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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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er.
    »Nein.« Marla versuchte, sich zu konzentrieren, doch davon bekam sie nur hämmernde Kopfschmerzen.
    »Sie fuhren in südlicher Richtung auf dem Highway 17 durch die Santa-Cruz-Berge. Den Schleuderspuren nach zu urteilen haben Sie etwas auf der Straße gesehen und scharf gebremst. Vielleicht war es der Schwerlaster oder auch ein Reh oder …« Paterno sprach nicht weiter, wartete darauf, dass sie den Satz vervollständigte.
    »Sie verstehen nicht, Detective«, sagte Marla und hatte Mühe, ihr Temperament zu zügeln. »Ich erinnere mich nicht mal mehr an meinen eigenen Namen oder den meiner Kinder und meines Mannes … nichts. Nur … nur hin und wieder erinnere ich mich bruchstückhaft an irgendetwas, an eine Werbung, eine Melodie, eine Szene aus einem alten Film, aber nie an … an etwas Wichtiges.«
    Sein Blick besagte, wie praktisch, doch er äußerte sich nicht, schob nur seinen Kaugummi von der einen auf die andere Backenseite.
    »Tja, wenn ich schon mal hier bin, lassen Sie uns noch ein wenig reden, ja?« Er zog eine buschige Augenbraue hoch. Marla nickte. »Sie waren mit Pam Delacroix unterwegs?«
    »Das hat man mir gesagt.«
    »Und wie haben Sie sich kennengelernt?«
    »Ich, hm, mein Mann sagt, sie war eine Freundin von mir. Aber …«
    »Sie erinnern sich nicht.«
    »Genau.« Wütend auf sich selbst runzelte Marla die Stirn. »Ich fürchte, ich höre mich an wie eine kaputte Schallplatte.«
    »Ja.«
    Sie griff nach ihrem Saft und trank langsam durch den Strohhalm, während der Detective ihr eine Reihe von Fragen stellte, auf die sie keine Antworten wusste. Draußen auf dem Flur rasselten Rollwagen mit Medikamenten vorbei, Leute redeten, das Signal des Aufzugs ertönte. In Zimmer 505 herrschte eine angespannte Atmosphäre. Marla gefiel das Benehmen des Detective nicht – als hätte sie den Unfall verursacht und sich dabei um ein Haar selbst umgebracht. »Wissen Sie, ich komme mir vor wie in einem Verhör«, sagte sie schließlich. Sie spielte mit dem Strohhalm, dann stellte sie den Becher ab.
    »Ich versuche nur, den Unfallhergang zu klären.«
    »Ich kann Ihnen wirklich nicht helfen.« Ihr Rücken begann zu schmerzen, sie war müde, und ihr dröhnte der Kopf.
    »Sie haben Pam Delacroix’ Wagen gefahren, nicht wahr?«
    »Ich … wahrscheinlich. Das sagen alle, also wird es wohl so gewesen sein«, erwiderte sie gereizt. »Hören Sie, müssen Sie mich nicht mit meinem Anwalt sprechen lassen, mir meine Rechte vorlesen oder so?«
    » Daran erinnern Sie sich?«
    »Ich sagte doch schon … Nebensächlichkeiten bereiten mir keine Probleme. Vielleicht kenne ich das aus einer Folge von … von …«
    » New York Cops? Die Aufrechten? «
    »Ich … ich weiß nicht …«
    Er musterte sie mit flinken, intelligenten Augen. »Wollen Sie wirklich Ihren Anwalt rufen? Ich bin nicht hier, um Sie zu verhaften, verstehen Sie?«
    »Ich habe nichts zu verbergen.« Zumindest nichts, woran ich mich erinnern könnte, dachte Marla, sprach es aber nicht aus. Sie hatte nur einen Wunsch, nämlich dass das Verhör bald vorüber wäre, sie die Augen schließen und hoffen könnte, dass die Medikamente ihre Wirkung taten und sie von dem pochenden Schmerz im Kiefer und dem Hämmern im Kopf erlösten. Und sie wollte dieses Gefühl loswerden, dass ihr Leben sich mehr und mehr ihrer Kontrolle entzog und unausgesprochene Fragen in der Luft hingen, Fragen, die irgendwie zu schrecklich, zu anklagend waren, um laut geäußert zu werden.
    »Okay«, sagte Paterno. »Also, wie war das mit dem Schwerlaster, der Ihnen entgegenkam? Er kam auf der anderen Seite von der Fahrbahn ab, und jetzt liegt der Fahrer, Charles Biggs, mit lebensgefährlichen Brandverletzungen im Krankenhaus. Wir hoffen, dass er wieder zu sich kommt und sich an etwas erinnert.«
    Bei dem Gedanken an den LKW-Fahrer schauderte Marla innerlich. »Der arme Mann«, flüsterte sie und blickte aus dem Fenster in den grauen Nachmittag hinaus. Ihr eigenes Schicksal erschien ihr plötzlich gar nicht mehr so schlimm. Stumm betete sie darum, sie möge nicht den Unfall verursacht, nicht durch Fahrlässigkeit ihre Freundin umgebracht haben – eine Frau, an die sie sich nicht erinnerte – und an den Verletzungen eines Fremden schuld sein. Eine dunkle Wolke der Depression drohte sich schwer auf ihre Schultern zu senken. Wie könnte sie damit leben, wenn sich herausstellte, dass es so war? O Gott, bitte, nein. Mit einer solchen Schuld könnte ich nicht leben … Sie schluckte

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