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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Kloß in ihrem Hals hinunter und kämpfte den Anflug von Selbstmitleid energisch nieder. »Erzählen Sie mir doch, was in jener Nacht passiert ist«, forderte sie den Polizisten auf. Sie entschied, dass es besser war, sich der hässlichen Wahrheit zu stellen, als sich von ihrer Verwandtschaft eine Version auftischen zu lassen, die wahrscheinlich stark beschönigt war. Sie durchbohrte Paterno geradezu mit ihrem Blick. »Ich will die Fakten wissen.«
    »Nur die Fakten, sämtliche Fakten und nichts als die Fakten?«, fragte Paterno.
    Was sollte das? Machte er sich über sie lustig? Sie hob eine Schulter. »Ich … glaube schon.«
    »Das sagen die Bullen in alten Fernsehfilmen immer«, erklärte Paterno, und sie begriff, dass er ihr eine Reaktion hatte entlocken wollen. Er stellte sie auf die Probe, um herauszufinden, an wie viel sie sich tatsächlich erinnerte. Wie bitte? Glaubte er ihr etwa nicht? Warum sollte sie die Amnesie vortäuschen? Gab es da etwas, was sie über sich selbst nicht wusste, etwas, das ihm Anlass zum Misstrauen gab?
    Paterno ließ sich auf dem Plastikstuhl in einer Zimmerecke nieder. »Soweit wir aus den Schleuderspuren schließen konnten, sind Sie in Pamela Delacroix’ Mercedes in Richtung Süden gefahren. Wahrscheinlich wollten Sie nach Santa Cruz, wo Pamelas Tochter Julie das College besucht. Sie fuhren bergauf, bogen um eine Kurve und gerieten ins Schleudern. Der Schwerlaster, der Ihnen entgegenkam, musste eine Vollbremsung machen, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Er kam von der Fahrbahn ab und durchbrach die Leitplanke am Straßenrand, genauso wie Ihr Wagen auf der anderen Seite. Pamela, die nicht angeschnallt war, wurde aus dem Wagen geschleudert, brach sich das Genick und war auf der Stelle tot.« Marlas Magen krampfte sich zusammen. Das pure Entsetzen und ungeheuerliche Schuldgefühle ließen es sauer in ihre Kehle steigen. »Der Schwerlaster rollte durch den Wald den Berg hinunter, prallte gegen einen Baum und explodierte. Jemand sah die lodernden Flammen und informierte die Polizei, kurz bevor die ersten Zeugen eintrafen. Ein älteres Ehepaar.«
    Marla schloss erschüttert die Augen. Die Bilder, die Paterno heraufbeschwor, standen ihr lebhaft vor Augen. Ihr kamen die Tränen. Plötzlich war ihr so übel, dass sie fürchtete, sich übergeben zu müssen. »Es tut mir so leid«, flüsterte sie hilflos.
    »Mir auch.« Das klang nicht aufrichtig, und als Marla den Blick des Detective auffing, las sie in seinen Augen eine erschreckende Härte. Skepsis und Vorwurf standen ihm ins Gesicht geschrieben. Noch so ein Bulle, der schon zu viel gesehen hatte.
    Er stand auf, kramte in seiner Tasche und legte eine Karte auf den Tisch. Dann schaltete er den Rekorder aus und steckte ihn in die Tasche. »Das reicht für heute. Aber wenn Ihnen noch irgendetwas einfallen sollte, melden Sie sich bei mir.«
    »Ja«, versprach sie. In diesem Moment nahm sie eine Bewegung an der Tür wahr, die einen Spalt offen stand. Sie war so sehr auf Paterno und den Unfall konzentriert gewesen, dass sie Nicks Kommen gar nicht bemerkt hatte. Wie lange er wohl schon dort stand, und wie viel er gehört haben mochte?
    »Sollte nicht ein Anwalt dabei sein, wenn sie von der Polizei verhört wird?«, fragte Nick und trat ins Zimmer. In seinem schwarzen Haar glitzerten feine Regentröpfchen. Für eine Schrecksekunde trafen sich ihre Blicke, dann sah er den Detective fest an. Paterno klappte sein Notizbuch zu und steckte es ein.
    »MrsCahill und ich haben das bereits besprochen. Sie steht nicht unter Anklage.«
    »Alex sagte etwas von Totschlag«, entgegnete Nick.
    Das Blut gefror ihr in den Adern. Ihr Kopf dröhnte. War das möglich? Würde man sie etwa ins Gefängnis stecken?
    »Wir dürfen keine Möglichkeit außer Acht lassen«, erwiderte der Detective und rieb sich das Kinn. »Sie sind nicht der Ehemann?«
    »Nein«, antwortete Nick fest und warf Marla einen Blick zu, mit dem er ihr offenbar etwas Wichtiges signalisieren wollte, den sie jedoch nicht verstand. »Ich bin ihr Schwager. Der Bruder des Ehemanns . Nick Cahill.« Er streckte dem Detective die Hand entgegen.
    Paterno ergriff sie und schüttelte sie kurz, aber kräftig.
    »Sie kommen aus Oregon, nicht wahr?«
    »Devil’s Cove.« Nick gestattete sich kein Lächeln. »Fragen Sie mich nicht. Den Namen hat wahrscheinlich ein betrunkener Holzfäller oder Seemann erfunden.«
    »Sie sind hier zu Besuch bei Ihrer Familie?«
    »Ich bin hergebeten worden. Aus

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