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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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ausdrucksstarken Augen. »Vielleicht hätte ich das nicht sagen dürfen.«
    »Nein, schon gut. Früher oder später hätte ich es ja ohnehin erfahren.« Sie gingen zum Aufzug. »Sie sagten, es ist ein Mann?«
    Carmen hob eine Hand und trat in die Kabine. »Ich meine, MrCahill hätte von einem Mann gesprochen. Tom Soundso, glaube ich, aber berufen Sie sich nicht auf mich.«
    »Nein«, versprach Marla, und während die Kabine in den ersten Stock hinunterfuhr, hatte sie zum ersten Mal das Gefühl, in diesem großen, schönen, alten Gebäude, das ihr Zuhause war, jemandem nähergekommen zu sein.
    Sie durchschritten einen breiten Flur, der, wie Marla vermutete, das Herzstück des Hauses darstellte. Es war dunkel bis auf das Licht weniger Lampen auf Tischchen. Sanfte Musik klang aus verborgenen Lautsprechern, und Gemälde, wahrscheinlich Originale, zierten die Wände. Geblümte Läufer bedeckten den Holzfußboden und setzten sich in mehrere Zimmer hinein fort.
    Sie folgte Carmen in einen Raum, der offenbar als Wohnzimmer genutzt wurde. Darin befanden sich diverse Sitzgruppen, kleine Tische, zwischen denen Philodendren und Farne in Kübeln standen, und ein massiver gemauerter Kamin, in dessen Kupferdach sich mit warmem, mildem Schimmer das Lampenlicht spiegelte.
    Durch Schwebetüren führte Carmen Marla weiter in ein Musikzimmer. Hier hingen antike Instrumente an den Wänden, und in einer Ecke, vor Fenstern mit Blick über die Stadt, stand ein Konzertflügel.
    Eine weitere Tür führte in die Bibliothek mit einem verglasten Bücherschrank, der bis zur Decke reichte. Daran war eine Holzleiter angebracht, die auf Rollen lief und von einem Ende der Sammlung bis zum anderen gefahren werden konnte. In einer Ecke in der Nähe eines Kübelfarns stand ein Globus, vor dem Erkerfenster gluckerte ein Aquarium mit neonfarbenen tropischen Fischen. Marla bezweifelte, dass sie jemals eines der in Leder gebundenen Bücher aus dem Regal genommen, dass sie je an einem dieser Fenster gestanden, sich in die weichen Polster eines der Zweiersofas gekuschelt hatte … Aber woher wollte sie das wissen?
    »Hier sind die Fotoalben«, sagte Carmen und wies auf ein Eckregal. Marla nahm den ersten Band heraus, schlug ihn auf und sah ein Foto von ihrer Hochzeit. Sie und Alex, damals noch fünfzehn Jahre jünger, er im schwarzen Smoking, sie im weißen Spitzenkleid mit langer Schleppe. Es folgten weitere Bilder von der Kirche, den Hochzeitsgästen, der Torte und dem Empfang.
    Die gesamte Familie war versammelt, bis auf Nick. Er war auf keinem einzigen Foto zu sehen. Aber er hatte ja auch von sich selbst gesagt, er sei der »Ausgestoßene«, und das bedeutete wohl gleichzeitig, dass er das schwarze Schaf der Familie war. Das enfant terrible. Ein Mann, der nach seinen eigenen Gesetzen lebte, die, wie Marla vermutete, denen seines Bruders und seiner Mutter oft genug widersprachen. Kein Wunder, dass sie ihn auf eine sehr urtümliche, gefährliche Art faszinierend fand.
    Sie verdrängte diese Gedanken und betrachtete ein Foto von der Familie auf dem Empfang. Eugenia, in Indigoblau, mit stolz vorgerecktem Kinn, stand neben einem großen, grauhaarigen, distinguiert aussehenden Mann, den die Festlichkeiten zu langweilen schienen. Samuel Cahill, dachte Marla instinktiv. Außer Alex und Marla befand sich noch ein zweites Paar auf dem Bild, zweifellos ihre eigenen Eltern. Marla schnürte es die Kehle zu, als sie das Paar betrachtete. Die Frau war gertenschlank, hatte ein spitzes Kinn, einen hochmütigen Gesichtsausdruck, kurzes dunkles Haar und stechende Augen. Sie trug ein perlenbesticktes Kleid in Hellrosa, das ihrer zierlichen Figur schmeichelte. Der Mann an ihrer Seite war groß und drahtig, ein John-Wayne-Typ, der in seinem teuren Anzug fehl am Platz wirkte. Sein Lächeln, wenn man es überhaupt als solches bezeichnen konnte, wirkte gezwungen, als sei er ständig gereizt.
    Kaum die warmherzige Familie, die ich mir wünsche, dachte Marla mit einiger Enttäuschung. Schlimmer noch, sie erkannte ihre eigenen Eltern nicht. Am wenigsten die Frau. Nichts an ihr rührte an Erinnerungen, und der Mann … nein … Etwas tief in ihrem Inneren regte sich flüchtig, doch sie war sich nicht sicher, und das Gefühl behagte ihr nicht. Es war nicht warm und vertraut, nein … Es war eher wie Hass … eine tiefempfundene Verachtung.
    »Nein«, flüsterte Marla mit einem flauen Gefühl im Magen.
    »MrsCahill?« Carmens Stimme riss sie aus ihren Gedanken. »Stimmt etwas

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