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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schreibtisch aus öffnete sie die Tür zum Flur und sah auf der anderen Seite des Treppenabsatzes die offene Tür zu Cissys Zimmer. Ihr Herz hämmerte, ihre Hände waren feucht, doch sie zwang sich zur Ruhe. Sie befand sich in ihrem eigenen Haus, zum Teufel, im Zimmer ihres Mannes. Sie hatte jedes Recht, sich hier aufzuhalten. Warum kam sie sich wie ein Eindringling vor?
    Wenige Sekunden später schaute eine schlanke Frau mit funkelnden braunen Augen und dunklem Teint durch den Türspalt. »Hi.«
    »Sie … Sie müssen Carmen sein.«
    »Ganz recht.«
    Marla hatte das Bedürfnis, sich zu entschuldigen. »Es tut mir leid, ich …«
    »Ich weiß. Die Amnesie. Machen Sie sich keine Gedanken.« Carmen trat ins Büro. Wenn Marlas verändertes Äußeres sie betroffen machte, so gelang es dem Dienstmädchen gut, es zu verbergen. Sie trug einen schmalen marineblauen Rock und eine weiße Bluse mit aufgekrempelten Ärmeln. »MrsEugenia schickt mich, um nach Ihnen zu sehen und wegen des Abendessens anzufragen«, erklärte sie. »Als ich Sie in Ihrem Zimmer nicht antraf, habe ich mir Sorgen gemacht.«
    »Mir geht’s gut … nun ja, den Umständen entsprechend. Im Augenblick ist wohl alles relativ.« Marla heftete den Blick wieder auf den Monitor. »Sie kennen nicht zufällig mein Passwort?«
    »Tut mir leid.« Carmen schüttelte den Kopf. »Ich kann mich aber auch nicht entsinnen, dass Sie den Computer häufig benutzt hätten.«
    »Sie wissen sicher auch nicht, wo meine Handtasche sein könnte – die Tasche, die ich in der Unfallnacht bei mir hatte?«
    Die Frau legte die Stirn in tiefe Falten und schürzte nachdenklich die Lippen. »Ich habe sie nicht gesehen … und auch sonst nichts von Ihren Sachen.«
    Marla resignierte. Sie schob den Sessel zurück. »Und meine persönlichen Dinge, Fotos aus meiner Kindheit oder von Cissy als Baby?«
    »Ja, sicher.« Carmens Miene hellte sich auf. »Damit kann ich dienen.«
    Marla hob ruckartig den Kopf. »Tatsächlich?« Das war doch schon mal etwas. Nicht viel, aber ein greifbares Bindeglied zu ihrer Vergangenheit.
    »Klar. Die Fotoalben stehen in der Bibliothek.«
    »Vielleicht sollte ich sie mir anschauen. Ich weiß, das mag seltsam klingen, aber wären Sie so nett, mir das ganze Haus zu zeigen?«
    »Natürlich, gern. Und was ist mit dem Abendessen?«
    »Ist es schon so spät?« Marla hob den Blick zum Dachfenster oberhalb der Treppe und sah, dass es bereits dunkel wurde.
    »Nein, gegessen wird erst um acht Uhr. Aber MrsEugenia hat immer gern alles gut organisiert.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte Marla und sah im Geiste ihre Schwiegermutter vor sich, resolut und sich ihrer gesellschaftlichen Stellung wohl bewusst. Sie bezweifelte, dass Eugenia jemals eine Regel verletzte, geschweige denn brach, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass die zierliche Frau je bereit wäre, ihren Terminplan zu ändern.
    Auf dem Weg über den Flur sagte Marla: »James ist nicht im Kinderzimmer. Ich habe nachgesehen.«
    »Er ist unten. Bei Fiona und MrsEugenia.«
    »Schön. Eine Sorge weniger.«
    Gewandt wie ein Museumsdirektor zeigte Carmen ihr die Räume im zweiten Stock. In Cissys Schlafzimmer – gelb gestrichen und völlig im Chaos versunken – lagen auf dem Fußboden verteilt Bücher, Disketten, CDs und Zeitschriften. Der Schminktisch war vollgestellt mit Make-up-Gläschen und Tuben, die Wände mit Postern ihrer Teenie-Idole behangen … Einige Gesichter erschienen Marla vertraut, doch sie konnte ihnen keine Namen zuordnen.
    Ein weiterer Raum auf dieser Etage diente als Gästezimmer. Marla sah sich nach Hinweisen auf Nick um, fand jedoch keine. Das Zimmer war genauso adrett und unpersönlich eingerichtet wie ihr eigenes, allzu perfekt mit den passenden Ölgemälden, den farblich aufeinander abgestimmten Vorhängen und Teppichen, alles in einem Stil lässiger, verhaltener Eleganz. Künstlich. Unecht. Marla wusste selbst nicht, warum sie es so empfand, doch sie hatte das Gefühl, dass dieses Haus und ihr eigenes Leben ein einziger Schwindel waren.
    »Und Fiona? Wo schläft sie?«, fragte sie, als sie einem sanft ausgeleuchteten Flur folgten.
    »Die Hausangestellten wohnen im Obergeschoss«, erklärte Carmen. »Die Köchin, das Hausmädchen und wahrscheinlich auch der Pfleger, sobald er eintrifft.«
    »Pfleger?«, wiederholte sie.
    »MrCahill hat einen Pfleger engagiert, der Sie rund um die Uhr betreut.«
    »Für mich?«
    Carmen verzog das Gesicht und rollte mit den dunklen,

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