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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wachtposten neben dem Bett. Aus dem Tropf floss Glukoselösung und Gott weiß was sonst noch in ihre Adern. Schnittblumensträuße, Pralinenschachteln und Topfpflanzen sorgten für Farbtupfer in der sonst tristen Umgebung. Ein Weidenkorb mit einer leuchtend orangeroten Schleife quoll über von Karten mit Genesungswünschen. Durch die Lamellen der Jalousien fiel das Licht in Streifen auf die Bettdecke.
    Nick biss die Zähne zusammen. Er fühlte sich wie ein Eindringling, als er sich dem Bett näherte. Marla lag auf dem Rücken, ihr Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit geschwollen und von Blutergüssen entstellt, ihr Kiefer war mit Drähten fixiert. »Himmel«, flüsterte er.
    Das sollte Marla sein?
    Sein Magen zog sich zusammen. Er hatte sich eingeredet, sie längst überwunden, jegliche Gefühle für sie schon vor Jahren begraben zu haben, aber als er jetzt vor ihr stand, überkam ihn doch unwillkürlich so etwas wie Mitleid mit dem erbarmungswürdigen Wesen, das seine Schwägerin war. Verdammt, sie sah schlimm aus. Mehr tot als lebendig. Ihr Kopf war auf einer Seite kahl geschoren, und in den nachwachsenden dunklen Stoppeln waren die Fäden der Nähte sichtbar.
    Seine Finger krampften sich um das Bettgitter. Während er sie betrachtete, dachte er an die Frau, die sie einmal gewesen war, an die Schönheit und die weiblichen Reize der Marla Amhurst in der unbeschwerten Zeit, bevor sie MrsAlexander Cahill wurde, bevor sie aufhörte, Nicks Geliebte zu sein, um die Frau seines Bruders zu werden.
    Die verdrängten Erinnerungen traten plötzlich wieder an die Oberfläche. Vor seinem geistigen Auge erschienen Bilder einer jungen, langbeinigen, koketten Frau mit starker erotischer Ausstrahlung. Gott, sie war faszinierend gewesen mit ihren frechen grünen Augen, den hochmütig geschwungenen Augenbrauen und den hohen Wangenknochen.
    Und jetzt lag sie hier, eine geschundene Patientin im Krankenhaus, in einem sterilen Bett, an Monitore und Tropf angeschlossen, halbtot und unfähig, die Welt um sich herum wahrzunehmen. Sie war nur mehr ein Schatten der Frau, die sich in den zerwühlten Laken des Metallbetts in einem gemütlichen Häuschen in Mendocino gerekelt und ihm zärtlich einen Kuss auf die Nasenspitze gegeben hatte, um sich dann nach einem frechen Zwinkern langsam weiter nach unten vorzuarbeiten.
    »Was ist passiert?«, fragte er und umklammerte das Bettgitter. »Verdammt noch mal, Marla, was zum Teufel ist passiert?« Kopfschüttelnd wehrte er die nostalgischen Erinnerungen ab. Sie waren ohnehin nur Lügen. Sie hatte ihn benutzt, das war die schlichte Tatsache. Und er hatte sich benutzen lassen.
    Das Schlimmste daran war, dass er es wahrscheinlich wieder täte. Ohne zu zögern.
    Ganz gleich, wie erbärmlich sie im Augenblick aussah in ihrem schmucklosen Baumwollnachthemd, das sie, wäre sie bei Bewusstsein gewesen, als Lumpen abgetan hätte – Nick musste an die Frau denken, die in ihr steckte. »Wie zum Teufel bist du hier gelandet?«, flüsterte er.
    Hinter den Lidern bewegten sich ihre Augen.
    Lag sie nicht angeblich im Koma? Seine Nackenhaare sträubten sich. »Marla?«, flüsterte er, und seine Kehle schnürte sich zu. »Marla?«
    Langsam, als koste es sie unendliche Mühe, öffneten sich ihre Augen erst einen Spalt, dann weiter. Sie blickte ihn direkt an, bannte ihn mit großen schwarzen Pupillen inmitten eines winzigen grünen Rings.
    Sein Herz machte einen Satz.
    Sie kniff die Lider zusammen, blinzelte, blickte ihm weiter unverwandt in die Augen.
    »Ich dachte, du … Ich sollte wohl eine Schwester oder einen Arzt rufen.« Seine Fingerknöchel waren weiß, so fest umklammerte er das Bettgitter.
    Sie hob die Hand, um über seine zu streichen, und rang nach Worten, doch ihre Lippen bewegten sich über mit Drähten fixierten Zähnen, und als sie dann schließlich sprach, waren die Worte undeutlich. Trotzdem drangen sie in sein Bewusstsein vor und rührten an einen Nerv.
    »Wer bist du?«, wollte sie wissen und zog die Augenbrauen über diesen durchdringenden grünen Augen zusammen.
    Sie erinnerte sich also nicht. Die Enttäuschung tat weh, doch er schob den Schmerz beiseite. »Ich bin Nick.«
    Sie ließ die Hand sinken und gab einen Laut von sich, der an einen Seufzer erinnerte. Kein Erkennen blitzte in ihren Augen auf. »Nick?«, flüsterte sie unter sichtlicher Anstrengung. »Der … Bruder?«
    Das wusste sie also. »Ich glaube, du betrachtest mich als Ausgestoßenen.«
    Sie antwortete nicht.
    »Verstehst du, du

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