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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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hören.
    »Eine Schlange?«, wiederholte Marla, wandte den Kopf und sah Eugenia böse aus dem Fenster starren. »Wieso?«
    »Eine Schnüfflerin, eine Klatschbase, eine, die zubeißt, wenn du am wenigsten damit rechnest. Bedauernswerter Abschaum. Sie wollte mal hoch hinaus. Hat sich Ted Lindquist in den Kopf gesetzt und eine fünfundzwanzigjährige Ehe zerstört, ohne auch nur einen Gedanken an Frances und die Kinder zu verschwenden.« Laut seufzend trat Eugenia vom Fenster zurück, setzte die Brille ab und polierte sie mit einem bestickten Taschentüchlein, das sie aus der Jackentasche zog. »Na ja, ich sollte nicht klatschen, ich weiß, aber Frances war eine Freundin von mir.«
    »Joanna hat etwas von Schwierigkeiten in Cahill House erwähnt.«
    »Ja, ich habe es gehört«, antwortete Eugenia seufzend, und Marla hätte gern gewusst, wie viel von der Unterhaltung ihre Schwiegermutter mitbekommen hatte. Hatte sie absichtlich gelauscht? »Tja, ich denke, ich sage dir am besten die Wahrheit.«
    »Das wäre nett«, erwiderte Marla mit spröder Stimme.
    Eugenia ließ sich in ihrem Lieblingssessel nieder. Ihre Augen hinter der Brille wirkten alt und müde. »Das ist eine hässliche Geschichte. Letztes Jahr wurde Klage gegen den Leiter des Hauses erhoben, einen Prediger. Ihm wurde vorgeworfen, sich … mit einem Mädchen eingelassen zu haben. Der Verdacht konnte nicht bestätigt werden. Die Klage wurde fallengelassen, und das Mädchen, damals noch nicht volljährig, blieb anonym. Aber du weißt ja, wie es ist. Die Presse bauschte die Sache maßlos auf. Alex hatte natürlich alles im Griff, aber die Gerüchte blieben, hingen weiter in der Luft und schädigten den Ruf von Cahill House.« Sie wischte sich die Augenwinkel, obwohl sie offenbar nicht weinte. »Wie auch immer, das liegt mehr als ein Jahr zurück – etwa achtzehn Monate.« Eugenia steckte ihr Tüchlein ein und setzte die Brille wieder auf. »Menschen wie Joanna stürzen sich gern auf solche Gerüchte und lassen sie niemals ruhen.« Sie sah Marla in die Augen. »Ich glaube, das liegt daran, dass sie selbst ein schlechtes Gewissen haben und immer froh sind, wenn jemand anders ins Kreuzfeuer gerät. Aber lass uns jetzt nicht mehr darüber reden«, schloss Eugenia das Thema ab. »Meinst du nicht, dass du vor dem Abendessen noch ein Weilchen ruhen solltest?« Sie sah auf die Uhr im Foyer. »Außerdem ist es Zeit für deine Medizin, nicht wahr? Ich glaube, Carmen hat sie schon in deinem Zimmer bereitgestellt.«
    Marla wollte widersprechen, doch ihr fehlte die nötige Kraft dazu. Sie war müde, und die Kopfschmerzen setzten wieder ein.
    »Carmen kann dir die Treppe hinaufhelfen.«
    »Ich glaube, das schaffe ich schon allein.«
    »Du solltest es nicht übertreiben«, rügte Eugenia mit einem Blick auf Marlas leeres Weinglas. Missbilligend schürzte die alte Frau die Lippen, hielt sich jedoch mit weiteren Ermahnungen zurück. »Weißt du schon, dass Alex einen Pfleger eingestellt hat? Er nimmt heute Abend seine Arbeit auf.«
    »Ich brauche keinen Pfleger.«
    Eugenia lächelte nachsichtig und erhob sich. »Wir werden sehen«, sagte sie und stolzierte auf ihren hohen Absätzen aus dem Zimmer. Marla machte sich trotz ihrer Kopfschmerzen auf den Weg in die Bibliothek im ersten Stock, holte ein paar Fotoalben aus dem Regal und nahm sie mit in ihr Zimmer.
    Pflichtschuldig trank sie den auf dem Nachttisch bereitgestellten Saft und hoffte, dass davon die Kopfschmerzen nachlassen würden. Sie schlüpfte aus den Schuhen, kroch unter die Bettdecke und begann in den Alben zu blättern. Die Hochzeitsfotos hatte sie bereits gesehen, jetzt wandte sie sich den Aufnahmen aus dem ersten Jahr ihrer Ehe mit Alex zu. Fotos von ihr in einem Cabrio, Alex an ihrer Seite; beim Sonnenbaden an einem tropischen Strand, ein Glas in der erhobenen Hand; beim Tennisspielen und dann mit Cissy … und dem Mann, in dem sie jetzt ihren Vater erkannte. Das Baby auf dem Schoß, schaute er ohne ein Lächeln in die Kamera. Sie mochte ihn nicht. Das wusste sie jetzt. Sie hatte ihn nie gemocht. Er war kalt und distanziert, und die Frau, die ihre Mutter war – sie empfand nichts für diese Frau mit der Wespentaille und der ewig mürrischen Miene.
    Denk nach, Marla, denk nach. Da waren Fotos von dem Mann auf einer ausgedehnten Rasenfläche, im Hintergrund ein palastartiges Backsteinhaus im georgianischen Stil mit weißen Säulen, breiter Veranda vor dem Eingang, das zweistöckige Hauptgebäude flankiert von

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