
    »Ja, er sagte, er würde kommen, aber ich musste ihn ganz schön unter Druck setzen«, sagte Alex.
    Wer? Wer würde kommen?
    Alex lachte, aber es klang gezwungen. »Er sieht beschissen aus. Scheint voll in dieser Antikultur aufzugehen, läuft rum wie ein Holzfäller. Du weißt schon, zerschlissene Jeans, altes Hemd, sackartiger Parka, Zottelhaar und so weiter. Wenn ich mich nicht sehr täusche, hatte er bestimmt seit einer Woche keinen Rasierer mehr in der Hand gehabt. Er war zum Angeln oder Krebsfischen oder so rausgefahren, in einem Boot, das so seetüchtig aussah wie ein Sieb.«
    »Aber er kommt «, sagte Eugenia mit Betonung.
    Ihre Schwiegermutter war also auch anwesend.
    »Das hat er gesagt, aber wer weiß? Er ist nicht gerade der Zuverlässigste.«
    »Du warst bei ihm zu Hause?«
    »Ich habe dort vorbeigeschaut, aber er war nicht da. Schließlich fand ich ihn in einem sogenannten Jachthafen, der die Bezeichnung wohl kaum verdient.« Wieder das freudlose Lachen.
    »Warum soll er kommen?«, fragte Cissy, und erst jetzt erkannte Marla, dass ihre Tochter auch im Zimmer war. »Wenn du ihn doch gar nicht ausstehen kannst?«
    »Es ist nicht so, dass ich ihn nicht ausstehen kann, Schatz. Ich kann ihn nur nicht … akzeptieren.«
    »Mensch, Dad, wieso kümmert es dich, was er tut, solange er dich in Ruhe lässt?«
    Gute Frage, dachte Marla und spürte, wie der Schlaf sie wieder überkam, der tiefe, tröstliche Schlaf, der sie so verführerisch in seine Arme schloss. Niemand antwortete, es herrschte angespannte Stille.
    »Warum will niemand über ihn reden?«, wollte Cissy schließlich wissen. »Manchmal kommt es mir vor, als wäre es etwas Unanständiges, auch nur seinen Namen auszusprechen.«
    »So ist es«, sagte Alex.
    »Du bist auch nicht besser«, versetzte das Mädchen gerade laut genug, dass die anderen es hören konnten.
    »Nun hört doch auf zu streiten.« Eugenia atmete tief durch. »Es kommt eben vor, dass Brüder sich nicht verstehen.«
    »Wie bei Großvater und seinem Bruder?«
    »Fenton, ja«, antwortete Eugenia steif. »Und das Gleiche gilt für seine Kinder, Cherise und Montgomery. Ach, neuerdings nennt er sich wohl Monty oder so ähnlich.«
    »Warum gehören sie nicht mehr zur Familie?«, fragte Cissy.
    »Sie wollen es nicht.«
    Cissy schnaubte skeptisch und sagte: »Onkel Monty hat neulich angerufen. Er wollte mit Dad reden.«
    »Ich habe mit ihm gesprochen«, erwiderte Alex in gereiztem Ton, den Marla nicht verstand. Aber es gab ja auch so viel, was sie nicht verstand, woran sie sich nicht erinnern konnte … Sie versuchte, sich zu bewegen, den Besuchern zu signalisieren, dass sie sie hörte, doch wieder wurde sie vom Schlaf übermannt.
    »Okay, also, was ist mit Nick?«
    Sie redeten über Nick … über den Bruder, der die Highschool oder das College oder was auch immer abgebrochen hatte … Sie müsste sich an irgendetwas im Zusammenhang mit ihm erinnern können, aber ihr Kopf war so leer … Himmel, was war es nur?
    »Will Onkel Nick auch nicht zur Familie gehören?«, bohrte Cissy weiter. Sie ließ nicht locker, doch ihre Stimme klang bereits weit entfernt.
    Eugenia antwortete: »Ach, Schätzchen, das verstehst du nicht.«
    »Und wenn doch?«
    Es entstand eine Pause. Marla stellte sich vor, wie Eugenia und Alex einen Blick wechselten und überlegten, wie viel von der schmutzigen Vergangenheit der Familie sie preisgeben konnten. »Also gut, Cissy«, sagte die ältere Frau schließlich, »wenn du es unbedingt wissen willst. Wenn in einer Familie Krisen auftreten, wie jetzt nach dem Unfall deiner Mutter, ist es wichtig, dass alle zusammenhalten, zueinander stehen, an einem Strang ziehen.«
    »Gegen wem?«
    »Wen« , korrigierte ihre Großmutter. »Lernt ihr in der Schule nicht einmal die Grundregeln der Grammatik?«
    »Na gut, gegen wen «, wiederholte das Mädchen. »Also wer sind sie – die Bösen? Ich weiß nicht, was das alles soll. Ich will nur, dass Mom wieder aufwacht und so ist wie früher, okay? Und … und ich will, dass sie so aussieht wie früher.« Ihre Stimme klang plötzlich eine Oktave höher. »Seht sie euch doch an! Sie sieht ganz anders aus.« Cissy schniefte laut und räusperte sich. Marlas Herz setzte einen Schlag aus. Wenn sie doch nur etwas sagen könnte, um ihre Tochter zu trösten, aber sie war so müde … »Nana, es ist … es

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