Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen
verglich die Handschriften. Ihre war anders, kräftiger, klarer als Marlas … oder war sie im Begriff, verrückt zu werden? Sie schrieb ihren Namen noch einmal. Dann Alex’ Namen. Nicks.
Vielleicht war es eine Folge des Unfalls. Doch ein unheimliches Gefühl überkam sie, und sie ließ den Stift fallen.
Sie wehrte sich gegen das Gefühl, dass etwas faul war. Ohne Grund fürchtete sie sich vor ihrem eigenen Schatten.
Und was war mit der Fahrt nach Santa Cruz? Warum war sie nicht in diesem gründlich geführten Kalender verzeichnet? Vielleicht wolltest du Alex verlassen. Aber das Baby? Und Cissy … Vielleicht war die Fahrt ganz spontan, aus einer Laune heraus, beschlossen worden? Nein. Sie hätte die Kinder nicht einfach im Stich gelassen. Das passte nicht zu ihr. Gespannt wandte sie sich dem Adressverzeichnis zu. Fand sie dort bekannte Namen? Robertson? Phil und seine Frau Linda waren eingetragen. Lindquist … Joanna Lindquist, ja, auch für sie hatte jemand eine Karte angelegt. Joanna und Ted. Miller … Randy und Sonja waren aufgeführt, doch Sonja war durchgestrichen, als sei sie gestorben oder fortgezogen … Mit immer noch etwas trägen Fingern blätterte Marla die Karten zum Buchstaben D durch und suchte nach Pam Delacroix, fand den Namen jedoch nicht.
»Wie sonderbar«, dachte sie laut, tippte auf eine alte Karte ganz hinten und fing dann von vorn an. Langsam, Karte für Karte, ging sie die Adressen durch. Vielleicht waren Pams Name und Telefonnummer falsch abgelegt worden. Namen von Leuten, die ihr Karten und Blumen geschickt hatten, fielen ihr ins Auge: Bill und Sheryl Bancroft, Mario Dimetrius, Kylie Paris … Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Der Name war ihr vertraut … sehr vertraut … Als ob … Als sei sie eine enge Verwandte … die ihr nahestand und ihr lieb war. Doch die Adresse und die Telefonnummer sagten ihr nichts. Denk nach, Marla, denk nach. Warum klingt beim Namen dieser Frau etwas an, aber sonst bei keinem?
Doch ihr fiel nichts ein. Nicht die kleinste Erinnerung. »Verdammt noch mal«, murrte sie und konzentrierte sich wieder auf Pam Delacroix. Warum war Pams Name nicht in dieses Gesamtverzeichnis von Freunden und Geschäftspartnern aufgenommen worden?
Weil es sie nie gegeben hat. Sie ist eine Erfindung.
Der Gedanke traf sie wie ein Schlag vor die Brust.
Natürlich hat es sie gegeben, widersprach ihr gesunder Menschenverstand. Aber sie ist tot. Du hast sie umgebracht. In ihrem eigenen Wagen! Die Polizei ermittelt in diesem Todesfall. Also, bleib auf dem Teppich. Benutze deinen Verstand. Kläre diese Sache auf, verdammt! Pam hatte existiert, war ihre Freundin gewesen, also musste es in diesem Haus doch wohl irgendetwas geben, was an sie erinnerte.
Auf einer Ecke des Schreibtischs summte leise ein Computer mit eingeschaltetem Monitor. Marla fragte sich, ob ihr noch genug Zeit blieb, die Dateien zu sichten. Später , sagte sie sich, wenn du sicher sein kannst, nicht ertappt zu werden.
Entwickle jetzt keine Angstneurose, ermahnte sie sich selbst. Sonst endest du noch in der Klapsmühle.
Marla berührte die Tastatur. Der Bildschirmschoner, tropische Fische, verschwand, und stattdessen erschien ein Desktop mit Icons. Erstaunlich problemlos fand sie das richtige Programm und fuhr zusammen, als sie einen Ordner mit der Bezeichnung »Marlas Dateien« entdeckte. Also hatte sie diesen Rechner benutzt! Gut. Dieses Wissen machte ihr Mut. Sie versuchte, eine Datei zu öffnen, stellte jedoch fest, dass sie dazu ein Passwort benötigte. Ihr Mut sank. Sie durchsuchte die Schubladen nach einem Hinweis auf ein Passwort, fand aber nichts. Als Nächstes versuchte sie, ihre E-Mails abzurufen, stieß jedoch auf das gleiche Problem. Sie probierte jede Kombination aus, die ihr in den Sinn kam – ihr Name, die Namen ihrer Kinder, alles Mögliche –, musste jedoch schließlich aufgeben. Sie trommelte mit den Fingern auf die Sessellehne, und dann hörte sie Schritte im Flur.
Ohne selbst zu wissen, warum, sprang sie erschrocken auf und stieß dabei einen Becher mit Stiften um. Er fiel zu Boden, die Stifte rollten über den Teppich. »Toll.« So schnell sie konnte, sammelte Marla sie auf und stellte sie wieder in den Becher mit dem Harvard-Logo.
Sie hörte, wie die Tür zur Suite geöffnet wurde, die Schritte verklangen. »MrsCahill?« Eine Frauenstimme, die sie nicht kannte, rief nach ihr.
»Ich bin hier«, antwortete sie, entschlossen, sich nicht von der Stelle zu rühren. Vom
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