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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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erinnern, nicht an den Unfall, an gar nichts.« Immer noch Alex’ Hand in der ihren haltend, wandte sie sich zu Cissy um, die theatralisch die Augen verdrehte. Sie warf ihrem Vater einen Blick zu, der deutlicher als Worte fragte: Können wir nicht einfach gehen? Nick konnte es der Kleinen nicht verübeln.
    Doch Alex nahm die stumme Bitte gar nicht wahr. Er beugte sich über seine Frau und sagte: »Hör mal, Liebling, auch wenn du dich nur noch an wenig erinnerst …«
    »Nein, es ist ja nicht so, dass ich mich nur an wenig erinnere, Alex«, fiel Marla ihm ins Wort. Sein Name kam ihr nur schwer über die Lippen. »Ich erinnere mich nur an allgemeine Dinge, aber an gar nichts, was mein Leben betrifft. Meine Eltern, mein Geburtstag, ob ich Geschwister habe oder …«
    »Willst du damit sagen, du erinnerst dich nicht an uns?«, fragte Cissy, die plötzlich begriff.
    Marla antwortete nicht.
    »Das geht vorüber«, beschwichtigte Alex.
    »Ich hoffe es.« Marla sah ihren Mann an, als suche sie bei ihm Antworten, und Nicks Magen zog sich zusammen. »Es tut mir leid, all diese … Probleme, und Pam … O Gott, wie entsetzlich, dass sie tot ist.«
    »Du erinnerst dich an sie?«
    »Nein«, flüsterte Marla, um Fassung ringend. »Ich … erinnere mich nicht an den Unfall …« Ihre Stimme versagte, sie versuchte vergeblich, sich zu beherrschen.
    »Das wird sich bald bessern«, versicherte Eugenia.
    Marla wandte sich ihrer Schwiegermutter zu. »Kannst du mir das versprechen?«
    »Nein, aber …«
    »Dann verschone mich mit solchen Platitüden, bitte. Ich muss hier raus, ich muss etwas tun. Mit Pamelas Angehörigen sprechen. Ich will mich an euch alle erinnern.«
    Cissy blinzelte verzweifelt und schniefte, dann wandte sie sich verlegen ab.
    Nick hätte gern geglaubt, dass Marla aus unerfindlichen Gründen ein Spielchen mit ihnen allen trieb, doch sie wirkte vollkommen aufrichtig. Er hätte nie geglaubt, dass sie fähig sein könnte, an jemand anderen als an sich selbst zu denken, aber vielleicht hatte sie sich verändert. Vielleicht hatte sie mit ihrem Gedächtnis auch ihre Manipulationskünste verloren. Oder sie spielte ihnen etwas vor.
    Alex ergriff die Hand seiner Frau. »Du solltest jetzt ein wenig ruhen.«
    »Später. Ich habe noch so viele Fragen. Was ist mit meiner Familie? Wo ist sie?«, wollte Marla wissen. »Meine Eltern? Meine Geschwister? Ich muss doch Verwandte haben? Wohnen sie nicht hier in der Nähe?«
    »Ach, Liebling«, sagte Alex, bemüht, den Fragen auszuweichen. »Wir müssen dir so viel erzählen, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt.«
    »Warum nicht?«, fragte sie leise. Sie schien sich gegen das Schlimmste zu wappnen. »Sind sie alle tot?«
    »Nein, nein … Deine Mutter ist verstorben, und deinem Vater geht es nicht gut.«
    »Oh.« Verwirrung zeichnete sich in ihrer Miene ab. Schmerz. Kummer.
    »Wir werden darüber sprechen, Fotos anschauen, deinen Vater besuchen, was immer du möchtest. Aber erst, wenn du gesund bist und wieder nach Hause kannst, ja?«
    Sie antwortete nicht, schien jedoch ein wenig in ihrem Bett zu schrumpfen, kleiner zu werden. Nick empfand den absurden Wunsch, sie zu trösten und ihr zu versichern, dass alles gut werden würde, doch er erinnerte sich noch rechtzeitig an seine Position. Hier ging es um Marla, und sie kam allein zurecht. Wenn nicht, war ihr Mann derjenige, dem es zustand, ihr zu helfen.
    Es war an der Zeit, dieser Qual ein Ende zu setzen. »Hör mal, ich muss jetzt los«, sagte er zu Alex und gestattete sich einen letzten Blick auf die Frau in dem Krankenbett, bevor er ging. Seine Familie zurückließ. Und Marla. Herrgott, er konnte nicht länger in ihrer Nähe bleiben.
    Wider Willen empfand er ein wenig Mitleid mit ihr. Sie war einmal jung, lebhaft und sexy gewesen wie kaum eine andere Frau auf der Welt. Jetzt war sie nichts weiter als eine Patientin im Krankenhaus, die froh sein konnte, überlebt zu haben, und deren Schicksal es war, nie wieder sie selbst zu werden.
    Scheiße .
    Er drückte die Taste am Aufzug, und die Türen öffneten sich fast geräuschlos. Beinahe wäre er mit einem großen, breitschultrigen Mann mit getrimmtem Bart, dunkler Brille und schmalem, hartem Mund zusammengestoßen, der mit einem Parka, Jeans und Wanderstiefeln bekleidet war. Er drängte sich an Nick vorbei und ging leicht hinkend an der offenen Tür zu Marlas Zimmer vorüber. Dann lief er hastig weiter den Flur entlang.
    Nick stutzte, er wusste selbst nicht, warum. Hatte

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