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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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und sein Gesicht nahm einen grüblerischen Ausdruck an. Eugenia hörte auf, die kleinen pinkfarbenen Blüten abzuzupfen. »Ich überprüfe das. Sind noch weitere Anrufe eingegangen?«
    »Nein … Das heißt, nicht, dass ich wüsste. Aber ich erinnere mich ja auch kaum an etwas«, erwiderte Marla. Sie versuchte ein Lächeln, das allerdings kläglich wirkte.
    Alex seufzte. »Ja, wir haben schon davon gehört. Bevor wir hergekommen sind, haben wir mit Phil Robertson gesprochen, deinem Arzt. Er hat uns gewarnt, dass die Amnesie noch eine Weile anhalten könnte. Zum Glück sollte sie aber nur vorübergehend sein.«
    »Sollte«, wiederholte sie leicht sarkastisch. »Hoffen wir’s.«
    »Mach dir keine Sorgen deswegen.« Er beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn. »Du konzentrierst dich jetzt erst mal ganz darauf, wieder gesund zu werden. Phil ist der Meinung, dass du in ein paar Tagen entlassen werden kannst.«
    Sie fürchtete, den Verstand zu verlieren, wenn sie noch einen einzigen Tag untätig im Bett liegen musste. »Nein. Ich will auf der Stelle nach Hause.«
    »Das will ich auch. Aber es ist leider nicht möglich.«
    »Wieso nicht?«
    »Ich glaube, Phil will noch ein paar Routineuntersuchungen durchführen. Nichts Besonderes.«
    »Immerhin besonders genug, um mich hierzubehalten«, fuhr sie auf.
    »Du bist gerade erst aus dem Koma erwacht, Liebling«, erinnerte er sie.
    »Aber ich will nach Hause«, wiederholte Marla. »Auf der Stelle.«
    Niemand erwiderte etwas. Alex warf einen Blick zu Eugenia, die sich jetzt einer Blumenvase zugewandt hatte. Sie entfernte verwelkte Rosen und warf sie in einen kleinen Abfalleimer neben dem Schrank. Cissy hatte plötzlich ihr Interesse am Parkplatz entdeckt, schaute aus dem Fenster und mied den Blickkontakt mit ihren Eltern.
    »Hör zu, Liebes.« Eugenia trat näher ans Bett. Die Frau, die eben noch Tränen in den Augen gehabt hatte, zeigte plötzlich eiserne Entschlossenheit. »Wenn du gesund bist, kommst du natürlich nach Hause, aber jetzt ist es einfach noch zu früh.« Sie strich Marla sanft über die Hand, doch ihre Augen hinter der Nickelbrille befahlen ihr stumm, keine Widerworte zu geben, so als hätten sie ein gemeinsames Geheimnis – ein Geheimnis, das hier im Krankenhaus nicht ausgesprochen werden durfte. Marla fühlte, wie erneut Angst in ihr aufstieg.
    »Wo … wo ist mein Baby?«, fragte sie.
    »Zu Hause. Wir konnten den Kleinen nicht mitbringen. Anordnung des Kinderarztes«, erklärte ihre Schwiegermutter, und ihr Blick wurde ein wenig sanfter. »Du kannst ihn sehen, sobald du zu Hause bist.«
    »Und wann wird das sein?«
    »Bald, Schatz. Wenn der Arzt dich entlässt. Er will dich auch so bald wie möglich nach Hause lassen. Wir kennen Phil und seine Frau schon seit Jahren.« Alex’ Stimme klang freundlich, doch Marla glaubte, einen Unterton herauszuhören, und fragte sich, ob er sie nur beschwichtigen und die Wahrheit vor ihr verbergen wollte. Etwas an ihm erschien ihr nicht aufrichtig.
    Vielleicht leidest du aber auch einfach an Verfolgungswahn!
    »Ach ja? Warum hat er sich mir dann als Dr.Robertson vorgestellt?«, fragte sie. Sosehr sie versuchte, ihr Misstrauen zu unterdrücken, sie hatte dennoch das Gefühl, die ganze Welt habe sich gegen sie verschworen. Lieber Himmel, womöglich war sie im Begriff, verrückt zu werden. Hatte sie nicht geglaubt, jemanden an ihrem Bett zu spüren, etwas Böswilliges? Ihre Handflächen waren schweißnass, ihre Nerven zum Zerreißen gespannt. »Warum hat er sich nicht als Phil vorgestellt?«, hakte sie nach. »Warum hat er nicht gesagt, dass wir uns kennen?«
    »Wer weiß, vielleicht sieht die ärztliche Standesethik das so vor. Wahrscheinlich setzt er …« – Alex deutete mit Zeige- und Mittelfinger Gänsefüßchen an – »…sein ›Arztgesicht‹ auf, wenn er im Krankenhaus arbeitet.«
    »Wenn du mich fragst: Ich finde es merkwürdig.«
    »Mag ja sein, aber es ist nun mal so.«
    Dieses Gespräch führte zu nichts, es drehte sich nur im Kreis, und sie war müde. Furchtbar erschöpft.
    Als ob er ihre Frustration spürte, nahm Alex sie wieder in den Arm. »Ich weiß, das alles ist verwirrend und ermüdend, und du fühlst dich sicher immer noch hundeelend«, sagte er, und schon wieder brannten Tränen in ihren Augen. »Aber beruhige dich, lass dir Zeit. Alles wird wieder gut«, flüsterte er ihr ins Ohr, und sie wollte ihm glauben, ihm vertrauen. Ach, wenn er doch nur wirklich die Zukunft vorhersehen könnte wie in

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