Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
kürzeren einstöckigen Seitenflügeln. War dies das Haus, in dem sie aufgewachsen war?
    Kaum fähig, die Augen offen zu halten, blätterte Marla weiter, und jedes Mal, wenn sie ihren Vater sah, zuckte etwas in ihrem Inneren zurück, als hätte sie Angst vor ihm, als ob … als ob nichts, was sie im Leben geleistet hatte, je gut genug für ihn gewesen wäre.
    »Das ist doch Irrsinn«, murmelte sie vor sich hin und blinzelte. Sie war so verdammt müde, dass sie keine Sekunde länger wach bleiben konnte. Also legte sie die Alben zur Seite und ließ sich ins Kissen sinken. Sie würde ein kurzes Nickerchen halten, um danach, wenn ihr Kopf wieder klar war, ihre Probleme erneut in Angriff nehmen zu können. Doch als sie dann schlief, träumte sie, und die Personen in ihrem Traum hatten keine Gesichter. Sie wimmelten um sie herum, sprachen aus Mündern, zu denen weder Augen noch Nasen gehörten, lachten und scherzten, doch sie blieb außen vor.
    Sie war eine Ausgeschlossene. Allein. Isoliert. Sie hörte Stimmen, konnte aber selbst nicht sprechen. Es war, als sei sie unsichtbar … Irgendwo weit entfernt weinte ein Baby … und eine Stimme, die sie hätte erkennen müssen, sagte: »Ich weiß, ich weiß, aber von jetzt an notieren Sie einfach, wer angerufen hat, und ich benachrichtige sie. Bringen Sie ihr nicht den Apparat. Es ist noch zu früh und zu peinlich für sie. Sie sieht schauderhaft aus. Das arme Ding kann kaum sprechen mit diesen verdrahteten Zähnen. Wirklich, es ist in ihrem eigenen Interesse.«
    Marla wollte protestieren … Die Frau sprach über sie. Das Baby hörte auf zu weinen, und Marla wälzte sich auf den Bauch und kuschelte sich tiefer unter die Decke. Sie war so müde, so verdammt müde. Wenn sie aufwachte, würde sie alles regeln, die Menschen hätten wieder Gesichter … Wenn sie aufwachte …

    »Und Tough Guy geht es gut?«, fragte Nick. Er saß in seinem Hotelzimmer auf der Bettkante und streifte mit einer Schuhspitze den anderen Schuh ab. Den Hörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt, lehnte er sich ins Kissen zurück und blickte zum Betthimmel aus Batikstoff auf.
    »Ja, wie nicht anders zu erwarten«, erwiderte Ole. »Er ist bei mir und verhält sich ganz brav, guckt nur immer die Straße runter und wartet auf dich.«
    »Ich hatte gedacht, ich würde früher zurückkommen«, sagte Nick. »Aber es dauert wohl noch ein bisschen.«
    »Kein Problem.«
    Nick runzelte die Stirn bei dem Gedanken daran, wie tief er gerade in Marlas Probleme hineingezogen wurde. Andererseits, so überlegte er, hatte es sich wohl nicht vermeiden lassen. Wie immer, wenn es um diese Frau ging. Trotzdem, es war seltsam gewesen, sie so geschunden und verschwollen im Krankenhaus zu sehen, und er war hin- und hergerissen zwischen Verbitterung und Mitleid. Armes kleines reiches Mädchen. Oder, treffender ausgedrückt: Armes elendes reiches Miststück.
    »Mach dir wegen Tough Guy keine Sorgen«, sagte Ole jetzt. »Ich pass auf ihn und die Notorious auf wie auf meinen Augapfel.«
    »Danke.« Mit dem Telefon noch in der Hand, ging Nick auf Socken zum Fenster mit Blick auf die Haight Street. »Ich gebe dir Bescheid, wann ich zurückkomme.«
    »Das wäre nett.« Ole legte auf, und Nick massierte seinen verspannten Nacken. Seit er Alex auf dem Parkplatz beim Jachthafen in Devil’s Cove gesehen hatte, war er verspannt. Und diese Verkrampfung nahm mit jedem Tag zu. Sein Blick wanderte den Berg hinauf. Irgendwo dort oben erholte sich Marla gerade und fand hoffentlich bald ihr Gedächtnis wieder. Sein Gewissen meldete sich, denn es gab gewisse Zeiten in seinem Leben, an die er nicht denken mochte. Doch die Erinnerungen daran blieben, schlummerten dicht unter der Oberfläche, Erinnerungen an dunkle Winkel, heiße Haut, und der Moschusduft von Sex war allgegenwärtig. Marla war die aufreizendste Frau, die er je gekannt hatte. Die einzige, die ihm wirklich unter die Haut gegangen war.
    Ganz gleich, unter welchen Umständen, immer wenn sie sich trafen, hatte in ihren Gesprächen, in den schwülen Blicken, die sie ihm zuwarf, in den schmetterlingsleichten Berührungen ihrer Finger an seinem Nacken oder seiner Brust Leidenschaft geknistert. Keine Frau hatte ihn je so erregt. Weder vorher noch nachher.
    Er war dumm genug gewesen zu glauben, das beruhe auf Gegenseitigkeit und sie seien durch eine Art kosmische, einzigartige Energie miteinander verbunden. Natürlich täuschte er sich. Und er war alt genug gewesen, um es besser zu wissen. Mit

Weitere Kostenlose Bücher