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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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schenkte Eugenia eine Tasse ein und ging wieder, nachdem sie sich erkundigt hatte, ob noch etwas benötigt werde.
    »Tee?«, fragte Eugenia, denn auf dem Tablett standen zusätzliche Tassen bereit.
    »Nein, danke. Ich glaube, ich brauche etwas Stärkeres.«
    »Bedien dich.« Sie griff nach ihrer Tasse.
    »Später.« Nick ging zum Kamin, woraufhin unter Eugenias Sessel hervor ein leises Knurren ertönte.
    »Ich habe mich schon gefragt, wann sie sich meldet«, bemerkte seine Mutter und beugte sich über die Armlehne des Sessels. »Coco, still!«
    Ein kleines weißes Fellbündel reckte die Schnauze aus der Dunkelheit unter dem Sessel. Glänzende schwarze Augen musterten Nick misstrauisch. Der kleine Hund knurrte noch mal.
    »Beachte sie einfach nicht«, riet Eugenia. »Hunde, die bellen, beißen nicht. Das gilt auch für Coco.« Sie ließ eine Hand von der Armlehne ihres Sessels baumeln, und ihre manikürten Finger strichen durch das Hundefell, wobei ihre goldenen Armreifen leise klimperten. »Tief im Inneren bist du einfach ein Feigling, stimmt’s?«, fragte sie Coco mit etwas höherer Stimme, dann wandte sie sich wieder an ihren Sohn.
    »Wo ist eigentlich dein Gepäck?«
    »Auf dem Rückweg vom Krankenhaus habe ich mir ein Zimmer im Red Victorian genommen.«
    »Ach, um Himmels willen, du steigst in einem Hotel ab? Obwohl deine Familie nur ein Stück weiter den Berg hinauf wohnt?« Eugenia hob die Hände, als könne sie nicht begreifen, was im Kopf ihres jüngeren Sohnes vor sich ging. »Du kannst doch hier wohnen, in deinem alten Zimmer.«
    Nur über meine Leiche, dachte Nick. Dieses Haus beherbergte zu viele Geister aus seiner Vergangenheit … und bald würde Marla heimkehren. Er sah sich im Wohnzimmer um. Zu den Antiquitäten und Stilmöbeln, an die er sich erinnerte, waren ein paar neue Sessel hinzugekommen. Dieses Haus hatte zwei große Erdbeben überstanden und das Leid mehrerer Generationen von Cahills gesehen. Die Backsteinmauern, das Giebeldach und die Fenster atmeten altes Geld und San-Francisco-Eleganz erster Güte. Oder höchster Verderbtheit.
    Darüber war Nick sich nicht ganz im Klaren.
    In diesem herrschaftlichen Bau mit seinen Kristallkronleuchtern, gespiegelt in Holzfußböden, deren sanfte Patina vom Alter und von teuren Schuhen zeugte, hatte er nicht das Gefühl, nach Hause zu kommen. Die geschnitzten Vertäfelungen, vor hundert Jahren in akribischer Kleinarbeit von einem deutschen Immigranten angefertigt, waren im Laufe der Zeit nachgedunkelt.
    Ja, es war schon ein eindrucksvolles Haus. Wenn man Häuser mochte, die keine Seele hatten.
    Die Haustür öffnete sich, und Alex trat in die Eingangshalle. Er stellte seine Aktentasche auf der untersten Treppenstufe ab. Während er die Handschuhe abstreifte, warf er seinem Bruder durch den Türbogen einen finsteren Blick zu. »Du hast behauptet, Marla sei wach«, sagte er vorwurfsvoll. Seine grauen Augen blickten hart und voller Misstrauen.
    »Ich habe gesagt, dass sie aufgewacht ist, mich angesehen und ein paar Worte gesprochen hat und dann wieder eingeschlafen ist, oder wie immer du es nennen willst.« Nick ließ sich nicht einschüchtern.
    »Tja, solange ich da war, hat sie sich nicht ein einziges Mal bewegt, und ich bin über eine Stunde bei ihr geblieben.« Alex knöpfte seinen Mantel auf. »Dr.Robertson sagte, es sei sinnlos zu warten. Sie rufen an, falls sich ihr Zustand verändert.« Er warf seinen Mantel über das Treppengeländer und kam ins Wohnzimmer. »Merkwürdig, wie?« Er griff in seine Jackentasche und zog ein Päckchen Marlboros hervor. »Sechs Wochen lang geschieht gar nichts, sie gibt kein Lebenszeichen von sich. Und kaum bist du da, öffnet Marla die Augen, spricht mit dir und fällt wieder ins Koma. Das alles in den fünf Minuten, die du bei ihr warst.« Alex steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und ließ sein Feuerzeug klicken.
    »Es ist ein Anfang, Alex. Hab Geduld.« Eugenia stellte ihre Tasse auf die Untertasse und erhob sich. Alex drückte ihr den obligatorischen Kuss auf die glatte pergamentene Wange. Trotz zehn Zentimeter hoher Absätze war sie einen Kopf kleiner als er. Ihr getöntes Haar war sorgfältig frisiert, ihr Kostüm – ein Designermodell – makellos und faltenfrei.
    »Ich soll Geduld haben? Zum Teufel, wie lange noch?« Alex zerrte an seiner Krawatte und blies den Rauch aus dem Mundwinkel aus. Mit steifen Fingern fuhr er sich durchs Haar und knurrte: »Herrgott, es ist so frustrierend. So verdammt

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